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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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bei uns aufkreuzt.«
    Sams Lächeln vertiefte sich. »Na, wenn das so ist … Dann also, diesen Sonntag bei euch.«
    Nach diesen Worten packte mich Rufus endgültig am Handgelenk und zerrte mich zum Ausgang. Als es mir gelang, noch einen Blick zurückzuwerfen, stand Sam immer noch mit verschränkten Armen und einem Lächeln im Gesicht da. In diesem Augenblick sah er gar nicht aus wie von dieser Welt. Er war echt und greifbar, mit beiden Beinen auf dem Boden stehend. Ich lächelte glücklich zurück, dann bemerkte ich das Glimmen. Es spann sich ganz fein um seine Silhouette und verlieh ihm wieder dieses überirdische Leuchten. Zum ersten Mal wünschte ich mir, es wäre nicht da.

3
    Meereslocken
    Sam
    Ich saß mit geschlossenen Augen da und wartete die kurze Ruhepause ab, bis die nächste Welle gegen das Segelschiff der Levanders brandete und es zum Tanzen brachte. Der gleichbleibende Rhythmus des Meeres beruhigte mich, viel mehr noch: Ich war kurz vorm Einschlafen.
    »Sam, du Penner, schlafen ist nicht!«
    Nachdem Chris das jetzt schon zum dritten Mal gesagt hatte, gab ich auf und öffnete die Augen. Ich hatte nichts verpasst. Die Jungs saßen immer noch eng gedrängt in der Schiffskabine und starrten gemeinschaftlich auf den Bildschirm des Laptops, den Luca mitgebracht hatte. Irgend so ein durchgedrehter Kung-Fu-Film, während im Hintergrund in einer Endlosschleife ein Album von The Clash lief. Klassisches Freitagabend-Programm zum Warmlaufen, bevor man auf die Partys ausschwärmte.
    Ich saß oben auf der schmalen Treppe, die aufs Deck führte. Die Enge der Kabine war nicht nach meinem Geschmack, dort unten wäre ich mir eingepfercht vorgekommen. Von zu kleinen Räumen hatte ich heute nämlich schon bei meiner Tankstellen-Schicht genug gehabt. Zwar war es auf Deck ziemlich frisch, weil der Wind von Nordwest kam, aber es gefiel mir richtig gut, wenn der Wind mir die Wangen kühlte und an meiner Kleidung riss.
    Gerade als ich mich wieder dem Geräusch der Wellen überlassen wollte, pfiff Rufus nach mir. Er verrenkte sich beinahe den Rücken, als er mir über Luca hinweg eine Tüte mit Chips reichte. »Greif zu, bevor Chris alle vernichtet hat.«
    Lustlos schnappte ich mir eine Handvoll und gab die Tüte dann an Chris weiter, der bereits nervös in meine Richtung schielte. Der Gute ertrug Kampfszenen einfach nur, wenn er sich dabei etwas in den Mund stopfen konnte. Das galt auch für Geballere und Horrorkram. Nur der Anblick halb nackter Schönheiten konnte seinen Kautrieb stoppen. Die beste Diät für den etwas in die Breite gehenden Chris wäre zweifelsohne eine ganze Festplatte voller Erotikstreifen gewesen. Im Hintergrund starteten The Clash gerade wieder von vorne durch.
    Ich stand auf, wobei erst meine steif gewordenen Knie mir verrieten, wie lange ich schon auf dieser Treppe gesessen hatte, und ging aufs Deck. Dort spielte ich kurz mit dem Gedanken, eine Taschenlampe zu holen, aber der Wind hatte den Nachthimmel blitzblank gepustet, dass die Sterne die Umgebung erleuchteten. Die Wilden Vaart lag in zweiter Reihe, doch ich hatte einen guten Blick auf den Kai, der verlassen dalag. Außer uns Jungs trieb sich hier heute Nacht keiner herum, dafür war es noch zu kühl. Viele Anlegestellen waren um diese Jahreszeit nicht einmal besetzt. Die meisten Segler und vor allem die Touristen würden ab dem nächsten Monat in St. Martin einfallen, wenn die ersten Sonnenstrahlen sie anlockten. Mir gefiel gerade die erste, stets raue Hälfte des Frühjahrs am besten, wenn das Meer aufgewühlt war, der Strand unberührt und die Steilklippe sich noch nackt zeigte, bevor Heide und Seelavendel sich darauf ausbreiteten. Mein Blick wanderte zu den Hafengebäuden rüber, wo auch die Spelunke lag, die mein Vater zu seinem zweiten Wohnzimmer erklärt hatte. Zwar war niemand zu sehen, aber drinnen war noch Licht. Es gab also zumindest noch einen Besucher, und wer das war, wollte ich lieber nicht so genau wissen.
    »Ist arschkalt hier draußen.«
    Rufus stellte sich dicht neben mich und zog die Schultern so hoch, dass sie fast seine Ohren berührten. Für Rufus konnte es nie warm genug sein, er war ein regelrechtes Reptil. Es grenzte an ein Wunder, dass er so gern Segeln ging. Na ja, dafür jammerte er dabei unablässig darüber, wie kalt der Wind sei und welche Körperteile er schon nicht mehr spürte.
    »Was ist los, Sam? Du wirkst komplett abwesend.«
    Das musste wohl sehr auffallen, ansonsten wäre Rufus nie auf die Idee gekommen, mich

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