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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Milas Bike langzumachen«, sagte ich herausfordernd.
    Luca kippelte von den Fußspitzen auf die Fersen und zurück. »Mhh«, machte er gedehnt. Dann sagte er etwas, das mich auf andere Gedanken brachte: »Mila hat was, auch wenn sie noch ein wenig jung rüberkommt. Du weißt schon, was ich meine - als hätte sie gerade erst aufgehört, an Schutzengel zu glauben. Vermutlich ist sie das natürliche Gegengewicht zu ihrem Bruder. Wenn beide Kinder so heftig drauf wären, würden die Eltern vermutlich verzweifeln. Wie bist du eigentlich auf sie gekommen? Du hängst doch schon seit zwei Jahren mit Rufus ab. Wenn ich raten müsste, würde ich auf ihren neuen Haarschnitt tippen. Sieht ziemlich gut aus.«
    Das waren ganz schön viele Worte für Lucas Verhältnisse und dazu auch noch ziemlich klare. Erstaunt sah ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, bis er zu lachen begann.
    »Glaubst du etwa, diese Veränderung hättest du als Einziger bemerkt? Na, dann hör dich mal ein wenig an der Schule um. Das ist diese Von-der-Raupe-zum-Schmetterling-Geschichte. Hat bei Mila überzeugend funktioniert. Also raus mit der Sprache, seit wann hast du sie auf dem Schirm?«
    Obwohl ich eigentlich eine ernste Miene machen sollte, musste ich lachen. »Mir hat sie schon gefallen, bevor sie euch anderen Kerlen mit ihren raspelkurzen Haaren den Kopf verdreht hat.« Ich hielt einen Moment inne. »Das klingt jetzt komisch, aber ich fand ihre Bilder klasse.«
    »Ihre Bilder? Willst du mich verarschen?«
    »Du hast gefragt. Ihre Bilder waren jedenfalls noch nie kindlich oder verträumt, sondern ziemlich … ich weiß nicht. Klarsichtig? Wenn ich sie mir angesehen habe, dachte ich mir jedenfalls immer, dass ich die Frau mag, die sie gezeichnet hat. Nur, dass die Frau halt noch ein kleines Mädchen war. Bis vor Kurzem jedenfalls.«
    In Lucas Augen blitzte es übermütig. »Das ist krass. Du hast quasi nur darauf gewartet, dass sie …«
    »Nein, so war es nicht!« Ich riss meinen rechten Arm hoch, um ihm einen leichten Stoß vor die Brust zu versetzen. Dabei vergaß ich, dass mein kaputter Ellbogen solche Sachen nicht mitmachte, von den Schnittwunden an meiner Hand einmal abgesehen. Ich fluchte ausgiebig, bis der Schmerz wieder nachließ. »Es hat sich einfach von allein ergeben, aber rückblickend sieht es so aus, als würde alles zusammenpassen. Mit ihr und mir.«
    Luca sah so aus, als würde ihm noch das eine oder andere zu dem Thema einfallen, aber er hielt sich zurück. »Freut mich jedenfalls für dich«, sagte er und ging dann zu seinen Freunden zurück.
    Auf dem Weg zum Strand ging mir unser Gespräch nicht aus dem Kopf. Ich hatte die Wahrheit gesagt: Ich hatte Mila auch vorher schon wahrgenommen, aber es hatte sich nie richtig angefühlt, sich ihr zu nähern. Dabei hatte ich mich stets von ihr angezogen gefühlt. Wenn mich jemand gefragt hätte, warum ich mich trotzdem so lange von ihr ferngehalten habe, hätte ich vermutlich Rufus als Ausrede vorgeschoben. Nur, dass mein bester Freund und seine Eifersucht mir plötzlich ziemlich egal waren.
    Wann war also der Punkt erreicht gewesen, an dem ich plötzlich mit Mila sprechen und mich in ihrer Nähe aufhalten wollte? Natürlich hatte auch ich ihre plötzliche Verwandlung bemerkt, als sie auf einmal mit den kurzen Haaren zur Schule gekommen war. Aber als Bjarne es schlicht nicht hinbekam, ihr diesen simplen Mathekram zu erklären, hatte ich sie vor allem aus Hilfsbereitschaft angesprochen. Ich war auf sie zugegangen - doch es war die Art, mit der sie mich angesehen hatte, die alles verändert hatte. Das war nicht mehr ihr bisheriger Blick, als könnte sie in mich hineinschauen und - im Gegensatz zu mir - erkennen, wer ich wirklich war. Als wäre ich ein Licht, in dessen Schein sie sich aufgehoben fühlte. Jetzt war es auf einmal ein Blick, als wolle sie in mir - Sam - verloren gehen …
    Abrupt blieb ich mitten im Gedränge stehen und ignorierte das vorwurfsvolle Nachluftschnappen von jemandem, der fast in mich hineingelaufen wäre. Mila hatte den Startschuss gesetzt, nicht ich! Ich hatte tatsächlich, ohne mir dessen bewusst zu sein, in den Startlöchern gesessen und auf ein Zeichen von ihr gewartet. Diese Erkenntnis war erregend und beängstigend zugleich. Erregend, weil ich mir zum ersten Mal eingestand, dass ich wirklich mit Mila zusammen sein wollte, mit allen Konsequenzen. Beängstigend, weil dieser Entscheidung etwas Unwiderrufliches anhaftete. Ich befürchtete nämlich nicht einmal

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