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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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durch die Luft zu schleudern, bis er nicht mehr als ein ferner Fleck am Horizont war. Mit kraftvollen Flügelschlägen jagte sie ihm hinterher und schloss gerade rechtzeitig auf, denn aus den Zeichnungen auf seiner Haut brachen schwarze Schlieren hervor und drangen in die Wunde auf seiner Seite ein.
    »Nein.« Shirins Worte wurden vom Wind mitgerissen. »Dieses Herz wird nicht wieder schlagen. Du wirst vergessen, wie du dich selbst heilen kannst. Du wirst alles vergessen. «

    Endlich ließ sie das dunkle Netz frei, in das sie all ihren Zorn und ihre Verzweiflung gewebt hatte. Ihren Garten hatte sie in ein helles Netz gehüllt, um es vor den Ausläufern des Kriegsgeschehens zu schützen, doch der Bann, mit dem sie nun ihre große und zugleich verhasste Liebe belegte, würde ihn für immer von der Sphäre abschneiden. Er war gefangen in einem Kokon, aus dem er sich niemals aus eigener Kraft würde befreien können, und der jeden, der ihn berührte, erstarren lassen würde. Fast schockierte es sie, wie leicht es ihr fiel, ihre ganz eigene Kunst ins Negative zu verkehren. Aber eben nur fast.
    Als sie den Bann vollendet hatte, verpasste sie dem umhüllten Körper einen weiteren Stoß in Richtung Süden, wo laut Samir das Weiße Licht ein vernichtetes Gebiet abgrenzte. Es war nur fair, wenn jener Landstreifen, dessen Zerstörung Ask selbst zu verantworten hatte, zu seinem Gefängnis wurde. Dort würde er von allem gereinigt werden, was er an Wissen und Macht gesammelt hatte. Sie würde dafür sorgen, dass er keinen Weg fand, seinen Körper und damit seine Macht erneut in Anspruch zu nehmen.
    Der Schatten hatte lange genug über der Sphäre gelegen.

    Nach und nach zerfaserten die Zeichen, mit denen der Schatten Shirins Aura geprägt hatte, vor meinen Augen – und mit ihnen der Blick in die Vergangenheit. Ich hörte Pingpongs Schnurren, nahm den Sandelholzduft wahr, der Shirin zu eigen war. Die Welt hatte mich wieder und doch wagte ich es noch nicht, endgültig aufzuwachen. Was Shirin mir gezeigt hatte, hatte mich zutiefst verstört. Nicht nur weil ich einen Blick auf den größten Feind der Sphäre hatte werfen können, sondern auch, weil Shirin ihre dunkelsten Stunden vor mir offenbart hatte. Sei stolz auf das dir entgegengebrachte
Vertrauen, sagte ich mir. Aber in Wirklichkeit war ich schlichtweg überfordert. Immer noch jagten die eben gesehenen Bilder mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken.
    »Mila, mein Liebes.« Shirin streichelte mir über das Haar.
    Erleichtert stellte ich fest, dass ich ihre Berührung nicht ablehnte. So wie ich Shirin trotz allem nicht ablehnte.
    Endlich gelang es mir, sie anzublicken. Sie sah erschöpft und traurig aus, aber auch stolz. Wie lange hatte sie diesen Zug ihrer Persönlichkeit verloren gegeben?
    »Ich weiß, was ich dir gezeigt habe, ist für eine junge Frau wie dich verstörend. Sieh es als das, was es ist: eine dunkle Geschichte über die Liebe. Lass dir keine Angst von ihr machen, denn das, was dich mit Samuel verbindet, wächst auf einem gänzlich anderen Boden. Behalte nur einfach im Hinterkopf, dass man die Liebe zu einem anderen nie über alles stellen darf, auch wenn sie einem noch so stark erscheint. Es gibt immer mehr als die Liebe.«

25
Weißes Papier
    Sam
    Es ist eine interessante Erfahrung, dass Zeit dazu imstande ist, rasend schnell vorbeizugehen und sich zugleich wie Kaugummi in die Länge zu ziehen.
    Nachdem ich den Garten der Levanders verlassen hatte, ging der Tag dahin, ohne dass ich etwas davon mitbekam. Irgendwie war ich ans Meer gelangt, wo ich stehen blieb, während mein im diesigen Licht verhangen wirkender Schatten mich umkreiste. Dann war plötzlich der ganze Strand in Schatten gehüllt. Eben noch war es ein typischer Septembertag gewesen und im nächsten Moment bereits Nacht. Ich registrierte es, doch es kümmerte mich nicht. Denn dieser Ablauf von Zeit fand in der Welt da draußen statt, jener Welt, die mich seit dem Morgen nicht mehr interessierte. Dasselbe galt für die Welt in meinem Inneren, die sich in ein Gefängnis verwandelt hatte, in dem sich die Sekunden unendlich ausdehnten und mir die Gewissheit vermittelten, dass dieser Zustand niemals wieder vorbeigehen würde. Ich steckte fest, nichts bewegte sich mehr in mir. Da war nur ein dumpfer, betäubender Schmerz.
    Seit ich Mila im Garten besucht und sie mich fortgeschickt hatte, gab es mich nicht mehr. Mir war das Existenzrecht in der Menschenwelt entzogen worden. Viel schlimmer

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