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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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ausführte. Oh, das würde ich auch tun, mein Schöner. Aber mit einer Prise künstlerischer Freiheit, wenn sich die Möglichkeit ergeben sollte.
    Ohne weitere Verzögerung konzentrierte ich mich vollständig auf den dunklen Eiszapfenkranz, der Ask umgab. Ich hätte mir gewünscht, dass seine Aura mich anwidern würde – doch leider tat sie das nicht. Ich bekam den Kern von Ask zu spüren, seine Willensstärke und seine unbezwingbare Selbstsicherheit. Es fühlte sich wie ein Rausch an, er zu sein. Für ihn gab es kein Gut und Böse, es gab nur seinen Weg. Das, was er daraus gemacht hatte – die Lügen und Machtspiele, die schließlich im Krieg gegipfelt waren –, spiegelte sich nicht in seiner Aura. Die Spuren der Vergangenheit waren verschwunden. Da war nur dieser Wesenskern, geradlinig und auf ein Ziel zusteuernd, als würde weder links noch rechts etwas anderes existieren. Dies hier war allem Anschein nach wirklich der Neubeginn, von dem er gesprochen hatte.
    Ich ließ mich weiter fallen, schob die Worte beiseite, die Gedanken, die nach Erklärungen griffen, und überließ mich
ganz der Wahrnehmung seiner Aura. Vergaß, wer vor mir saß. Ließ meine Pläne und Gefühle ziehen. Drang hinter den Strahlenkranz und sah … Unbeschreibliches.

    Ich schlug die Augen auf.
    Wellen brandeten krachend gegen den Rand des Eilands, die hinter einer Dunstschicht verborgene Sonne hatte den Zenit überschritten und mein Atem kam leicht und in ruhigen Zügen über die Lippen. Die Luft schmeckte so intensiv nach Salz und Leben, dass ich am liebsten von ihr getrunken hätte.
    Verwundert blinzelte ich. Die Welt um mich herum erstrahlte in einem Farbenrausch, allein das Meer brach sich in den wundervollsten Abstufungen. Nie zuvor hatte ich eine solche Vielfalt an Blau- und Grüntönen gesehen und würde sie wahrscheinlich auch niemals wieder sehen. Kaum gelang es mir, mich vom Anblick des Wellenspiels loszureißen, da blieb meine Wahrnehmung am nächsten höchst spektakulären Objekt hängen: vor mir saß ein Junge. Fasziniert betrachtete ich die feinen Farbverläufe auf seinem bloßen Oberkörper. Ein Toffeeton mit einem feinen Goldstich, darunter, kaum sichtbar fürs Auge, ein feines Netz aus tintenblauen Bahnen. Ich verlor mich in dieser Betrachtung. Die Welt hatte sich in ein Meisterwerk verwandelt. Vor allem betörte mich die Intensität der Farben. Wie wäre es wohl, wenn ich gerade jetzt eine Mohnblüte betrachten würde? Allein bei der Vorstellung breitete sich Wärme in mir aus. Die Sphäre war plötzlich ein wundersames und vor allem greifbares Paradies. Unvorstellbar, dass sie jemals ein grauer Ort für mich gewesen war, der sich mir hatte entziehen wollen. Wie ein Traumbild, das am Rande des Erwachens zerfaserte. Erst jetzt erkannte ich ihre Schönheit.

    Einen Augenblick lang überließ ich mich noch den Eindrücken, dann besann ich mich auf die vor mir liegende Aufgabe. Ich sah eine Schattenschwinge vor mir, allerdings nicht ihre Aura. Die trug ich in mir – oder vielmehr ein Abbild von ihr.
    Eine Melodie summend, spielte ich mit der Bernsteinspitze in meiner Hand, dann lehnte ich mich vor, um die richtige Stelle für das Abbild zu ertasten. Dabei überließ ich mich völlig meinem Instinkt. Kaum hatte ich sie gefunden, setzte ich die Spitze an und ritzte das Abbild in die Haut, ohne darauf zu achten, dass sich die feinen Schnitte rasch mit Blut füllten. Es brauchte ohnehin nur zwei Schnitte: einen langen waagerechten, und einen kurzen, an einem Ende schräg angesetzten.
    Ein Pfeil.
    »Das bin ich«, stellte Ask fest, während er mit dem Zeigefinger an der blutigen Wunde über seinem Rippenbogen entlangfuhr. »Direkt unter dem Herzen. Sieht ganz so aus, als würde ich immer wieder an dieser Stelle von einer Frau gezeichnet werden, gleichgültig, in welchem Körper ich stecke.«
    Ich setzte mich auf meine Fersen zurück. Während ich das von mir geschaffene Zeichen betrachtete, vergaß ich, warum es sich mir offenbart hatte. Das Rot, das eben noch die Schnitte gefüllt hatte, wich einem dunklen Grau, wie überhaupt wieder alles seine Farbe und mit ihm seine beeindruckende Wirkung verlor. Für einen kurzen Moment hatte ich einen Blick in die Sphäre geworfen, die Sam sah. Sogar über ihre Grenzen hinaus. Doch diese Gabe verlor sich bereits wieder. Zurück blieb nur das Gefühl, mehr erfahren zu haben, als ich begreifen konnte.
    Während ich dasaß und herauszufinden versuchte, ob ich nun glücklich oder traurig oder

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