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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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zentrierten Aura auch auf mich über. Nie zuvor hatte ich eine solche innere Gelassenheit wahrgenommen. Asami stand da wie ein Fels, unbeeinflusst vom Auf und Ab der ewigen Bewegung des Meeres um ihn herum. Mir wurde schmerzlich klar, dass ich zu solch einer Haltung nicht imstande war. Bereits jetzt breitete sich ein Kribbeln in mir aus, begleitet von dem Wunsch, etwas zu tun, in Bewegung zu bleiben, als würde mir die Zeit davonlaufen. Dabei hatte ich als Schattenschwinge ja Zeit bis in alle Ewigkeit.
    »Wie viele Seiten gibt es wohl an dir, die ich nicht kenne – die niemand kennt, Asami?«, fragte ich mich leise. Ich hatte den Ersten Wächter, der in dieser Funktion so berechenbar schien, völlig falsch eingeschätzt. Dass es auch einen anderen Asami geben könnte, war mir gar nicht in den Sinn gekommen. Und selbst wenn, so hätte ich bestimmt niemals darauf getippt, dass er ein Meister im Hier und Jetzt wäre.
    Während ich meine Hände an der weiten Leinenhose trocken rieb, die Asami mir für das Training überlassen hatte, gestand ich mir ein, dass meine Zeit in der Menschenwelt mich ganz schön verzogen hatte. Dort war es mir ein Leichtes gewesen, Menschen einzuschätzen, weil sie für mich wie ein Buch zu lesen waren. Die Schattenschwingen hingegen musste ich ganz klassisch kennenlernen. Dabei hatte ich den Fehler gemacht zu glauben, dass sich mir superlebenserfahrenem Typen jemand wie der jahrhundertealte Asami auf den ersten Blick offenbaren könnte. Was in der Mathematik Gesetz war – eine Eins ist eine Eins, also ist ein Erster Wächter ein Erster Wächter – galt noch lange nicht für lebende Wesen. Und schon gar nicht für eine Schattenschwinge mit japanischen Wurzeln.

    In diese Überlegungen versunken, war ich den Strand entlanggelaufen, bis ich schließlich auf die ersten Felsen vor den Klippen stieß. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie weit ich gegangen war. Mit der Hand hielt ich mir das Haar aus den Augen, in das der Wind unablässig hineinfuhr, damit ich zur höchsten Klippe hinaufblicken konnte. An diesem Ort – sowohl hier in der Sphäre als auch drüben in der Menschenwelt – war in den letzten fünf Monaten mehrmals mein Leben auf den Kopf gestellt worden: angefangen mit der Nacht, als ich mich vor meinem Vater durch einen Sprung von den Klippen gerettet hatte, über den Moment, in dem ich zu Mila zurückgekehrt und sie mit in die Sphäre genommen hatte, bis hin zu meinem Kampf gegen Asami um das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben.
    Die Klippen, seit meiner Kindheit der wundersamste Platz für mich, waren zu einem Symbol für mein Schicksal geworden. Als ich sie mir ansah, wie sie sich dem Meer entgegenstellten, fragte ich mich, was mich wohl noch alles erwarten mochte. Auch wenn ich es mir sehr wünschte, wurde ich den Verdacht nicht los, noch lange nicht alle Klippen genommen zu haben. Ein Leben zwischen den Welten zu meistern, damit ich mit Mila zusammen sein konnte, war alles andere als ein Segeltörn bei Sonnenschein. Doch die Frage, ob ein Biologiestudium wirklich die richtige Sache für eine Schattenschwinge war, die es laut den Regeln der modernen Wissenschaft gar nicht geben durfte, schien mir relativ harmlos im Vergleich zu den wesentlich steileren Klippen, die mich in Zukunft sicherlich noch erwarten würden.
    »Mal davon abgesehen, dass man zum Studieren das Abitur braucht. Ich habe ja nicht einmal einen festen Wohnsitz in der Menschenwelt«, murmelte ich vor mich hin, während ich meinen schmerzenden Nacken massierte. Bei
Asami konnte man sich einer Sache sicher sein: Was er machte, machte er zu hundert Prozent. Heute hatte zweifelsohne »Sam an die Grenzen seiner Belastbarkeit zwingen« auf dem Programm gestanden. Falsch. »Samuel« natürlich, wie er mich beharrlich nannte.
    Als ich zu unserem Trainingsplatz zurückkehrte, saß er im Schneidersitz dort, wo unsere Füße den vom Regen fest gewordenen Sand durchpflügt hatten. Sein Bernsteinschwert balancierte er auf den Knien und die Finger lagen so leicht auf der Scheide auf, als wäre die Ehrfurcht vor einer richtigen Berührung zu groß. Als er mich bemerkte, nickte er mir knapp zu. Dabei ließ er sich selbstverständlich nicht zu einem Lächeln herab, aber in seinen kohlrabenschwarzen Augen glaubte ich etwas wie Anerkennung zu erkennen.
    »Sprich ruhig aus, was dir gerade durch den Kopf geht: Du bist mehr als überrascht, mich nach deiner Schwertlektion auf den Beinen zu sehen«, forderte ich ihn auf, während ich mich

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