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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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beschäftigt, dass sie gar nicht mitbekamen, wie wir zwei, zu Salzsäulen erstarrt, mit offenen Mündern mitten im Wohnzimmer standen und sie dabei beobachteten, wie sie sich Stufe für Stufe die Treppe hocharbeiteten. Kurz sah es ganz danach aus, als würden sie es nicht mehr bis auf Rufus’ Zimmer schaffen, aber dann erklang endlich das erlösende Zuschlagen seiner Zimmertür.
    »Das habe ich eben doch wohl geträumt, oder?«, fragte Sam in den Raum hinein.
    »Kannst du bitte sofort meine Erinnerung löschen? Das war ja so was von …« Mir fehlte das passende Adjektiv, das ich laut aussprechen konnte, ohne rot zu werden.
    »Hörst du das? Wenn man die beiden schon hier unten so gut mitbekommt, können wir dein Zimmer die nächste Stunde getrost vergessen. Da geh ich nicht näher ran.«
    Wie ein vom Leben gebeuteltes Ehepaar ließen wir uns
nebeneinander auf das Sofa sinken. Das eben Gesehene musste erst einmal sacken, so viel stand fest.
    »Was Julia gerade mit ihrem …«, setzte ich an, weil es mir wie ein Stachel im Fleisch saß.
    »Hör bloß auf«, unterbrach Sam mich mit einer seltsam gepressten Stimme, als würde er mühsam einen Lachanfall unterdrücken. »Ich möchte jetzt wirklich nicht darüber nachdenken, was sie da gemacht hat. Ansonsten ist diese Sache für mich bis zum Jüngsten Tag gestorben.«
    Das kam so flehend rüber, dass ich zu kichern anfing. Erst ganz verhalten, dann immer lauter, bis schließlich auch Sam mit einstimmte. Nachdem wir uns vor Lachen ausgeschüttelt hatten, ging es uns beiden merklich besser.
    »Das Sofa ist doch auch nicht schlecht zum Schlafen, wenn du dich nicht allzu breitmachst und deine Schwingen schön drin lässt, mein müder Krieger.«
    »Hmm«, brummte Sam und ließ sich mit mir im Arm auf die Seite sinken. Zu mehr fehlte ihm ganz offenbar die Kraft. Obwohl mich weiterhin die Neugier quälte, was ihm heute wohl widerfahren war, hielt ich meinen Mund. Meine Fragen und Sorgen konnten warten, genau wie mein Bedürfnis, mit ihm zu reden und zu lachen. Morgen früh, sagte ich mir, Morgen früh gehört er mir … und ich ihm.
    Es fühlte sich gut an, wie seine Arme warm und schützend um mich lagen und ich seinen immer langsamer gehenden Atem auf meinem Haar spürte. Aber im Gegensatz zu ihm konnte ich nicht loslassen, sosehr mich der Schlaf auch lockte. Ein seltsames Gefühl breitete sich in meiner Brust aus. Ein Warnen und Ziehen. Dann plötzlich wusste ich, was es bedeutete: Wir wurden beobachtet.
    Erschocken starrte ich Ranuken an, der tief über uns gebeugt dastand.

    »Hallo«, flüsterte er und winkte mir mit einem schüchternen Lächeln zu.
    »Du schon wieder!«
    Es gelang mir tatsächlich, alles, was mir an Empfindungen durch den Kopf jagte, in diesen Satz hineinzulegen: Wut, Frustration und Unglaube. Nicht, dass irgendetwas davon Ranuken beeindruckt hätte. Mit dem Zeigefinger stupste er Sam an, der nur ein tiefes Seufzen von sich gab. Wenn mein Freund mich nicht wie ein Schutzwall umfangen gehalten und ich befürchtet hätte, ihn zu wecken, sobald ich mich bewegte, hätte ich Ranuken seinen Zeigefinger in die verkehrte Richtung gedreht.
    »Sam schläft tief und fest«, stellte er zufrieden fest.
    »Und wehe, das ändert sich deinetwegen, Sommersprosse.«
    »Höre ich da etwa einen feindseligen Unterton?« Ranuken schien abzuwägen, ob er sich lieber mit mir befehden oder klein beigeben sollte. Zu meiner Überraschung entschied er sich für Letzteres. »Du wunderst dich doch ganz bestimmt, warum ich schon den ganzen Abend unentwegt bei dir reinschneie, oder?«
    Das klang nicht gut.
    »Aaalsooo.« Ranuken dehnte das Wort wie ein Gummiband, um sich Zeit zu verschaffen. Bildete ich mir das ein, oder war er tatsächlich knallrot unter seinen Sommersprossen? »Du warst da heute ganz schön lange mit Shirin zugange. Das war auch okay für mich, solange der Lesestoff ausgereicht hat, aber dann wurde es verflucht langweilig. Ich meine: so richtig langweilig.«
    Mir kroch es kalt den Rücken hinauf, obwohl Sams Körper jede Menge Wärme ausstrahlte. »Was hast du angestellt? «
    »Nichts Schlimmes«, behauptete Ranuken, aber sein verzweifelter Gesichtsausdruck erzählte etwas anderes. »Da lag
bloß dieser kleine schwarze Kasten auf deinem Schreibtisch, der mit den vielen Nummern drin.«
    »Mein Handy!«, rief ich alarmiert. Wobei rufen, ohne laut zu werden, eine ernsthafte Herausforderung darstellte. Ohnehin begann Sam sich schon unruhig zu bewegen.
    »Genau, das

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