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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Sorge, ich hege nicht die Absicht, das Bett in deiner Gesellschaft einzuweihen. Es geht mir ausschließlich darum, dir einen Raum geben, in den du dich zurückziehen kannst. Ich verlange dir viel ab, und obwohl es noch bei Weitem nicht genug ist, um meine alte Kraft wiederzuerlangen, will ich mich nicht undankbar zeigen. Dieses Zimmer überlasse ich dir.«
    »Bedeutet das, es gehört mir, und ich kann darin tun und lassen, was ich will?«
    »Die Frage ist ein Widerspruch in sich, Mila. Du gehörst mir, wie könnte dir also etwas gehören und mir nicht? Aber ich werde dich hier, so weit es mir möglich ist, in Ruhe lassen. Höflich anfragen, bevor ich eintrete, wenn dich das glücklich macht.«
    Als ob mich irgendetwas glücklich machen könnte, das Nikolai tat. Aber ich hielt meine Zunge im Zaum, denn dieses Zimmer war besser als nichts.
    »Und Lena?«, fragte ich. »Du wirst ihre Kette verlängern müssen, damit sie bis nach oben gelangt. Oder du nimmst sie ihr ab, das wäre noch besser.«
    Eine Zornesfalte grub sich zwischen Nikolais Augenbrauen, die jetzt deutlich markanter geschwungen waren als bei unserer ersten Begegnung, bei der er einem Jungen geglichen hatte. In der Zwischenzeit war er äußerlich gereift, seine Züge fielen kantiger aus und die Schultern waren deutlich kräftiger geworden. Daran konnte nicht einmal seine derzeitige Entkräftung etwas ändern. Er mochte geschwächt, verletzt und auf eine nie dagewesene Weise verändert sein, aber ich hielt ihn für gefährlicher denn je.
    »Ist es wirklich notwendig, dass diese Person sich ebenfalls in deinem Quartier aufhält?«, fragte er missmutig.
    »Unbedingt, denn ohne Lena werde ich mich hier auf keinen Fall aufhalten, womit deine Mühe umsonst gewesen wäre.«
    Das Duell unserer Blicke dauerte noch einige Herzschläge an, dann lenkte Nikolai ein.
    »Gut, aber ich werde mich erst später darum kümmern. Jetzt habe ich noch etwas anderes mit dir vor. Bitte entledige dich dieser übel riechenden Kleidung.«
    Das verschlug mir die Sprache, und ich stand wie vom Donner gerührt da. Von Lena hatte er eben zwar das Gleiche gefordert, aber da hatte schon ein frisches Kleidungsstück bereitgelegen. Davon konnte jetzt nicht die Rede sein.
    »Mila, mit meiner Aufforderung meinte ich sofort und nicht irgendwann. Wenn du also die Freundlichkeit hättest zu gehorchen. Ich würde nämlich nur ungern handgreiflich werden.«
    Wäre es bei dieser Drohung rein um körperliche Gewalt gegangen, hätte ich es darauf ankommen lassen, aber die Vorstellung, Nikolais Hände auf mir zu spüren, selbst wenn es nur für die Dauer einer Ohrfeige wäre, ließ mich einknicken.
    Unvermittelt lief ich rot an. »Würdest du dich vielleicht umdrehen, während ich mich …« Meine Stimme brach ab, doch zu meinem Unglück reagierte Nikolai nicht.
    Nicht dass das eine große Überraschung war. Schattenschwingen hatten nicht das menschliche Schamgefühl, und ich verspürte wenig Lust, ihn aufzuklären. Also drehte ich ihm den Rücken zu und schlüpfte aus meinen Klamotten. Sofort breitete sich auf meinen Armen und Beinen eine Gänsehaut aus. Ich ließ die Sachen fallen, wo ich stand. Meine geringelten Strümpfe waren ohnehin an den Knien zerrissen und der Rest der Kleidung war mit Blut beschmiert. Hier in der Sphäre sahen die Blutspuren aus wie ein wildes Muster in Schwarz. Gar nicht so unschön … vielleicht sollte ich etwas Ähnliches malen, wenn ich eines Tages die Zeit dazu fand, mein Trauma aus der brennenden Halle zu verarbeiten.
    »Und nun? Soll meine nackte Haut etwa das neue Gewand sein, das du für mich vorgesehen hast? Der Trick hat schon in Des Königs neue Kleider nicht wirklich überzeugt.«
    »Dreh dich um«, forderte Nikolai.
    Ja, sicher doch! Die richtig interessanten Dinge gab es schließlich an meiner Vorderseite zu sehen. »Das ist ein total krankes Spiel. Ich habe dir ja einiges zugetraut, aber Spannerei gehörte bislang nicht dazu.«
    »Mila, wenn du nicht tust, was ich dir sage, werde ich dich eben gewaltsam umdrehen. Sobald meine Hände allerdings erst einmal auf dir liegen, kann ich für nichts garantieren. Das ist dir hoffentlich klar.«
    In Sekundenschnelle drehte ich mich um und schlug mir umgehend die Hände vor die Augen, weil Nikolai seine Aura aufleuchten ließ. Eiskristalle tanzten vor meinen geschlossenen Lidern und schnitten schmerzhaft in sie hinein. Nikolai fluchte in einer Sprache, die verdächtig nach Russisch klang. Die Heimat des wahren

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