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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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nicht.«
    Ich interessierte mich entschieden weniger für Solveigs Unvermögen, ihre Hormone unter Kontrolle zu behalten. »Nikolai wird Solveig und ihr Gefolge gegen Sam aufhetzen, er hat es bereits angedeutet, als er über die jüngeren Schattenschwingen sprach, die angeblich die Entwicklung aufhalten wollen. Wenn Nikolai sie davon überzeugt, dass Sam ihr Gegner ist, wird er vielleicht keine Zeit haben, ihnen das Gegenteil zu beweisen, wenn er kommt. Lena, bei dieser Versammlung muss ich etwas unternehmen. Unbedingt.«

28 Wo der Gegner steht
    Die Versammlung begann mit einem Sonnenuntergang, der die gläserne Festung in ein dramatisches Rot tauchte.
    Das Farbspiel nahm mich gefangen, während die Wirkung von Sams Stimme langsam schwand. Nach wie vor sah ich einige Dinge schwarz-weiß, während andere sich unerwartet in ihren prächtigsten Farben zeigten. Besonders die Farbe Rot leuchtete überall auf und sprach meine Sinne auf vielfältige Weise an. Plötzlich wusste ich, was gemeint war, wenn Menschen davon berichteten, dass sie Farben schmeckten. Ich schmeckte das Rot nicht nur, ich fühlte, roch und hörte es, als wäre es ein eigenständiges Wesen. Fast glaubte ich, ich brauchte nur meine Hand auszustrecken und sie zu berühren, die lebendigste Farbe unter allen. Ihr war es sogar gelungen, mein silbernes Kleid in einen Rausch aus Mohnblüten und reifen Kirschen zu verwandeln. Und ich hatte gedacht, Meeresblau sei meine Farbe – weit gefehlt.
    »Ich glaube, sie sind jetzt vollzählig«, riss Lena mich aus meinen Betrachtungen. »Es gibt mir übrigens zu denken, dass Nikolai sich nicht die Mühe gemacht hat, uns einzusperren oder wenigstens eine Ansprache zu halten nach dem Motto: ›Wenn ihr zwei Nasen mein Neue-Götter-Treffen stört, werdet ihr mit dem Kopf nach unten über die Brüstung gehängt.‹ Der wird uns in seinem Wahn doch wohl nicht vergessen haben?«
    Ich rieb ich über mein Gesicht, um einigermaßen klar denken zu können. Die Farbe Rot durfte jetzt nicht wichtiger sein als die Versammlung. »Nikolai und uns vergessen – du solltest ihn eigentlich besser kennen. Wahrscheinlich hat er sogar mitbekommen, dass wir sein Gespräch mit Solveig belauscht haben. Es kratzt ihn nicht, er ist sich seiner Sache ziemlich sicher.«
    »Größenwahnsinnig trifft es wohl eher. Wenn seine neuen Kumpels mitbekommen, dass er zwei Menschen gekidnappt hält, werden die sich flugs überlegen, ob sie wirklich gemeinsam mit Niki an seinem Tisch sitzen wollen. Da kann Solveig noch so sehr von seinem sexy Lächeln begeistert sein, dann ist Schluss mit lustig.«
    »Ich bezweifle, dass Nikolai es so weit kommen lässt, dass wir seinen Gästen die Wahrheit ins Gesicht schreien. Dieses Gebäude gehört ihm, er hat es erschaffen, gewiss verfügt er über Möglichkeiten, um uns notfalls zum Schweigen zu bringen.«
    »Oh, super. Und damit kommst du jetzt, kurz bevor es losgeht. Vermutlich rennen wir volle Kanne gegen eine Glaswand am Ende der Wendeltreppe oder fallen schnurstracks durch den Boden, sobald wir es wagen, den Mund aufzumachen.«
    »Eine Glaswand, die plötzlich vor unserer Nase in die Höhe schnellt … du hast ja echt Fantasie, Lena. Aber das ist unnötig, denn Nikolai wird mir schon nichts antun«, beschwichtigte ich.
    Lena stemmte die Fäuste in ihre Hüften. »Dir vielleicht nicht, aber bei mir wird er deutlich weniger Hemmungen an den Tag legen, da kannst du dir mal sicher sein.«
    Angestrengt horchte ich auf die Geräusche aus der Halle. Anfangs war das Stimmgemurmel bis in meine Kammer vorgedrungen, doch nun herrschte Ruhe. Dann setzte eine Stimme ein, die Solveig gehören musste. Die Versammlung hatte begonnen. Ich musste mich beeilen.
    »Stimmt, mit dir springt Nikolai nicht zimperlich um, wenn du ihn gegen dich aufbringst. Das hat er uns ja bereits gezeigt. Ein solches Risiko dürfen wir nicht eingehen und deshalb wirst du in der Kammer bleiben.«
    »Aber sonst geht’s noch!« Lena tippte sich gegen die Stirn. »Entweder gehen wir beide oder keine von uns. Basta. Wir sind ein Team, so wie es sich für echte Freundinnen gehört. Mich einfach auf die Ersatzbank schieben – also mal echt, Mila, tickst du noch richtig?«
    Lena regte sich noch weiter auf, aber ich hörte ihr schon gar nicht mehr zu. Wenn ich nicht dafür sorgte, dass sie Nikolai nicht in die Quere kam, dann würde er es tun, mit derselben Entschiedenheit, mit der er ihren Kopf unter Wasser gedrückt hatte. Das hatte ich begriffen, obwohl

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