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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Solveig, deren Wolkenpforte ohne Erbarmen niedergerissen wurde. Mehr Verachtung kann man unseren Wünschen kaum entgegenbringen.«
    Ein aufgebrachtes Murmeln ging durch den Saal, als Solveig bei der bloßen Erinnerung an Asamis Anmaßung auf den Tisch schlug. Nikolai berührte flüchtig ihre Schulter, eine Geste voll Zustimmung und Trost.
    Dieser miese Heuchler, dachte ich aufgebracht. Der würde sich zweifelsohne Lederbänder von Solveig ins Haar flechten lassen, solange sie ihm nur das Ruder überließ.
    Und genau das passierte gerade: Solveig trat zwar als Anführerin der Rebellenschar auf, aber in Wirklichkeit hatte sie das Zepter längst aus der Hand gegeben. Alle achteten auf Nikolai, der sich jetzt zu seiner vollen Größe aufrichtete und seine Schwingen öffnete.
    Sogar ich erwischte mich dabei, wie ich ihn anblinzelte, als blendete mich sein Anblick. Nur mit Mühe widerstand ich dem Verlangen, mich seinem Licht zu nähern, bis es für mich nur noch ihn gab. Ich suchte nach den Resten der Sicherheit, die mir Sams Stimme geschenkt hatte, aber da war nichts mehr … und diese entstehende Leere begann Nikolai zu füllen.
    »Wir müssen uns zusammenschließen und als eine unspaltbare Einheit auftreten. Wir müssen nicht nur ein würdiger Gegner sein, sondern ein ohne jeden Zweifel überlegener Gegner, der künftig die Geschicke unserer Heimat bestimmen wird«, fuhr er fort. »Wir sind im Vorteil, denn wir kennen unseren Feind: Es ist jede einzelne Schattenschwinge, die uns dazu zwingt, ein rückgewandtes Leben zu führen. Die uns die Schwingen stutzt mit der Ausrede, wir würden beim Fliegen eh nur abstürzen. Wir wissen, wer sie sind und wie sie vorgehen. Sie hingegen halten uns für vereinzelte Rebellen, die sie, ohne Widerstand zu erfahren, kleinhalten können, notfalls eben mit blanker Gewalt. Aber seit heute sind wir in unserem Wunsch nach Freiheit nicht länger allein. Und das sollten wir ihnen klarmachen mit einem Paukenschlag, bei dem ihnen Hören und Sehen vergeht.«
    »Wir werden es ihnen zeigen!« In Solveigs Sturmaugen blitzte es vor Begeisterung. »Wir werden sie eiskalt erwischen, und danach werden es sich diese Wächter-Schweine überlegen, ob sie unsere Träume weiterhin mit ihren Schwertern zerfetzen.«
    Es gibt nichts Gefährlicheres als verletzte Eitelkeit , dröhnte Nikolais Gedankenstimme voller Zufriedenheit durch meinen Kopf.
    Panisch langte ich an meine Stirn, hinter der es dumpf pochte, als seine Worte in mir nachhallten. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mir vor Schreck auf die Zunge gebissen hatte. Was geschah mit mir?
    Unterdessen sprach Nikolai weiter, als wäre soeben nichts Besonderes geschehen. »Es sind nicht nur die Wächter, die sich gegen uns stellen, Solveig. Sie haben Verbündete, auch solche, von denen man es eigentlich nicht denken würde. Ihnen allen gegenüber müssen wir ein Zeichen setzen, mit einer solchen Eindeutigkeit, dass gar nicht erst Zweifel an unserem Willen aufkommen. Ich bin für eine überzeugende Demonstration unserer Macht, die ein für alle Mal unsere Position klärt. Oder wollen wir uns lieber in Kleinkämpfen mit den Wächtern verzetteln, die uns nur schwächen würden?«
    Das »Nein!« kam gleichzeitig aus einer Vielzahl von Mündern.
    Nikolai brachte zumindest den Anstand auf, sein befriedigtes Lächeln hinter seiner Hand zu verbergen.
    So leicht um den Finger zu wickeln, so hungrig nach Leben und erfülltem Dasein … Die Wächter haben sie mir geradezu in die Arme getrieben.
    Mühsam unterdrückte ich einen Schrei, und noch mehr Willensanstrengung kostete es mich, meine Fingernägel nicht in die Schläfen zu bohren. »Raus aus meinem Kopf«, wisperte ich, doch die Forderung wurde nicht erhört.
    Diese Horde von Dummköpfen … nicht einmal einen Funken von Misstrauen bringen sie mir entgegen.
    »Ich habe mir bereits überlegt, wie wir den großen Paukenschlag ausführen«, sprach Nikolai laut. »Ich werde die Aufmerksamkeit der Wächter auf mich ziehen, besonders die von Asami und seiner Gefolgschaft. Sie werden hierherkommen in der vermeintlichen Sicherheit, es lediglich mit mir aufnehmen zu müssen. Aber stattdessen werden sie auf uns treffen. Auf uns alle. Und wir werden vorbereitet sein.«
    Begeistertes Geschrei brach aus, und diejenigen, die sich bereits gerüstet hatten, hielten ihre Waffen stolz in die Höhe.
    So sah er also aus, Nikolais Plan, um Sam und mit ihm zugleich die gesamte Wächterschar niederzuringen. Gequält blinzelte ich die

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