Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
Vom Netzwerk:
Tränen aus meinen Augen, während seine Genugtuung in mir pulsierte, bis ich kaum noch meine eigene Wut spürte.
    »Das ist ein guter Plan. Deine Festung ist perfekt dafür. Nirgendwo sonst könnten wir uns so hervorragend vor ihnen verbergen, um im rechten Moment zuzuschlagen.« Solveig neigte anerkennend den Kopf. »Aber womit willst du sie herbeilocken?«
    Nikolai erwiderte ihren erwartungsvollen Blick, während ich, von einem Schwindel heimgesucht, einen Schritt vor den anderen setzte, den Tisch als Ziel fest anvisierend.
    »Welches Lockmittel ist stark genug, um die Wächter und ihr Gefolge auf den Kriegspfad zu locken?«, hakte Solveig nach.
    »Ich bin das«, brachte ich heiser hervor, fast taub von Nikolais raschem Herzschlag in meiner Brust. »Wenn sie wissen, dass ich hier bin, wird Samuel kommen … und wenn er kommt, kommen auch die anderen.«
    »Und wer, zur Hölle, bist du, mal davon abgesehen, dass du ein ziemlich normal geratenes Menschenmädchen bist?«
    Immer noch vorsichtig, weil der Boden unter meinen Füßen schwankte, trat ich neben Nikolai, dessen Erregung mich fast die Besinnung kostete. Er war hoch konzentriert und zugleich voller Furcht, ausgelöst durch meine Anwesenheit.
    Du bist mir zu nah … das ertrage ich nicht , flüsterte seine Gedankenstimme.
    »Willst du Solveig nicht antworten? Wer bin ich, Nikolai?«
    Die Muskeln unter seinen hohen Wangenknochen zeichneten sich ab, so sehr stand er unter Druck. »Sag du es mir.«
    Mein Blick glitt über Solveig, deren Mund sich zu einer verkniffenen Linie verzogen hatte, dann weiter über die verschiedensten Gesichter, die alle von Sekunde zu Sekunde mehr an Bedeutung verloren. Wer sie waren, was sie ausmachte – all das war gleichgültig, denn meine Aufmerksamkeit richtete sich nach innen, dorthin, wo sich das einzig Bedeutungsvolle abzeichnete: ein durch die Dunkelheit fliegender Pfeil, der sein Ziel noch nicht erreicht hatte, aber kurz davor stand. Fast konnte ich seine Spitze fühlen, wie sie mich durchbohrte und mein Gewand färbte, sodass es nicht länger rot war, sondern erneut aus reinem Silber. Silber … die Farbe, die mein Innerstes bis in den letzten Winkel erfüllte.
    »Ich bin Nikolais Gefährtin«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Ich bin untrennbar mit ihm verbunden.«

29 Aufbruch
    Sam
    Der sechste Tag nach dem Brand in der Halle war angebrochen.
    Seit sechs Tagen waren Mila und vermutlich auch Lena in Nikolais Gewalt, während ich meine Zeit damit verbrachte, wieder auf die Beine zu kommen, Milas Eltern die Wahrheit über mich und meine Welt zu erzählen, mein Katana aus den Trümmern zu befreien und meinen Vater vergessen zu lassen, dass er einen Sohn hatte. Ich war mir nicht sicher, ob diese Ausbeute angesichts der Lage für mich sprach.
    In der Sternwarte beschlossen wir, uns aufzuteilen. Asami und Ranuken wechselten in die Sphäre, um die Schattenschwingen über die Rückkehr ihres alten Feinds in Gestalt Nikolais zu unterrichten und so viele Verbündete wie möglich zu versammeln. Kaum waren sie zur Tür hinaus, entspann sich eine Diskussion zwischen Shirin und mir: Ich wollte ihre Heilung fortsetzen, damit sie den Wechsel in die Sphäre heil überstand, während sie zwar in die Sphäre gehen, dafür aber auf keinen Fall meine Kraft verschwenden wollte.
    »In deinem angeschlagenen Zustand überstehst du den Wechsel nur, wenn du zulässt, dass ich mich um deine Verletzung kümmere. Ansonsten ist das Risiko viel zu groß, dass du dabei draufgehst«, sagte ich erregt. Nicht etwa, weil ich wütend auf sie war, sondern weil ich mich so hilflos gegenüber ihrer Haltung fühlte. Alles war wichtig, nur sie selbst nicht. Diese Opferbereitschaft erinnerte mich schmerzlich an Kastor, der sehenden Auges in sein Verderben gerannt war. Und ich wollte auf keinen Fall einen weiteren Freund verlieren.
    Shirin baute sich stolz vor mir auf, von Kopf bis Fuß die erhabene Wüstenkönigin. »Du brauchst deine Kraft, Samuel, und zwar jedes noch so kleine bisschen. Vermutlich wird sie ohnehin nicht ausreichen, um dem Schatten gegenüberzutreten. Trotzdem muss ich dich begleiten: Du brauchst meine Hilfe, weil ich die Einzige bin, die seine Vorgehensweise zumindest ansatzweise versteht. Wir müssen das Risiko eingehen, das das Wechseln für mich birgt. Ich fürchte mich nicht davor.«
    »Weil dir dein Wohlergehen total egal ist – im Gegensatz zu mir.«
    Shirin maß mich mit einem herausfordernden Blick, dem ich standhielt, obwohl ich mich in

Weitere Kostenlose Bücher