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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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einige Herzschläge zeichnete sie sich in ihrer vollen Pracht vor meinem Auge ab, und ich fuhr zusammen, als ich ihre Ausmaße begriff: Sie dehnte sich wie eine Blase aus und war jetzt schon verwirrend groß. Dieses Gebilde aus Spiegelglas war mehr als der simple Versuch, den Feind abzuwehren. Sie wuchs und wuchs – doch was genau Nikolai mit ihr bezweckte, gab mir nach wie vor ein Rätsel auf.
    Ich versuchte zu erkennen, was sich im Inneren abspielte, doch kaum war ich nah genug, prallte eine Schattenschwinge mit voller Wucht in meine Seite. Während mir schlagartig die Luft aus den Lungen wich, begriff ich, dass es eine Schulter war, die meinen Rippenbogen eindrückte. Ich packte in den schwarzen Haarschopf des Angreifers und riss ihn zurück.
    Miled, eine der jungen Schattenschwingen, stierte mich zornig an. »Du wirst dort nicht noch einmal reingehen«, knurrte er mich an.
    Ich brauchte einen Moment, um mich zu fangen. Dieser Ton passte genau so wenig zu Miled wie sein Angriff. Bei den Versammlungen hatte ich ihn als sanft und eher in sich gekehrt kennengelernt. Er war ein Junge, der sich auf die Kunst verstand, Instrumente zu schnitzen und auf ihnen zu spielen. Also das genaue Gegenteil von einem Krieger. Und doch bekam ich jetzt die Kraft seiner aufflammenden Aura zu spüren, als er mit dem Arm ausholte, um mir einen ellenlangen Bernsteindorn in den Leib zu rammen. Im letzten Augenblick blockte ich sein Handgelenk ab, sodass der Dorn lediglich meinen Hüftknochen streifte. Ich ignorierte den Schmerz und rammte Miled mein Knie in den Magen. Die gesamte Spannung wich aus seinem Körper und der Dorn fiel aus seiner Hand, dann öffnete er seine Schwingen, um sich von der Luftströmung hochziehen zu lassen. Seine Miene verriet mir, dass er trotzdem nicht gewillt war aufzugeben, deshalb setzte ich ihm nach. Miled trat nach mir, aber damit hatte ich gerechnet und wich ihm aus.
    »Miled, auf mich wartet eine Aufgabe, ich kann mich jetzt nicht mit dir herumplagen. Wenn du nicht aufgibst, werde ich dich verletzen müssen und das will ich nicht.«
    »Du bist genauso arrogant wie dieser Mistkerl Asami. Ihr habt euch wirklich gesucht und gefunden«, fauchte er mich an. »Aber wir werden uns nicht länger von euch unterdrücken lassen!«
    Mit diesen Worten griff er erneut an, allerdings war er viel zu langsam für jemanden, der von dem arroganten Mistkerl Asami in der Kampfkunst unterrichtet worden war. Es war schockierend einfach, Miled mit einem Schlag gegen den Kehlkopf außer Gefecht zu setzen. Als ich seinen Fall abfing, erschrak ich, wie leicht er sich in meinen Armen anfühlte. Er war kein ebenbürtiger Gegner gewesen und trotzdem hatte er sich mir für seine Sache entgegengestellt. Nikolai hatte die jungen Schattenschwingen angestachelt, um sie für seine Zwecke zu missbrauchen, aber es war mehr als das. Seine Worte hatten so viel ausgerichtet, weil sie auf überaus fruchtbaren Boden gefallen waren. Die jungen Schattenschwingen sehnten sich nach einer Veränderung, für sie führte kein Weg zurück, genau wie damals für mich. Wenn dieser Kampf überstanden war, würde ich mich auf die Seite der Jungen schlagen, so viel stand fest.
    ∞∞
    Im Inneren der Festung herrschte Ruhe. Das Kampfgetümmel fand unter freiem Himmel statt, was eher der Natur der Schattenschwingen entsprach, denn dort hatten ihre Schwingen ausreichend Platz.
    Ich legte Miled in sicherem Abstand zum Spalt ab, damit er sich ungestört von seiner Verletzung erholen konnte. Röchelnd kam er wieder zu sich und spuckte einen Schwall Blut auf den gläsernen Grund, unter dem gerade eine Handvoll junger Schattenschwingen Jagd auf einen bewaffneten Wächter machte.
    »Versuch, ruhig zu atmen, und beweg dich möglichst wenig. Der Schlag gegen den Kehlkopf schmerzt zwar höllisch, aber es wird bald besser werden. Versprochen.«
    Miled blickte mich aus tränenden Augen an. Warum hast du mich nicht abstürzen lassen, nachdem du mich besiegt hast?
    »Weil es für mich nur einen Feind unter den Schattenschwingen gibt, und das bist nicht du.«
    Ich klopfte Miled auf den Rücken, dann machte ich mich auf die Suche nach Ranuken, der sich irgendwo in der Festung mit Rufus befinden musste. Draußen auf dem Schlachtfeld waren sie jedenfalls nicht auszumachen gewesen.
    Wo steckst du?
    Wie gewöhnlich kam von Ranuken keine mentale Antwort zurück, sondern der entfernte Hall seines Rufs »Ich hasse das!«, der eindeutig von der Wendeltreppe am Ende der Halle kam. Dort

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