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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Milas Stimme und sprach damit eine Einladung aus, die ich nur zu gern annahm.
    Ohne zu zögern, verdrängte ich das Inferno um mich herum aus meinen Gedanken und gab Milas Traum vom Fliegen damit die Möglichkeit, mich wie einen schützenden Mantel zu umhüllen. Nikolai hatte ihren Traum in seine Aura gewebt und ihn damit wirklich gemacht. Solange Mila lebte, würden auch ihr Traum und ich in ihm leben. Ihr Lachen übertönte das Dröhnen, mit dem die Pforte zusammenbrach, und obwohl diese implodierte wie eine ausgebrannte Sonne, breitete ich meine Schwingen aus und stieg ins Blau des Himmels, das Mila die Freiheit versprochen hatte. Die Pforte mochte zusammenbrechen, aber ich vertraute mich dem Traum an, auf dem sie aufbaute. Ich vertraute darauf, dass von Mila Geschaffenes mich schützen würde.

38 Heimkommen
    Mila
    Ich sah die Klinge nicht, die auf mich niederging, aber sie traf mich und durchtrennte meine Kehle mit einem glühenden Brennen. Trotzdem schnappte ich nach Luft und füllte meine Lungen mit Sauerstoff. Schabte mit meinen Fingernägeln über den nackten Stein, bis sie einrissen, und brachte sogar ein Wimmern über die Lippen. Ich starb durch einen Schwertstreich, aber mein Körper schien davon noch nichts mitzubekommen. Mein Herz dröhnte in meiner Brust, obwohl ich mir sicher war, dass seine letzten Schläge gerade verklangen. Spürte, wie der Pfeil in meinem Inneren von seinem Ziel abkam und im Dunklen verloren ging. Endgültig. Und mit seinem Ende zerbrach die Welt wie ein gläsernes Gefäß, das einen Sprung erfahren hat. Ich wartete auf den Moment, an dem ich endlich erlosch, wo doch mit einem Streich alles in mir gestorben war. Dunkelheit breitete sich um mich herum aus, übermächtig, doch sie fühlte sich keineswegs wie das Ende an, sondern lebendig und fordernd. Die Welt war schwarz, absolut undurchdringlich … und vertraut.
    Lass dich von mir schützen , forderte eine Stimme, die keinen Widerspruch zuließ.
    Also gab ich nach und flüchtete mich in das Schwarz, das sogleich begann, mir Geschichten zuzuflüstern über einen Jungen namens Miyamoto, dessen pechschwarze Augen seine Familie ängstigten, die ihn für einen Fremden hielten, während es doch die Welt war, die verrückt und aus den Fugen geraten war. Für die Menschen, die seine Vertrauten sein sollten, war er kaum mehr als ein Geist, ein Geschöpf, das sie nicht begriffen und das sich selbst ein Rätsel war. Die Schwärze zeigte mir, wie Miyamoto sein Leben in einer Schlucht beenden wollte, doch anstatt auf Grund zu schlagen, öffnete er seine Schwingen und fand sich in der Sphäre wieder, seiner wahren Heimat, von den Narben eines Kriegs entstellt und doch einzigartig und wunderbar. Er wurde neu geboren und schwor sich, auf sein altes Leben mit der gleichen Abscheu zu blicken, die er in den Augen seiner Familie zur Genüge kennengelernt hatte. Endlich fand er seinen Platz und nach langer, langer Zeit auch sein passendes Gegenstück. Das Schwarz zeigte ihn mir, die einzige Person, die für Miyamoto von Bedeutung war. Samuel.
    Licht drang ins Dunkel und wärmte mich.
    Ich war nicht tot … noch nicht.
    ∞∞
    Ich erwachte an einem mir fremden Ort: ein rechteckiger Raum, vollgestopft mit Mobiliar und Krimskrams. Das Fenster zeigte Baumkronen mit verfärbtem Laub und einen Sturmhimmel. Alles wirkte schal und ohne die Leichtigkeit, mit der Schattenschwingen ihre Umgebung gestalteten. Es war, wie wenn man zu lange in die Sonne blickt, und danach erscheint einem alles unwirklich und farblos.
    Zu meiner Verwunderung lag ich in einem Bett, mit einer dösenden Katze am Fußende. Als ich mich aufsetzte, hob sie den Kopf und betrachtete mich interessiert. Mehr nicht. Im Sessel neben dem Bett saß eine Frau mit roten Haarfransen in der Stirn, die mich erwartungsvoll ansah. Ihre Wangenknochen zeichneten sich scharf ab, als hätte sie unlängst stark an Gewicht verloren. Bestimmt war eine Krankheit oder ein schlimmes Erlebnis dafür verantwortlich, dachte ich. Was auch immer es gewesen sein mochte, es gehörte offensichtlich der Vergangenheit an, denn die Frau strahlte trotz der tiefen Erschöpfung, von der ihr Äußeres kündete.
    »Na, du Schlafmütze, wie sieht es aus?«, fragte sie mich und ein Lächeln stahl sich in ihre Mundwinkel.
    Anstelle einer Antwort rieb ich mir erst einmal ausgiebig die Augen. Vielleicht gelang es mir ja dadurch, ein wenig klarer zu sehen oder sogar den Filter loszuwerden, der meine Umgebung mit einem Grauschleier

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