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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Geräuschkulisse aus Wind und Möwengeschrei.
    »Jetzt reicht’s aber mit der Abwarterei, Mila ist schließlich kein Feind, der sich heimtückisch ranpirscht, sondern unser offizieller Lieblingsmensch!«
    Ich kam nicht einmal dazu, einen Anflug von Überraschung zu verspüren, da schoss der rote Kugelblitz auch schon mit ausgebreiteten Schwingen um die Ecke und riss mich kurzerhand in die nächste Düne.
    »Ranuken, du Triebtäter, runter von mir!«
    Weder mein Gestrampel noch mein Gebrülle beeindruckten ihn so weit, dass er von mir abließ. Stattdessen lag er der Länge nach auf mir drauf und schubbelte mir durchs Haar.
    »So eine Wiedersehensfreude, was? Die süße Mila, noch ganz die Alte. Nun freu dich doch auch mal.«
    »Freuen? Wie denn, wo du mich fast erstickst? Mann, geh endlich runter von mir, du bist trotz deiner kurzen Größe zu schwer für mich.«
    »Wie? Kurze Größe?« Mit einem Schwingenschlag hob Ranuken sich einen halben Meter in die Höhe, von wo aus er beleidigt auf mich hinabsah.
    Um Luft ringend, richtete ich mich auf und betastete meine Seite. »Du hast mir mindestens eine Rippe angeknackst«, klagte ich.
    Ranuken winkte ab. »Nun mach mal halblang. Sam ist garantiert doppelt so schwer wie ich, und der hat dich auch noch nicht kaputtgemacht.«
    Nun schnappte ich nicht mehr lautstark nach Luft, weil ich mich platt gedrückt fühlte, sondern aus Empörung. Wie üblich zeigte Ranuken sich davon keineswegs beeindruckt, sondern flatterte auf und ab, sichtlich zufrieden damit, mich sowohl körperlich als auch rhetorisch ausgeknockt zu haben. Während ich über den passenden Gegenschlag nachgrübelte, tauchte hinter Ranuken eine schwarz gekleidete Gestalt auf und zupfte ihm mit einem festen Griff eine Feder aus. So unwirklich die Schwingen aussahen, sie waren real … und entsprechend empfindsam: mit einem Jaulen schraubte Ranuken sich in die Luft.
    Kastor blickte unterdessen mit einem zufriedenen Lächeln auf seine Hand, in der die Feder sich einem Nebelstreifen gleich auflöste. Ohne aufzublicken sagte er: »Noch einen Zentimeter höher, Ranuken, und ich sehe mich gezwungen, dich gewaltsam runterzuholen. Du kennst die Grenze, die du nicht überfliegen darfst – es sei denn, du möchtest unbedingt von Spaziergängern gesehen werden.« Dabei machte er sich nicht einmal die Mühe, die Stimme anzuheben, sondern verließ sich auf seine natürliche Autorität.
    Auch ich stand wie auf Kommando kerzengerade, vor allem weil ich Kastors Stimme noch nie zuvor gehört hatte. Ihr dunkler, überirdisch voller Ton, der in meinen Ohren nachklang, erinnerte mich daran, wie wunderbar die Gegenwart von Schattenschwingen war.
    Noch schneller, als er in die Luft gestiegen war, landete Ranuken. »Nicht nur ein rabiater Federdieb, sondern auch ein Wachhund. Und dabei dachte ich, die Zeiten, in denen unsereins kontrolliert und gegeißelt wurde, wären vorbei.«
    Doch Kastor beachtete ihn nicht weiter, sein Blick ruhte auf mir. »Ich freue mich, dich wiederzusehen, Mila. »
    Mehr als ein Nicken brachte ich nicht zustande, obwohl ich ebenfalls froh war. Der zurückhaltende, früher so schweigsame Kastor, das lebende Gegenstück zum Wirrkopf Ranuken – ja, ich freute mich sogar sehr. Trotzdem blieb mein Lächeln aus, denn etwas stimmte nicht. Nicht nur, weil Kastor plötzlich sprach und in dem eng anliegenden Longsleeve und der dunklen Hose wie einer der smarten Typen wirkte, die in St. Martin mal kräftig von ihrem stressigen Großstadtleben ausspannen wollen – also überraschend normal, von seinen alles andere als normalen Augen und den nackten Füßen einmal abgesehen. Etwas stimmte nicht bei Kastor, nur was?
    »Deine Aura glüht genau so verhalten wie Sams«, kam ich schließlich hinter das Geheimnis. »Hast du auch gegen Nikolai gekämpft?«
    »Ich würde niemals gegen Nikolai kämpfen.«
    Dieser Satz blieb zwischen uns stehen. Ich schwieg, weil ich keine Ahnung hatte, was ich dazu sagen sollte. Und Kastor … nun ja, es war nicht gerade einfach, in seinem Gesicht zu lesen. Gut möglich, dass ich ihn irgendwie gekränkt oder verärgert hatte. Es war aber genauso gut möglich, dass er nur ein Weilchen brauchte, bis er sich zum Weiterreden berufen fühlte. Für Schattenschwingen tickten die Uhren eben anders.
    Unterdessen war Ranuken neben mir gelandet und zupfte an dem Beutel in meinem Fahrradkorb. »Sind da Gummibärchen drin?«
    »He, ich habe dir nicht erlaubt, in meiner Tasche herumzuwühlen.«
    »Ich wühle

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