Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
Vom Netzwerk:
zu erwidern. Mit einem Mal fröstelte ich in der Abendluft. »Nenn mich ruhig weiterhin Asami«, sagte er schließlich. »Ich habe dir meinen Namen nicht genannt, um dir Unbehagen zu verursachen. Wenn du diese Form von Nähe nicht wünschst, dann akzeptiere ich das. Genau wie ich akzeptiert habe, dass du dich für ein Leben an der Seite dieses Mädchens entschieden hast.« Und nicht an meiner – dieser Vorwurf schwang unausgesprochen mit.
    Ich hielt die Spannung zwischen uns beiden kaum aus. Wir mussten schleunigst weg von diesem Thema. »Dieser Wolkenturm, der sich vorhin draußen auf dem Meer aufgebaut hat … deshalb bist du hier, nicht wahr? Ich habe ihn gesehen, zusammen mit einer Gruppe von Menschen, die bei dem Anblick vollkommen ausgeflippt ist.«
    Asami bewegte seine Schultern, um die Anspannung abzuschütteln. Dann nahm er die für ihn so typische Wächterhaltung ein, während die Hand zu seinem Katana wanderte.
    »Kannst du dich noch an Solveig erinnern, das Mädchen mit den eingeflochtenen Lederbändern im Haar, das mit seinen Ansichten über die Versäumnisse und Geheimhaltungen der Älteren bei den Versammlungen die jungen Schattenschwingen aufgewiegelt hat? Sie hat nicht nur ihre Pforte in Erfahrung gebracht, sondern sogleich den Plan gefasst, für ihre Pforte einen entsprechenden Rahmen zu schaffen: ein Wolkenportal. Eine Nummer kleiner geht es bei dieser trotzköpfigen Göre eben nicht.«
    »Stopp. Was meinst du mit Wolkenportal?«
    Asami runzelte die Stirn, für seine Maßstäbe eine fast übertriebene Reaktion. »Bevor beschlossen wurde, die Brücken zwischen der Sphäre und der Menschenwelt niederzureißen, waren solche festen Portale gang und gäbe. Es gehörte einiges an Geschick dazu und vor allem viel Kraft, um sie dergestalt zu errichten, dass sie von beiden Seiten aus durchschreitbar waren. Eine alte, zu Recht vergessene Kunst, denn sie erleichterte nicht nur uns den Wechsel zwischen den Welten, sondern auch den Menschen, die dann frei wechseln konnten. Solveig hat das nicht gekümmert, sie wollte nur umsetzen, was sie in Erfahrung gebracht hat. Außerdem haben die jüngeren Schattenschwingen, die sich um sie scharen, ihr freiwillig einen Großteil ihrer Kraft überlassen, damit sie das Wolkenportal errichtet. Als Symbol des Widerstands.«
    Ich wusste nicht, wie ich zu diesen Neuigkeiten stehen sollte. Natürlich wollte ich eine solche Verbindung nicht, ich wollte überhaupt keine Schattenschwingen in St. Martin. Dass eine solch radikale Trennung unserer Welten allerdings nur mit Gewalt durchzusetzen war, konnte auch nicht richtig sein. »Und du hast dieses Symbol zerschlagen, sobald es überhaupt eine Form angenommen hat?«, fragte ich nach.
    Asami nickte. »So, wie es meiner Aufgabe als Erster Wächter entspricht.«
    »Ach, es gibt sie also wieder, die Wächterkaste. Dann hat die neue Freiheit ja nicht lange vorgehalten.«
    »So einfach ist es nicht. Wir Wächter achten lediglich darauf, dass niemand über die Stränge schlägt, solange die Versammlung noch nicht darüber entschieden hat, wie es weitergeht.« Asami verschränkte die Arme und lächelte bitter. »Es ist wirklich erstaunlich, was für eine Bewegung du losgetreten hast, bevor du gegangen bist. Meine Wächter und ich haben seitdem alle Hände voll damit zu tun, diese Jungspunde unter Kontrolle zu halten. Die betrachten die Menschenwelt offenbar als eine wunderbare Spielwiese zur Entfaltung ihrer Künste. Sie wissen kaum, wer sie sind, aber das hält sich nicht davon ab, in Hybris zu verfallen. Wir können von Glück reden, dass die Suche nach dem großen Unbekannten weiterhin voll im Gang ist, sodass sie bislang zu beschäftigt sind, um auf wirklich dumme Ideen zu kommen. Das wird sich jedoch früher oder später ändern. Solveigs Wolkenportal ist dafür der beste Beweis.«
    Ich musste schwer schlucken. Schattenschwingen, die St. Martin ganz offen als das aufsuchten, was sie waren: übersinnliche Geschöpfe, mit Gaben ausgestattet, von denen die Menschen nur träumten. Die Gefahren, die ihr plötzliches Auftreten mit sich brachten, waren kaum abzuschätzen, doch noch mehr setzte mir die Vorstellung zu, wie ausgeliefert die Menschen dem Ganzen waren. Denn sicherlich würden nicht alle Schattenschwingen so umsichtig mit ihnen umgehen wie Kastor, Ranuken und Shirin. Bei den Versammlungen hatte sich deutlich gezeigt, wie sehr einige von ihnen nach Macht lechzten. Und über Macht würden sie in der Menschenwelt in rauen Mengen

Weitere Kostenlose Bücher