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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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die unverblümt aufkeimende Vorfreude bei dem Gedanken, dass mir nun gar nichts anderes übrigbleiben würde, als zu wechseln. Die Sphäre … der Ort, nach dem ich mich unentwegt sehnte, sobald Milas Zauber mich nicht umfing.
    »Ich kann nicht dorthin«, brachte ich gequält hervor. »Nicht nur weil ich mir vorgenommen habe, die Sphäre nie wieder zu betreten, sondern weil ich auch die Berührung der anderen beim Eintritt nicht ertragen könnte.«
    »Dann werden wir eben meine Pforte nehmen.«
    »Deine Pforte?«
    Asami zuckte lediglich mit den Schultern.
    »Wie hast du deine Pforte denn gefunden?«, fragte ich, obwohl ich befürchtete, meine Frage wäre einen Tick zu persönlich.
    Asami blickte mich nachdenklich an, dann sagte er: »Ich habe mich nach dem Licht gesehnt, das mir verloren gegangen ist. Dadurch habe ich meinen Weg gefunden. Man sehnt sich nach dem einen und bekommt das andere. In meinem Fall ist es die tiefste Schwärze.«

8 Sternwarte
    Mila
    Der alte Leuchtturm am äußersten Zipfel von St. Martins Küstenlinie hatte vor ein paar Jahre als Ausflugsziel ausgedient, nachdem die morsche Wendeltreppe eingebrochen und eine eine Gruppe Drittklässler eine Etage tiefer gestürzt war. Gott sei Dank waren sie ohne größere Blessuren davongekommen, aber dieses Ereignis hatte alle so nachhaltig beeindruckt, dass nicht einmal die wagemutigste Strandclique auf Idee kam, die Besteigung des Leuchtturms als Mutprobe auszusetzen. Nichtsdestotrotz kannte jeder Bewohner von St. Martin das verwitterte Bauwerk aus rotem Ziegelstein, denn als Landmarke war es von weither zu sehen. Jede ordentliche Radtour durch die Dünen führte an ihm vorbei und in seinem Windschatten hatte schon so manches Familienpicknick stattgefunden.
    Als ich am späten Nachmittag über den gepflasterten Weg fuhr, steuerte ich allerdings nicht auf den Leuchtturm zu, sondern hielt bei einem Schlagbaum, hinter dem ein vom Sand halb verschütteter Pfad zwischen den Dünen verschwand. Das dahinter liegende Grundstück war eingezäunt, allerdings auf eine nachlässige Weise, die verriet, dass die Eigentümer die Gemarkung eher locker nahmen. Es kostete mich trotzdem einiges an Kraft, den Schlagbaum beiseitezuschieben, denn er war schon lange nicht mehr bewegt worden und hatte sich dank des oftmals stürmischen Wetters festgesetzt. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, ihn offenstehen zu lassen, entschied mich dann aber dagegen, um nicht unnötig Spaziergänger auf den Pfad zu locken. Ich erwog sogar, meine Spuren zu verwischen, aber das war wohl etwas zu viel des Guten. Nur aus Jux und Tollerei würde niemand hier herumstromern. Warum auch? Das Schild, das früher verraten hatte, worauf man am Ende des Weges stieß, war schon vor einiger Zeit abmontiert worden.
    Mit flatterndem Atem vor lauter Aufregung schwang ich mich aufs Fahrrad, ungeachtet der Steigung, die es zu bewältigen galt. Es ging mir ohnehin nicht schnell genug. Ich musste unbedingt herausfinden, ob mein Experiment funktioniert hatte oder ob ich bloß dem Trugbild meiner überdrehten Fantasie aufgesessen war. Als ich mir die Zeichnung noch einmal angesehen hatte, war in Shirins Augen nämlich beim besten Willen keine Spiegelung des Leuchtturms zu entdecken gewesen. Lediglich die Lichtreflexe, die ich mehr oder weniger aus künstlerischen Gründen eingefügt hatte. Von der Aussicht auf den Leuchtturm, die mein Vater mir bei einem Ausflug gezeigt hatte, war nicht die leiseste Spur zu entdecken gewesen.
    Die Sternwarte am Ende des sandigen Pfads bestand aus einer silbrigen Kuppel, die auf einem weiß getünchten Quader stand, und hatte den Sternguckern von St. Martin so lange gute Dienste geleistet, bis in der Uni ein wesentlich moderneres Instrumentarium aufgebaut worden war. Nach dem Abtransport der wertvollen optischen Geräte war das Gebäude – im Gegensatz zum Leuchtturm – schnell in Vergessenheit geraten. Mir hatte sich jedoch nicht nur sein spezieller Charme eingebrannt, sondern auch die Aussicht von seiner umlaufenden äußeren Galerie aus, die einen fotoreifen Blick auf den Leuchtturm bot.
    Nachdem ich mein Fahrrad gegen eine windschiefe Birke gelehnt hatte, fixierte ich jenen Punkt, an dem Shirin ungefähr gestanden haben musste, als sich der Leuchtturm und das dahinter liegende Meer in ihren Augen gespiegelt hatten. Dort war niemand zu entdecken, die Sternwarte lag still und verlassen da.
    Für ungefähr fünf weitere Sekunden.
    Dann durchschnitt Ranukens Stimme die

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