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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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schlichten Öffnen bleiben. Das Fliegen war eine Sucht, die ich nur unter Kontrolle hielt, solange ich ihr vollkommen entsagte. Meine Schwingen waren keine Schwingen mehr, sondern Zeichnungen auf meinem Rücken.
    Im Bunker stank es nach verschüttetem Bier, und der Geruch von verkohltem Holz lag in der Luft. Offenbar trieben sich hier gelegentlich Jugendliche oder Obdachlose herum. Unter Asamis nackten Sohlen knirschte es, als er hinter mich trat. Seine Hände legten sich um meine Oberarme, und plötzlich war ich froh um den Stoff, der mich einhüllte und seine Berührung abmilderte. So musste ich nicht seinen Atem auf der empfindsamen Stelle zwischen meinen Schulterblättern spüren, als er seine Stirn dort ablegte.
    »Meine Pforte …«, flüsterte er. »Sie ist überall um uns herum. Sie ist die Abwesenheit des Lichts. Ich habe sie erst gefunden, als ich dich verloren hatte.«
    Ich biss die Zähne zusammen und ließ zu, dass Asamis Aura sich um mich ausbreitete. Wie eine Patina legte sie sich auf mich, sanft und doch vereinnahmend, schnitt mich ab von der Welt und von allem, was in ihr war. Eigentlich hätte ich Angst empfinden müssen, stattdessen überkam mich Ruhe.
    Als Asami seine Pforte durchschritt, war das ein Eintauchen in samtiges Schwarz, ein tiefer Fall ganz ohne Aufschlag.
    Auf der anderen Seite, in der Sphäre, nahm dieses Schwarz plötzlich Struktur an, wurde vielschichtiger und sprach zu meinen Sinnen. Da wusste ich, dass ich zu Hause war. In der Sphäre, in der die Farben mehr als Farben waren und sogar ihre Abwesenheit für all das stand, was die Menschenwelt niemals würde bieten können. Ich war heimgekehrt, und obwohl ich es mir verbieten wollte, war ich glücklich.
    ∞∞
    Meine Fingerspitzen tanzten über die sich nach außen wölbenden Wände des Raums, der sich auf der anderen Seite von Asamis Pforte aufgetan hatte. Obwohl »Raum« nicht der richtige Ausdruck war. Ich tippte auf eine Art Blase, deren Wände aus zusammengeschmolzenem Dünensand bestanden. Wie der verschüttete Bunker lag sie unter der Oberfläche. Mühsam verscheuchte ich den Gedanken an ein Grab.
    »Bei dir kann niemals etwas einfach sein, Asami. Und ich dachte schon, Kastors Flammenpforte sei ausgefallen, aber für ihn muss nur auf beiden Seiten ein Feuer entzündet werden, während du eigene Räume erschaffst. Wie kommen wir hier raus?«
    Asami stand immer noch hinter mir, fast als hätte er das Verrinnen der Zeit vergessen. Ein Beben durchlief seine Glieder und übertrug sich auf mich. Dann löste er die Berührung, nur seine Aura blieb auf mir liegen. Nach einem Räuspern sagte er: »Wir werden diesen Ort unter den Dünen verlassen, indem wir die Decke zerschlagen und uns durch die Sandschicht graben. Es bedurfte einiger Mühe, an dieser Stelle eine lichtlose Kammer zu erschaffen. Ich kann auch unten bei den Klippenhöhlen eine Pforte durchschreiten. Die ist einfacher zu erreichen, aber ich dachte mir, es wäre besser, wenn du dem Meer nicht zu nah kommst.«
    »Dann hast du diesen Wechsel also von langer Hand geplant«, stellte ich fest.
    »Natürlich. Es stand von Anfang an fest, dass du mein Angebot annehmen würdest. Alles andere wäre undenkbar gewesen. Ich habe sehr wohl begriffen, wie viel dir an deinen Menschen liegt. Du würdest alles für sie tun, auch wenn du damit gegen deine Überzeugungen handelst und dir selber Schaden zufügst.«
    »›Meine‹ Menschen würden das Gleiche für mich tun, sogar mehr als das«, hielt ich dagegen. Es brannte mir auf der Zunge, ihm zu erzählen, dass Mila bereits einen Schritt weitergegangen und sich für mich zu opfern bereit gewesen war. Das Wissen, wie knapp sie dem Tod entgangen war, setzte mir unablässig zu. Eins stand jedenfalls fest: Wäre sie vor dem Eiland ertrunken, wäre auch ich nicht wieder aufgetaucht.
    »Daran hege ich keinen Zweifel.« Schwermut lag in Asamis Stimme.
    Geschützt durch seine Aura, ließ ich mein Licht aufglimmen und beobachtete, wie Asami sich einen Beutel umhängte, der in dieser Blase gelegen haben musste. Dann zog er die Bernsteinklinge aus der Scheide.
    »Hast du dir ein neues Katana geschmiedet?«
    »Das ist nicht mein Katana, sondern deins. Ich habe es für dich geschaffen, die Nakago trägt deinen Namen. Die Klinge muss noch geschliffen werden, dann erst wird sie eine Seele in sich tragen und zu einem Wahren Schwert werden. Wenn du es wünschst, werde ich dir nach unserem eigentlichen Vorhaben zeigen, wie man es

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