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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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bewerkstelligt.«
    Asami bot mir das gebogene Langschwert an, dessen Griff mit dunkelblauer Seide umwickelt war. Die Tsuba zeigte stilisierte Wellen, über denen ein einzelner Stern stand – mein Symbol und zugleich die Art, wie Asami mich sah. Das Schwert war vollkommen und ganz meins. Ich hörte seinen Ruf, ähnlich dem Ring an meiner Hand. Nur mit Mühe widerstand ich dem Verlangen, es zu ergreifen und damit in meinen Besitz zu nehmen.
    »Dieses Geschenk kann ich unmöglich annehmen.«
    Als hätte ich ihm nicht gerade eine Absage erteilt, hielt Asami das Katana noch näher zu mir hin, bis der Griff beinahe meine Brust berührte.
    »Es ist kein Geschenk. Dieses Katana hat auf dich gewartet. Wenn du es zurückweist, verletzt du damit nicht mich, sondern dich selbst. Es gehört zu dir und du brauchst es, nicht nur, um deine Kraft erneut aufbranden zu lassen und deine Aura zu stärken, sondern auch, um sie zu kontrollieren.«
    Womit Asami meinen Entschluss nur bestärkte. »Ich kann dieses Schwert nicht annehmen. Auf keinen Fall.«
    Asami knurrte entnervt. »Stur wie eh und je.« Dann trieb er die Klinge in die Decke über unseren Köpfen und schaffte damit einen Weg ins Freie. Sand rieselte auf uns hinab.
    Das Freigraben war eine kräftezehrende Aufgabe. Der Rückweg geht auf jeden Fall über die Klippenhöhlen, beschloss ich, nachdem meine Nase und selbst der Rachen voller Sand waren. Als wir endlich zwischen den Dünen herauskamen, warf Asami mir noch einen verächtlichen Blick zu, während er mein – nein, nicht mein , sondern das Katana – zurück in seine Scheide führte. Er öffnete den Beutel und reichte mir einen Trinkschlauch. Dann schlang er seinen langen Zopf zweimal um den Hals, breitete seine schwarzen Schwingen aus und ließ sie einige Male ausschlagen. Der Luftzug auf meinen Wangen fühlte sich wunderbar an.
    »Fassen wir zusammen: Du weigerst dich zu wechseln und weist jeden Kontakt zu uns Schattenschwingen zurück. Deshalb vermute ich, dass deine Schwingen geschlossen bleiben werden.«
    Ich nickte, weil ich meiner Stimme nicht über den Weg traute. Trotz meiner rauen Kehle war mir nämlich nach Schreien zumute. Ich wollte fliegen, ich wollte es von ganzem Herzen, wollte in den Nachthimmel steigen und der Lust am Fliegen freien Lauf lassen. Aber ich durfte es nicht.
    »Ganz wie du meinst. Wenn du in diesem Fall die Freundlichkeit hättest?« Asami streckte die Arme nach mir aus.
    Da erst begriff ich, dass er mich auf seinen Flug mitnehmen wollte. Auf die gleiche Weise, wie ich es mit Mila tat.
    »Vergiss es! Ich werde laufen.«
    »Laufen? Du hast doch nicht die geringste Ahnung, wohin es geht. Zu Fuß wärst du tagelang unterwegs zu dem Ort, an dem noch ein Rest Erinnerung an die Zeiten vor dem Schatten haften geblieben ist.«
    Mit zunehmender Panik blickte ich auf Asamis geöffnete Arme, dann auf den Nachthimmel mit seinem unvergleichlichen Sternenbild. Fluchend griff ich in meinen Nacken, öffnete den Neoprenanzug und hatte ihn noch nicht einmal richtig über meine Schultern gezogen, als meine Schwingen hervorbrachen.
    Asami lächelte, dann stieß er sich vom Boden ab. »Na, bitte. Geht doch.«
    Es brauchte nur wenige Flügelschläge und ich hatte ihn überholt. Schraubte mich immer weiter in den Himmel, bis der feste Grund vergessen war, auf dem ich tagelang herumgekrebst war. Um mich herum existierten nur noch Weite und Leichtigkeit. Ja, so musste es sein. Sogar das Ziehen in meiner Rückenmuskulatur war willkommen. Einen Flug lang war ich frei, war nicht mehr als ein rasch vorbeiziehender Lichtschweif am Firmament.

11 In Stein gemeißelt
    »Wie gut, dass du dich dazu durchgerungen hast, deine Schwingen einzusetzen. Ich hätte dich nur ungern überwältigt und gegen deinen Willen in die Luft gezerrt.«
    »Als ob ich das zugelassen hätte.«
    Mit verschränkten Armen beobachtete Asami mich dabei, wie ich in die schwarze Hakama, eine Leinenhose mit weiten Beinen, schlüpfte, die er aus seinem Beutel gezogen hatte. Himmel, das war um so viel besser als dieser elend enge Neoprenanzug. Zuerst hatte ich meine Schwingen wieder einziehen wollen, kaum dass wir in der Halle gelandet waren. Ich hatte es sogar versucht, aber sie hatten sich schlichtweg geweigert, selbst als ihre Spitzen über den unebenen Boden streiften.
    Die Halle, die mitten in den Vorsprung eines Bergs geschlagen war, hatte die Ausmaße einer großzügigen Schulaula, mit einer gewölbten Decke und nackten Steinwänden, die irgendwann

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