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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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schwarzer Glanz mit meinem Lichtschein verschmolz. Es war der Wunsch nach Verbundenheit und der Möglichkeit, meinem wahren Wesenskern als Schattenschwinge zu entsprechen. Diese innere Zerrissenheit auszuhalten, war ohnehin schon schwierig genug, aber mit Asami direkt vor meiner Nase schien sie mir schier unerträglich.
    Hilfe suchend umfasste ich den Bernsteinreif an meiner Hand und spürte nach, wie es Mila gerade erging. Eigentlich hatten wir uns ja vorgenommen, die Ringe nicht mehr zu benutzen, aber ich brauchte ihre Nähe, um mich daran zu erinnern, warum meine Selbstverleugnung unumgänglich war. Im warmen Bernstein spürte ich ihren Puls. Ja, da war sie … und es ging ihr einigermaßen gut. Ein wenig aufgeregt, wie es schien, aber ansonsten war alles in Ordnung.
    »Samuel, wir sind da.«
    Verblüfft blieb ich stehen und sah auf den Eingang eines alten Bunkers, der mehr oder weniger vom Sand bedeckt war. Von dieser Sorte gab es zwischen den Dünen einige, denn St. Martins Hafen hatte in den Weltkriegen der Marine als Anlaufpunkt gedient. Die meisten Bunker waren unzugänglich gemacht worden, und die Leute verspürten in der Regel auch keinerlei Verlangen, sie zu betreten. Sie waren Zeugnisse einer Vergangenheit, auf die niemand stolz war. Aber bei diesem hier hatte sich jemand die Mühe gemacht, den Eingang aufzubrechen.
    Während ich noch darüber nachgrübelte, was wir an diesem trostlosen Ort verloren hatten, deutete Asami auf meine Finger, die mit dem Ring beschäftigt waren. »Du solltest jetzt von deinem Bernsteinring ablassen, es sei denn, du möchtest das Mädchen deinen bevorstehenden Wechsel hautnah miterleben lassen.«
    »Nein, das will ich ganz gewiss nicht. Mila geht es gut und so soll es auch bleiben. Es ist mir lieber, ihr von meinem Sphärenbesuch zu erzählen, wenn ich ihr gegenübersitze, als dass sie es über den Ring mitbekommt. Das würde sie nur verunsichern.« Und sie darüber hinaus fuchsteufelswild machen, fügte ich in Gedanken hinzu. Nachdem sie auf der Schulmauer so unvermittelt in mich hineingeschaut hatte, traute ich ihr in dieser Hinsicht einiges zu.
    Asami angelte sich das Ende seines Zopfes und ließ ihn durch seine hohle Hand gleiten. »Dann seid ihr beiden also noch nicht vollends miteinander verbunden.« Er sprach so leise, dass ich mir unsicher war, ob es sich um eine an mich gerichtete Frage handelte oder ob er nur laut nachdachte. »Ich könnte dir helfen, den Ring so weit zu bedecken, dass sie nichts von deinem Wechsel mitbekommt.«
    »Wie willst du das anstellen?«
    »Auf die gleiche Art, wie ich dich beim Eintritt in die Sphäre vor den anderen schützen werde, damit deine Anwesenheit ihnen entgeht: indem ich dich in meine Aura hülle.«
    Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück. »Auf keinen Fall.«
    »Ich glaube nicht, dass du eine Wahl hast. Es sei denn, du verzichtest auf den Besuch in der Sphäre. Dann verzichtest du allerdings auch darauf, eine Vorstellung davon zu bekommen, was durch die Öffnung der Sphäre auf deine Menschenfreunde zukommt.«
    Ich spielte meine Möglichkeiten durch. »Einverstanden, wir machen es so, wie du es vorgeschlagen hast. Hoffentlich befriedigt es dich ordentlich, deinen Willen zu bekommen.«
    »Mit meinem Willen hat das nichts zu tun. Ich biete dir Hilfe an.«
    »Wem von uns beiden willst du eigentlich etwas vormachen, Asami?«
    Der erwartete Protest blieb aus. Stattdessen schlüpfte Asami durch die schief in den Angeln hängende Tür ins Innere des Bunkers. Lautlos vor mich hin fluchend folgte ich ihm. Kein einziger Lichtstrahl fiel in diesen unterirdischen Raum mit seiner niedrigen Decke, wie ich voller Beklemmung feststellte. Ich drehte mich um, in der Hoffnung, dass sich wenigstens der Eingangsspalt abzeichnete, doch das tat er nicht. Es war stockfinster.
    »Wo ist nun deine Pforte?«
    Meine Stimme hallte dumpf von den Wänden wider. Obwohl es kalt war, brannte das Neopren auf meiner Haut. Vorhin hatte ich den Anzug vor lauter Eile wieder angezogen, und nun bereute ich, mir nicht die Zeit genommen zu haben, um meine Kleidung zu holen. Dabei hätte ich in meinem gegenwärtigen Zustand vermutlich nicht einmal ein dünnes T-Shirt ertragen, denn es waren meine Schwingen, die mir zusetzten. Sie wollten unbedingt geöffnet werden – gerade so, als spürten sie die Nähe von Asamis Pforte. Stur hielt ich den Anzug geschlossen. Wenn ich erst einmal damit anfing, dem Trieb meiner Schwingen nachzugeben, würde es gewiss nicht beim

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