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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Rahmen.
    Dort unten auf der Terrasse stand wirklich und wahrhaftig Sam, gehüllt in ein sanftes Leuchten. Zuerst dachte ich, er würde mir zuwinken, dann erst begriff ich, dass er mir bedeutete, zu ihm runterzukommen.
    Aber gerne doch!
    Fast wäre ich in meinem Nachthemd aus dem Zimmer gestürmt, dann fiel mir ein, wie unser letztes Rendezvous im Garten ausgegangen war: Da hatte mein Liebster mich wegen meiner Eisfüße kurzerhand Richtung Haus zurückgetragen. Das würde mir dieses Mal nicht passieren. Hastig schlüpfte ich in Wollsocken und Strickjacke, dann wickelte ich mir ein Tuch um den Hals, obwohl die Kombination wenig sexy aussah. Zu allem Überfluss schnappte ich mir auf dem Weg durchs Wohnzimmer auch noch die Kuscheldecke vom Sofa, bevor ich auf die Terrasse eilte.
    Sam begrüßte mich mit einem breiten Grinsen. »Sag bloß, du hast noch irgendwo eine Thermoskanne mit heißem Tee versteckt.«
    »Das und eine tragbare Heizmatte. Wo habe ich sie in der Eile bloß hingetan …?«
    »Dabei ist es heute Nacht ausgesprochen milde.« Mit dem Zeigefinger lockerte Sam mein Halstuch so weit, dass er meinen Hals liebkosen konnte.
    »Ist es so milde, dass du vergessen hast, dein Shirt anzuziehen?«, fragte ich atemlos. »Oder bist du in Ermangelung eines Balkons etwa zum Fenster hochgeflogen, mein Romeo?«
    Sam lachte leise. »Das bin tatsächlich.«
    Bei diesem Geständnis sackte meine Kinnlade unwillkürlich nach unten. Erst als Sam mir einen leichten Stups unters Kinn gab und meine Zähne aufeinanderstießen, begriff ich, dass ich vor Verblüffung mit offenem Mund dastand.
    »Du bist geflogen?«
    Abwägend blickte Sam zu meinem Fenster hoch, das immer noch sperrangelweit offen stand. »Über drei Meter hoch springen kann ich aus dem Stand leider nicht …«
    »Jetzt mal im Ernst: Du bist hochgeflogen und hast an meine Fensterscheibe geklopft?«
    »Ja, das hielt ich für eine gute Idee. Zumindest so lange, bis mir der Gedanke kam, dass dich beim Anblick eines gefiederten Unholds vor deinem Schlafzimmerfenster vor Schreck der Schlag treffen könnte.«
    »Der durchfährt mich doch eh jedes Mal, wenn ich dich sehe«, antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich schmiegte mich an ihn, nicht nur, weil es so schön war, sondern auch, weil ich einen Moment zum Nachdenken brauchte. Sam hatte seine Schwingen benutzt und sah trotzdem aus, als wäre er mit sich im Reinen. Anscheinend hatte nicht nur ich einen interessanten Nachmittag verlebt.
    »Kann es sein, dass wir zwei uns einiges zu erzählen haben?«
    Liebevoll strich Sam durch mein Haar, das zum Abstehen neigte, seit meine Mutter es vor einigen Tagen frisch gestutzt hatte. »Reden wäre gut. Falls dir nicht zu kalt ist, würde ich dazu gern draußen bleiben. Irgendwie brauche ich die Weite des Himmels heute Nacht noch mehr als sonst. Komm, lass mich die Decke tragen.«
    Während wir durch den nächtlichen Garten spazierten, jagten mir unzählige Gedanken gleichzeitig durch den Kopf, aber als Sam die Decke unter der alten Kastanie ausbreitete, vergaß ich sie alle binnen der Sekunde, in der er willentlich seine Aura aufleuchten ließ.
    Hell und klar.
    Ich hatte diesen Strahlenkranz unendlich vermisst.
    In dem Licht sah ich zu, wie Sam ein Band von seinen Hüften löste und einen schwarzen Stab zum Vorschein brachte. Dann erst begriff ich, dass es kein Stab, sondern ein Schwert war, das in einer dunkel lackierten Scheide steckte. Sorgsam legte er das Schwert vor sich ab und bedeutete mir, ihm gegenüber Platz zu nehmen. Während ich mich hinsetzte, wickelte ich das Tuch von meinem Hals, weil mir mittlerweile ganz heiß war vor Aufregung. Es juckte mich in den Fingern, die samtig glänzende Oberfläche der Scheide zu berühren, aber mein Instinkt riet mir davon ab. Diese Waffe war nicht einfach ein Gegenstand, sie war etwas Besonderes, das erkannte ich, ohne es zu begreifen. Als Sam die Klinge aus der Scheide zog und sie auf seinen Oberschenkeln ablegte, fand ich mich bestätigt. Die leicht gebogene Klinge bestand aus Bernstein, wie er nur in der Sphäre vorkam. Und nichts, das aus diesem Bernstein bestand, war lediglich ein Gegenstand.
    »Du trägst ein Schwert bei dir?«
    Obwohl wir allein waren, flüsterte ich, denn die Waffe flößte mir Ehrfurcht ein. Sicherlich lag das an dem Respekt, den Sam ihr entgegenbrachte, aber auch an der Gefahr, die von ihr ausging. Die Klinge sah aus, als würde sie durch einen Gegner wie durch Wachs gleiten. Das war zweifelsohne kein dekoratives

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