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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Hand meine Schwinge streifte. Diese Art der Berührung bedeutete uns unsagbar viel, und ich hatte dabei noch nicht einmal ansatzweise ausprobiert, wie weit die Magie wirklich ging. Wenn diese Schattenschwinge hier jegliche Berührung mied, obwohl sie sich sichtlich zu dem Jungen hingezogen fühlte, dann waren sie vermutlich noch viel weitreichender, als ich bislang geglaubt hatte.
    »Es tut mir leid, dich an solch einem freudigen Tag so angespannt zu erleben, Mael. Ich wünschte, ich könnte den Druck von dir nehmen.«
    Soras Worte drangen wie ein fernes Echo zu mir, leicht zeitverzögert, was vermutlich mit dem Sprachzauber zusammenhing, aufgrund dessen sich in der Sphäre alle, gleich welcher Herkunft, verstanden.
    Mael schüttelte den Kopf. »Selbst wenn es möglich wäre, würde ich es nicht zulassen. Ich bin aufgeregt, aber ich genieße es. Wenn der Gong erklingt, werde ich hinausgehen, um ein anderer zu werden, Sora.«
    »Nicht ein anderer«, korrigierte Sora ihn sanft. Ich beobachtete, wie ihre Finger zuckten. Sie wollte seine Hand nehmen, aber sie wagte es nicht. »Du wirst der Mensch sein, der mit mir dank der Macht des Bernsteins verbunden ist. Mensch und Schattenschwinge, durch den Bernstein verbunden. So wie es sein soll.«
    »Für die kurze Zeit, die meine Lebensspanne uns zugesteht.«
    »Sie wird uns ausreichen, vertraue mir.«
    »Natürlich vertraue ich dir aus ganzem Herzen, aber ich befürchte, dass du zu große Sorge um mich hast. Ich bin nicht annähernd so zerbrechlich, wie du befürchtest. Wir könnten es versuchen.«
    Sora schüttelte kaum merklich den Kopf.
    Auch wenn ich keine Ahnung hatte, was genau Mael versuchen wollte, ahnte ich zumindest, dass es sich um eine Diskussion handelte, die die beiden schon oftmals geführt hatten. So vertraut sie miteinander wirkten, so deutlich trat auch ihre Verschiedenheit zutage: Mael war nicht älter als zwanzig Jahre, während Sora die gleiche Alterslosigkeit ausstrahlte wie Shirin. Sie sah jung aus und doch ganz wie eine Frau, die schon viele Jahre erlebt hatte.
    »Sora, verschließ dich nicht«, bat Mael leise. »Ich weiß, worauf du verzichtest, indem du dich an mich bindest. Wir Menschen sind nicht mehr als ein für wenige Sekunden aufleuchtendes Feuerwerk am Nachthimmel. Sobald ich erloschen bin, wird dir nur die Dunkelheit bleiben.«
    »Mehr als dieses Feuerwerk kann ich nicht wollen.«
    »Du verdienst mehr.«
    Die Art, mit der Sora ihn ansah, verriet, dass er ihr unendlich viel bedeutete. Sie nahm sein Wesen als Ganzes wahr, während er in seinen wenigen Lebensjahren sicherlich noch nicht einmal einen Bruchteil von ihrer Reife erlangt hatte. Maels Liebe mochte stürmisch und voller Leidenschaft sein, ihre dagegen war tief, so tief, dass sie ihm seine Bitte abschlug.
    »Ich weiß, der Gedanke, eines Tages zu sterben, während ich für die Unendlichkeit geschaffen bin, ist dir unerträglich. Doch das Risiko, dass du dich und deine Persönlichkeit verlierst, wenn ich versuche, dich so an mich zu binden, damit du an meiner Unsterblichkeit teilhast, ist zu groß. Meine Macht würde dich überfluten und all das auslöschen, was dich als Mensch ausmacht. Du wärst nur noch ein Abbild von mir.«
    »Denk an das, was wir gewinnen würden: Du wärst niemals mehr einsam.«
    Nun konnte Sora nicht länger widerstehen und strich dem Jungen über die Wange. Auf ihrem edel geschnittenen Gesicht bereitete sich ein Entzücken aus, das ich nur zu gut kannte. Es gab nichts Berauschenderes als das Gefühl, einen geliebten Menschen in der Sphäre zu berühren. »Ich würde aber nicht länger von dir geliebt werden, weil du gar nicht mehr wüsstest, was Liebe bedeutet. Ich bitte dich, lass uns die gemeinsame Zeit genießen, die uns gegeben ist.«
    »Und dann?«
    »Dann werde ich mich deiner erinnern und dabei glücklich sein.«
    Mael sah sie wissend an, neigte seinen Kopf, um ihr einen Kuss auf ihre Finger zu hauchen.
    »Du unterschätzt, was du mir zu geben vermagst. Das ist dein einziger Fehler«, sagte Sora, deren Aura jetzt so hell aufleuchtete, dass ihre Strahlen den Raum und gewiss auch die hinter den Tüchern liegenden Räume, Plätze oder was auch immer erleuchteten.
    Ich wandte mich ab, als sich ihre Lippen Maels näherten. Vor dem Vorhang, durch den sie getreten war, blieb ich stehen, da ich mir nicht sicher war, ob ich den Stoff berühren oder einfach durch ihn hindurchtreten konnte. Durfte ich mich überhaupt aus der Reichweite des Kristalls begeben, dessen

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