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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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ganzen Leib zitternd.
    Als mir jemand von hinten unter die Arme griff und mich hochzog, brachte ich nicht einmal ein »Danke« heraus, sondern war nur froh, gehalten zu werden. Die Leute tanzten ungerührt weiter, allerdings hielten sie Abstand zu mir, als befände ich mich hinter einer unsichtbaren Absperrung. Selbst die Musik prallte an ihr ab und war jetzt nicht mehr als ein fernes Hallen. Als wäre sie nicht länger für mich bestimmt.
    Langsam drehte ich mich um in den Armen, die mich umfangen hielten. Ich musste den Kopf in den Nacken legen, um meinem Retter ins Gesicht zu sehen.
    Und selbst als ich es tat, glaubte ich nicht, was ich sah.
    »Du bist tot«, sagte ich.
    »Ich war noch nie so lebendig wie in diesem Augenblick«, entgegnete Nikolai.

16 Durch die Hölle
    Sam
    Ich fuhr hoch, als hätte jemand eine Bombe unter mir gezündet. Oder vielmehr an meiner linken Hand, die auf einmal heftig pulsierte. Mit einem Satz war ich auf den Beinen und griff nach dem Katana, das neben mir auf meinem Lager am Boden lag.
    »Wo willst du hin?«
    Kastor, der beim Fenster stand, sah mich prüfend an. Obwohl er mindestens genauso erschöpft gewesen war wie ich, hatte er diesen Wachtposten eingenommen. Wobei ich mir nicht sicher war, worüber er eigentlich wachte: über die nächtliche Dünenwelt dort draußen, über die friedlich schlafende Shirin oder über mich, für den Fall, dass ich mich zu guter Letzt doch noch in eine lebende Fackel verwandelte.
    »Etwas ist geschehen«, flüsterte ich, um Shirin nicht zu wecken. »Mila hat sich dermaßen erschreckt, dass ihre Angst mich aus dem Schlaf gerissen hat.«
    »Und wie geht es ihr jetzt?«
    Ich schluckte schwer. Die Antwort blieb mir im Hals stecken. Kastor verstand auch so, dass ich lediglich ihr Herzrasen wahrnahm. Darüber hinaus war sie von mir abgetrennt, als hätte sich eine Mauer zwischen uns geschoben. Sie war runter von meinem Radar. Vorhin noch hatte ich ihre Anwesenheit über den Ring gespürt, hatte gemerkt, mit welch gemischten Gefühlen sie auf diese Party gegangen war, von der wir über Ranuken erfahren hatten. Jetzt konnte ich nicht einmal sagen, wo sie sich gerade aufhielt. Jähe Angst stieg in mir auf.
    Wie ein gewöhnlicher Mensch wählte ich ihre Handynummer, doch sie ging nicht dran.
    »Ranuken ist bei ihr«, erinnerte mich Kastor.
    »Richtig.« Hastig suchte ich die geistige Verbindung zu ihm. »Ich kann ihn nicht erreichen. Ich stoße gegen einen Grenzwall, aber das ist unmöglich. Ranuken ist eigentlich nicht in der Lage, sich vor mir zu verschließen. Was zur Hölle ist bloß los?«
    Kastor streifte sein Hemd ab. »Kennst du den Ort, an dem diese Feier stattfindet, die sie besuchen wollten?«
    »Ein Stück abseits vom Hafen, in einer Lagerhalle, an der gerade gebaut wird. Hör zu, ich flieg allein dorthin, du solltest bei Shirin bleiben. Es geht ihr zwar deutlich besser, aber sie ist nach wie vor auf Hilfe angewiesen.«
    »Denkst du, es ist etwas so Schlimmes vorgefallen, dass für dich die Gefahr besteht, nicht wiederzukehren?«
    Ich nickte nur, unfähig, etwas zu sagen.
    »Dann werde ich dich auf keinen Fall allein dort hinlassen.«
    Geschmeidig kletterte Kastor durch das geöffnete Fenster, breitete seine Schwingen aus und stieg in den Nachthimmel.
    Ich warf noch einen Blick auf Shirin, deren Gesichtszüge im Schlaf gelöst wirkten. Dann folgte ich Kastor.
    ∞∞
    Der Flug zu der Halle dauerte höchstens zwei, drei Minuten, doch mir erschienen sie wie eine Ewigkeit. Gleichgültig zu welcher Leistung ich meine Schwingen antrieb, mir kam es vor, als steckte ich in einem dieser Albträume fest, bei denen man nicht von der Stelle kommt. Ich achtete nicht einmal darauf, ob mich jemand sah.
    Selbst wenn ich nicht gewusst hätte, wo genau die Lagerhalle stand, hätte ich sie aus der Vogelperspektive problemlos gefunden: Die Rauchwolke, die aus den zersprungenen Glasplatten auf dem Dach entwich, war bereits mehrere Meter in die Höhe gestiegen. Flammen züngelten gierig und gegen jede Vernunft an den nackten Stahlträgern empor, drangen aus Ausgängen und Fenstern, aus denen sich Menschen ins Freie retteten. Der Widerhall der ausgebrochenen Panik traf mich so hart, dass ich ins Trudeln geriet.
    Ich bekam die Gefühle jedes einzelnen mit, der vor den Flammen nach draußen flüchtete. Doch die eine Stimme, auf die ich hoffte, erklang nicht. War Mila etwa noch in dieser Flammenhölle?
    Mit Müh und Not gelang es mir, auf einem der Querbalken des Dachs zu

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