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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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landen, ohne den aufsteigenden Flammen zu nah zu kommen. Bevor ich nach einer Stelle zum Einstieg suchte, musste ich mich innerlich fassen und das Chaos um mich herum abschalten. Sonst hatte ich keine Chance, Mila zu finden.
    Kastor landete neben mir und berührte mich an der Schulter.
    Bemerkst du die Anwesenheit einer gewissen Aura auch?
    Als hätte Kastor mit seinen Worten einen Schleier von meinen Augen gezogen, nahm ich erstmals etwas anderes als die Ängste der Menschen wahr. Eine fremde Schattenschwinge ist hier , stellte ich verblüfft fest. Sie schirmt alles ab, sogar Mila und den Bernsteinring. Aber wer kann das bloß sein? Wer von uns ist zu so etwas fähig?
    Ich kenne diese Aura, auch wenn sie irgendwie entfremdet erscheint. Kastors leuchtend rote Augen bohrten sich durch den Rauch. Es ist deine eigene, Samuel.
    Unmöglich .
    Doch noch während ich das Wort aussprach, begriff ich, dass es keineswegs unmöglich war. Ich hatte einen Großteil meiner Aura in die Klinge gegossen, mit der ich Nikolai gerichtet hatte. Gerichtet ja, aber offenbar nicht getötet. Stattdessen hatte er einen Weg gefunden, meine Kraft in seine eigene umzuwandeln.
    »Nikolai ist hier«, schrie ich und zog instinktiv das Katana, ohne darauf zu achten, ob mich jemand auf dem Rand des Daches stehen sah. Ich war erfüllt von Zorn und Hass.
    »Du redest wirres Zeug.« Kastor hob beschwichtigend die Hände. »Jetzt steck erst einmal das Schwert zurück in die Scheide, die Menschen dort unten sind bereits erschrocken genug.«
    Ich tat, wie er sagte, damit er mir zuhörte. »Glaub mir, es ist Nikolai oder der verfluchte Schatten, wenn dir das lieber ist. Er ist nicht tot, ganz im Gegenteil, er hat meinen Sieg in seinen eigenen umgewandelt. Deshalb erkennst du meine Aura wieder, weil er einen Weg gefunden hat, sie sich einzuverleiben. Zur Hölle, dieses ganze Inferno ist sein Werk!«
    Kastor schüttelte verwirrt den Kopf, aber nur für einen Moment, dann wich sämtliche Farbe aus seinem Gesicht. Mir erging es nicht besser. Während ich wochenlang meine wahre Natur verleugnet hatte, hatte der Totgeglaubte sich in der Sphäre nicht bloß erholt, sondern zu einem überlegenen Gegner aufgeschwungen. Und was am Schlimmsten war: Er hatte Mila erneut in seine Gewalt gebracht!
    Ich verschwendete keinen Gedanken mehr an die Flammen, sondern hielt auf die erstbeste Öffnung zu, die das Feuer ins Dach gesprengt hatte. Ich wollte schon Hals über Kopf hineinspringen, doch Kastor hielt mich zurück. Ich stieß ihn beiseite, aber so leicht war ihm nicht beizukommen.
    Warte! Er ist dort unten mit Mila, und er weiß, dass du kommst. Allerdings wirst du nicht einmal in seine Nähe gelangen, weil du zuvor verbrennst. Dieses Feuer ist sein Werk. Sicher benutzt er die Macht von Nikolais Aschepforte, um sich selbst vor den Flammen zu schützen. Nikolai gehörte zu mir, er war wie ich mit dem Feuer verbunden.
    Mühsam zwang ich mich dazu, meine Verzweiflung nicht herauszubrüllen, sondern mich zu besinnen, auch wenn mir die Schreie und das Weinen der Flüchtenden es erschwerten. Wer wusste, ob Mila genau in diesem Moment nicht auch schrie und weinte?
    Plötzlich kämpfte sich eine schwarze Gestalt aus einem der geborstenen Fenster, ungeachtet des von Scherben gespickten Rahmens. Ihre Schwingen waren pechschwarz und versengt. Ich zerrte sie ins Freie, bevor sie sich aus eigener Kraft emporstemmte, und packte sie fest am Shirt.
    »Dämlicher Idiot … keine Luft!«
    Die Stimme war nicht mehr als ein heiseres Krächzen, aber ich erkannte sie trotzdem. Ich trat zurück und blickte in Ranukens von Ruß geschwärztes Gesicht. Seine Augen leuchteten mindestens genauso rot wie die von Kastor, nur dass es nicht die Iris war, sondern das, was sonst weiß war. Nach Luft ringend lag er auf dem Rücken, während seine Aura wieder aufflackerte. Allerdings nur als schwacher Abglanz.
    Ich verschwendete keine Zeit mit Fragen, sondern drang direkt in Ranukens Erinnerung ein.
    »Bumm-bumm-bumm. So wahnsinnig gut, so … Oh, Mann, davon kann ich gar nicht genug bekommen. Dieser Rhythmus … ich bin ein wilder Tänzer, ich bin ein Gott, ich bin … Wo steckt eigentlich Mila? Eben war sie doch noch … meine Füße bewegen sich von selbst. Irre. Nicht irre, sondern magisch. Die reinste Zaubermusik ist das, da kann man nicht stillhalten. Immer weiter, immer mehr, immer wei… Moment. Da hat eben was meinen Nacken gestreift.
    Feuer. Es brennt!
    Aber was brennt denn, wo kommen die Flammen

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