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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Hütte sich in null Komma nix in eine Todesfalle verwandeln konnte, oder sich mit der Frage auseinandersetzen, ob man allein vom cannabisgeschwängerten Rauch breit wurde. Ich würde mich jetzt amüsieren, denn aus diesem Gedränge fand ich aus eigener Kraft eh nicht raus.
    Probeweise zuckte ich zum Rhythmus, während Ranuken sich bereits in einen Rausch getanzt hatte. Jedenfalls sah es ziemlich danach aus, wie er mit halb geschlossenen Augen seinen Oberkörper verdrehte. Ich hob die Arme an, so weit es möglich war, ließ mich treiben … und stellte plötzlich fest, dass es tatsächlich funktionierte: Mein Körper ließ sich nur allzu bereitwillig darauf ein. Obwohl die typische Club-Musik nicht mein Ding war, riss sie mich mit, und der Bass vibrierte so stark, dass ich mich ganz automatisch bewegte. Der dröhnende Beat war der perfekte Soundtrack für diese Halle mit ihren hohen, nackten Wänden, die von rotierenden Flutscheinwerfern beleuchtet wurden und in deren Bauch die Feiernden sich in dem Bewusstsein treiben ließen, dass die Halle nur für diese eine Nacht ein Ballsaal war. Auch die Vorstellung, dass die Party in jeder Sekunde vorbei sein konnte, weil draußen die Polizeisirene ertönte, befeuerte die Stimmung.
    Während Lenas Augen vor Begeisterung leuchteten, konnte ich das besorgte Raunen in meinem Hinterkopf nicht abschalten. Unentwegt wies es mich darauf hin, dass es verkehrt war, hier zu sein. Aber das »Warum« blieb es mir schuldig. Und das lag nicht an meiner Sorge um die allgemeine Sicherheit – es war etwas anderes, ein instinktives Gefühl für Gefahren, das sich bei mir in den letzten Monaten herausgebildet hatte.
    Diese Party war verdammt gut. Zu gut.
    Ich schaute mich um.
    Überall waren junge Leute und doch niemand, den ich kannte. Es wurde getanzt, so ausgelassen, wie ich es mir niemals vorgestellt hätte. Nirgendwo stand jemand schüchtern mit einer Bierflasche in der Hand herum und nickte lediglich zum Beat. Das war unmöglich, man musste einfach tanzen und sich gehen lassen, die Musik forderte es von einem. Du bist hier, um dich hinzugeben , sagte jeder einzelne Takt. Hör auf den Rhythmus, beweg dich und vergiss alles andere. Nur darum geht es.
    Irritiert hielt ich inne.
    Wie lange tanzte ich eigentlich schon?
    Mein Zeitgefühl pochte darauf, dass es höchsten ein paar Minuten gewesen waren, aber ich war vollkommen außer Atem und mein Shirt klebte verschwitzt am Rücken. Ich wollte Lena fragen, doch sie war verschwunden. Auch von Ranuken war keine Spur zu entdecken. Stattdessen waren da nur lauter Fremde, die mich dicht an dicht umkreisten.
    Augenblicklich stand ich stocksteif, wie ein Wellenbrecher in der Brandung.
    Ein Wellenbrecher, der einiges abbekam.
    Jemand rammte mir seinen Ellbogen in den Rücken, und ein anderer trat mir richtig übel auf den Fuß. Ein junger Mann drängte gegen meine Seite und als ich ihn wegschob, kümmerte es ihn nicht. Vielmehr schien er es nicht einmal zu bemerken. Wie auch? Seine Augen waren geschlossen und auf seinem Gesicht glänzte ein Schweißfilm. Niemandem außer mir schien die Enge etwas auszumachen, dafür waren sie alle viel zu sehr Bestandteil dieser wogenden Masse, aus der ich wie eine Boje herausstach.
    Die sind alle wie benommen, stellte ich fest. Das kann nicht bloß an der Musik liegen, unmöglich.
    Plötzlich wollte ich nur noch Lena und Ranuken finden und die Halle verlassen. Irgendwie gelang es mir, mich auf die Zehenspitzen zu stellen, doch bevor ich auch nur einen Meter weit sehen konnte, rammte mich ein riesiger Kerl, und ich verlor das Gleichgewicht.
    Mit einem Schrei, der in der ohrenbetäubend lauten Musik unterging, fiel ich auf die Knie, während der über mir frei gewordene Raum sofort von sich windenden Armen geschlossen wurde.
    Jähe Angst überfiel mich. Ich bekam kaum noch ausreichend Luft, stattdessen gab es Tritte von stampfenden Füßen und jemand stieg auf die Hand, mit der ich mich abstützte, um nicht endgültig zu Boden zu gehen. Für einen grauenhaften Moment bestand die Welt nur aus Schmerz und Panik. Aus eigener Kraft kommst du nicht hoch, gestand ich mir ein und widerstand gerade noch dem Bedürfnis, mich zu einer Kugel zusammenzurollen und einfach alles geschehen zu lassen.
    Dann hörten die Tritte unversehens auf. Über mir weiteten sich die tanzenden Leiber, rückten beiseite, gaben mir ausreichend Raum, damit ich mich erheben konnte.
    Doch es ging nicht. Wie festgenagelt hockte ich auf dem Betongrund, am

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