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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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erreichten sie kurze Mitteilungen von Maria über die Aktivitäten der anderen Teams. Das Licht von Nikolais Gewehr huschte hin und her, ergriff aber nur gewöhnliche Ratten und Kakerlaken. Weder Metamorphe noch ihre Seelentiere zeigten sich.
    Das Team tastete sich voran. Das Labyrinth der Katakomben hatte Adrián nach Sebastians Aufzeichnungen auswendig gelernt, und bis jetzt stimmte jedes
Detail. Nahezu lautlos schlichen sie durch den Gang. Die niedrige Decke und die Enge erdrückten sie, und besonders der stämmige Nikolai hatte Schwierigkeiten, sich frei zu bewegen. Adrián gefiel es nicht, im Gänsemarsch vorzurücken. Sollten sie auf die Gegner stoßen, wäre es für diese ein Leichtes, sie einen nach dem anderen auszuschalten.
    Nikolai stolperte. Jeb tvoju mat’!
    Adrián verdrehte die Augen. Nikolai, wenn du schon die Funkstille stören musst, dann bitte in einer Sprache, die wir verstehen.
    Sorry. War nicht wichtig und vor allem nicht jugendfrei. Mit dem Licht seines Gewehrs zeigte er auf Roland.
    Hey , protestierte der Junge. Ich bin Jahrzehnte älter als du.
    Ruhe! , befahl Maria harsch. Seid richtige Männer und hört auf zu denken.
    Adrián spürte, wie die Anspannung an seinen Teammitgliedern zerrte. Doch für Maria bedeutete jeder Gedanke eine immense Anstrengung, und sie musste bis zum Ende der Mission durchhalten, ohne zusammenzubrechen.
    In der Dunkelheit verlor Adrián jegliches Zeitgefühl. Er verbot sich, die Schritte zu zählen, zu summen oder sich sonst wie zu beschäftigen. Um ihn herum herrschte Finsternis, die seiner Seele hätte entsprungen sein können.
    Nach einer Ewigkeit - so kam es ihm vor - gelangten sie an eine Metalltür. Gleich rückte Stella an und
machte sich an dem Schloss zu schaffen. Nur das Klimpern ihrer Werkzeuge störte die Stille und überlagerte die Atemgeräusche.
    Die Tür ging auf. Dahinter erstreckte sich ein weiterer Gang in völliger Dunkelheit.
    Sie drangen tiefer in die feindliche Anlage, immer auf der Hut, obwohl sich ringsherum nichts regte. Vielleicht bewachten die Metamorphe ihren Unterschlupf nicht, weil sie keinen Angriff erwarteten? Auf so viel Glück wagte Adrián nicht zu hoffen.
    Links - rechts - geradeaus. Wieder eine Tür. Diesmal brauchte Stella länger, und einen Moment befürchtete Adrián, sie würde es nicht schaffen.
    Natürlich schaffe ich das , kam es gereizt zurück. Schon war der Weg frei.
    Die Lampen, spärlich an den Wänden angebracht, warfen ihr gelbliches Licht in den Korridor aus Naturstein, dessen Ende sich irgendwo vorne verlor. An seinen beiden Seiten befanden sich wiederum Türen.
    Keiner aus dem Team wagte sich auch nur einen Schritt weiter. Der gemeinsame Gebrauch des Âjnâ erhöhte ihre Empfindlichkeit für Vorahnungen. Und diese waren jetzt so durchdringend, als hätte jemand ein Neonschild angebracht und dazu »Achtung, Gefahr!« gebrüllt.
    Sie tauschten Blicke.
    Maria? Wie sieht es aus? , fragte Adrián.
    Moment , kam es zögernd zurück. Auch sie spürte die Gefahr, die in der Luft schwebte.

    Gleichzeitig hörte Adrián Stöhnen und Gurgeln, als würden die Wände die Geräusche verbreiten. Er näherte sich einer der Türen und konzentrierte seine Wahrnehmung auf das Innere.
    Ein Hilferuf stach in seinen Schädel, als hätte jemand einen Nagel in seinen Kopf gehämmert. Wo kam das nur her?
    Stella? Mach auf!
    Das Mädchen stand bereits vor der Tür, noch bevor er seine Gedanken zu Ende gebracht hatte. Sie hantierte mit ihrem Werkzeug, sichtlich aufgeregt, was das Aufsperren verzögerte. Als die Tür quietschend zur Seite schwang, richtete Nikolai das Licht seines Gewehrs ins Innere. Der Schein erfasste das Gestell eines Metallbetts und eine Gestalt, die daran gefesselt lag.
    »Oh mein Gott«, entfuhr es Stella, obwohl es verboten war, während der Operation zu reden.
    »Ich glaube, Gott hat damit eher weniger zu tun«, erwiderte Nikolai.
    Auf dem Bett lag ein Mädchen. Die Lederriemen, die ihre Extremitäten fixierten, hatten sich tief in ihr aufgedunsenes Fleisch gegraben. Ihr Gesicht dagegen wirkte eingefallen, wie ein in sich zusammengesackter Kuchen einer unglückseligen Bäckerin, und die weißen Zähne glänzten in einem morbiden Lächeln.
    Erst nach einer Weile begriff Adrián, was diesen Anblick so entsetzlich machte: Die Kleine war an Hungerqualen gestorben, und in ihren letzten Stunden
hatte sie begonnen, sich selbst aufzuessen: die Lippen, die Wangen …
    Zutiefst erschüttert wandte Adrián den Blick ab. Wir

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