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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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überlegte sie, die junge Frau ebenfalls mit einem ›Ihr‹ anzusprechen - wie es Adrián tat -, fand es aber lächerlich. »An welcher Krankheit bist du gestorben?«
    Maria schlug die Wimpern nieder. Die Worte fielen ihr sichtlich schwer. »So weit ist es überhaupt nicht gekommen. Du musst wissen, es war eine schwere Zeit, die meine Heimat gespalten hatte und in den Abgrund stieß. Ich wurde erschossen. Aber lass die Vergangenheit Vergangenheit sein.«
    »Wie schön. Dann musstest du wenigstens nicht leiden.« Sie versuchte den sarkastischen Ton zu unterdrücken, war aber zu verbittert, um es ernsthaft zu schaffen.
    Nachdem nur Stille als Antwort kam, schaute Evelyn zu der jungen Frau. Das auffällig geschminkte Gesicht
wirkte verletzt. Sie schien irgendwo in der Ferne zu verweilen, in Erinnerungen, die großes Leid mit sich brachten. Die Worte hatten Maria sichtlich wehgetan. Doch um sich zu entschuldigen, bekam Evelyn keine Gelegenheit.
    Adrián kam herein. »Und? Ist Venedig der Flutgefahr entkommen?«, scherzte er und verstummte, als er Maria sah. Der Blick, den er Evelyn daraufhin zuwarf, hätte sie töten können. Sie fragte sich, was ihn mit der jungen Frau verband. Waren die beiden ein Paar? Sie schmunzelte in sich hinein. Da bekam die Bezeichnung ›Gruft-Braut‹ glatt eine völlig neue Bedeutung.
    Pass auf, was du sa… denkst! Es traf sie wie eine Ohrfeige. Erschrocken schaute sie zu Maria, doch diese schien noch in ihrer Vergangenheit versunken zu sein. Evelyns Blick glitt zu Adrián. Sie zuckte zusammen. Die winzig kleinen Pupillen verloren sich in einem eisigen Meer, in dem jedes Gefühl ertrank.
    Mir reicht auch ein ›fast ausgesprochen‹ aus.
    Las er tatsächlich ihre Gedanken? Es schauderte sie.
    Das tue ich, solange du es vor mir nicht verschließt.
    Arschloch, schleuderte sie ihm stumm entgegen. Das durfte er gern erfahren, wenn er wollte!
    Adrián atmete scharf aus. Ich hätte dich in deinem verfluchten Krankenhaus den Metamorphen überlassen sollen.
    Da, schon wieder dieses Wort! Was es bedeutete, erfuhr sie jedoch nicht. Auf dem Absatz machte Adrián kehrt, riss die Tür des Abstellschrankes auf und
zerrte den Besen heraus. In seiner Wut schleuderte er die roten Steinchen und Scherben eher hin und her, als dass er wirklich fegte. Die Hände umklammerten den Stiel so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Evelyn fragte sich, wen er da würgte - den Besen oder sie. Sie sollte ihn vielleicht wirklich nicht mehr reizen. Ab sofort galt: keine weiteren Spekulationen über die Beziehung zwischen ihm und der Goth-Lady anstellen.
    »Ihr sterbt also und dann steht ihr wieder auf?«, erkundigte sie sich so wissbegierig und freundlich wie möglich, in der Hoffnung, Adrián damit etwas zu besänftigen.
    Er tat so, als hätte er die Frage überhört. Mit seiner ganzen Haltung legte er es darauf an, ihr zu zeigen, wie sehr er sie ignorierte. Wäre Evelyn etwas kleiner und leichter gewesen, hätte er sie vermutlich zusammen mit den roten Steinchen aus der Wohnung gefegt und es nicht einmal gemerkt. Maria dagegen tauchte aus ihrer Versenkung zurück in die Realität. Die Auseinandersetzung schien sie nicht mitbekommen zu haben. Oder doch? Evelyn konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass dieser Frau selten etwas entging.
    »Wir wachen im Grab auf. Ein schrecklicher Hunger foltert uns tage-, manchmal monatelang. Wir versuchen an den Leichentüchern zu lutschen oder an unseren Knochen zu nagen, bis wir begreifen, dass nur eins den Hunger stillen kann: ein Menschenleben.«
    So belanglos hatte Maria es ausgesprochen! Ein
Menschenleben, nichts weiter. Evelyn starrte auf das Taschentuch in ihren Händen. Die Vorstellung, in einem Sarg aufzuwachen, trieb ihr den Schweiß auf die Stirn. Sie spürte die Beklemmung und die Aussichtslosigkeit, während der Hunger sie befiel und ihre Eingeweide verknotete. Sie stöhnte durch die zusammengepressten Zähne, schlug die Arme um den Bauch und beugte sich nach vorn. Der Anfall ging vorüber. Evelyn atmete stockend und fand sich in Marias fester Umarmung wieder.
    »Es wird besser, glaub mir.«
    Die Worte trösteten sie nicht. Tot? Unmöglich!
    Adrián warf den Besen in eine Ecke, ohne seine Tätigkeit zu Ende zu bringen, und verließ das Zimmer. Er dachte wohl, sie hätte den Trost nicht verdient. Die Schiebetür knallte er hinter sich zu. Das Glas vibrierte, und die Tür glitt wieder zur Seite.
    Maria senkte die Stimme und strich Evelyn durch das Haar. »Egal, was

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