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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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fröhliche Menschen um sie herum.
    Hell wie Mond und Sterne …
    Sie schritt über das Parkett, geradeaus zur Eingangstür, spürte den kalten Herbstwind auf dem Gesicht und umklammerte fest Mamas Hand.
    Leuchtet die Laterne …
    Das Schloss knackte, und die Tür ging auf. Ihre Mutter lächelte ihr zu. Evelyn stolzierte mit erhobenem Kopf und hielt ihre Laterne so hoch, wie sie es nur konnte.
    Bis in weite Ferne …
    Die Gespräche der anderen schwirrten um sie herum.
    Sie war glücklich. Damals. Als ihre Mutter noch das Leuchten in ihr sehen konnte, das heller schien als jede Laterne.
    Übers ganze Land.
    Evelyn rannte die Treppe hinunter. Die Holzstufen des Altbaus hatten einen ungewohnten Abstand. Ihr Fuß knickte um, und sie krachte auf den Treppenabsatz. Gleich sprang sie auf und eilte weiter, in der Hoffnung, sie würde genug Vorsprung gewinnen. Endlich erreichte sie die Tür und stürmte auf die Straße, die in der Abenddämmerung lag.
    »Hilfe!«, schrie Evelyn und lief weiter, ohne recht zu wissen, wohin. Bloß fort vom Haus, fort von dem Irrsinn. Die Passanten stoben auseinander, schüttelten
die Köpfe. Auf der anderen Straßenseite drehten sich einige Leute nach ihr um.
    Steinchen und Dreck klebten an ihren blanken Füßen, reizten die Wunde, aber auch das konnte sie nicht aufhalten.
    »Bitte helfen Sie mir!« Sie schnappte nach dem Shirt eines Mannes mit einem Barett. Der Hut, platt wie ein Pfannkuchen, rutschte zur Seite und entblößte eine Glatze. Der Herr schaute Evelyn wie eine Verrückte an, schüttelte ihre Hand ab und eilte davon.
    Evelyn taumelte. Die abendliche Sonne schien sie zu verbrennen. Ihr Mund fühlte sich wie ausgetrocknet an, auch der Hunger kehrte zurück und brachte ziehende Schmerzen mit sich. Hinter sich hörte sie eine Tür zuschlagen. Sie sammelte ihre Kräfte und stürmte über die Fahrbahn. Ein Auto bremste mit quietschenden Reifen wenige Zentimeter vor ihr.
    »Pass doch auf!«, brüllte der Fahrer aus dem Fenster.
    Evelyn schlug gegen die Motorhaube. »Rufen Sie die Polizei! Bitte!«, keuchte sie. »Ich wurde entführt!«
    Die Luft schnitt in ihre Kehle, ihr Herz drohte zu platzen. Immer wieder rief sie um Hilfe, doch die Menschen um sie herum wichen ihr aus und tuschelten hinter ihr, sobald sie an ihnen vorbeikam. Sie hörte dieses Tuscheln, es verfolgte sie wie das Summen eines Bienenschwarms. Sie war auf sich allein gestellt. Verloren.
    Evelyn huschte in einen Durchgang zwischen zwei
Häusern, bog in einen Innenhof und stöhnte resigniert, als sie überall nur Hauswände erblickte. Eine Sackgasse.
    Ihr Atem ging stoßweise. Sie spürte Seitenstiche, als ramme jemand ein Messer zwischen ihre Rippen. Nicht aufgeben!, spornte sie sich an. Du musst hier fort, das schaffst du!
    Evelyn drehte sich um und erstarrte. Ein riesiger Hund versperrte ihr den Weg. Mit seinem graubraunen Fell ähnelte er einem Wolf, und die Augen musterten sie mit einer ungezähmten Wildheit. Vielleicht war er auch ein Wolf?
    Evelyn machte einen Schritt auf ihn zu. Hoffentlich würde es ihr gelingen, an ihm vorbeizuschleichen, ohne angegriffen zu werden. Der Hund hob die Lefzen und knurrte, in seinem Nacken stellte sich das Fell auf. Evelyn schluckte. Was sollte sie tun? Sie drückte sich, so weit es ging, an eine Wand und schob sich Schritt für Schritt vorwärts.
    Wie ein Pfeil schoss der Hund auf sie zu. Evelyn hörte sich schreien. Sie stieß sich von der Wand ab und fiel. Gleich würde es vorbei sein. Sie kauerte sich zusammen, erwartete jeden Augenblick die Zähne an ihrer Kehle zu spüren.
    Die Rettung kam unerwartet.
    Irgendwo vom Dach sprang Adrián herab und stellte sich zwischen sie und den Hund. Das Tier schnellte auf ihn zu und schlug die Zähne in seinen Arm. Mit einem Ruck gelang es ihm, den Hund abzuschütteln.
Blut tränkte die Fetzen seines Hemdes und tropfte auf den Asphalt.
    Adrián suchte die Zuflucht in den Schatten, die eines der Häuser auf die Gasse warf. Der Hund drängte ihn in die untergehende Sonne. Im nächsten Augenblick stürzte das Tier erneut auf ihn zu und bekam seine Hand zu fassen. Adrián dagegen schien die Zähne in seinem Fleisch nicht zu bemerken.
    » Joder, lárgate! «, brüllte er Evelyn an. Auch wenn sie seine Sprache nicht verstand, ahnte sie, was er wollte. Doch sie rührte sich nicht vom Fleck, zu schockiert, um wenigstens einen klaren Gedanken zu fassen.
    Adrián packte den Kiefer des Tieres und drehte ihm den Kopf nach oben. Es jaulte, ließ von ihm ab,

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