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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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hatte die Frau.
    Kilian tauchte tiefer in die Erinnerungen ein. Er beobachtete das Opfer durch die Augen der Kreatur, hörte Geräusche der Umgebung und nahm allerlei Gerüche war. Einer davon schraubte sich besonders penetrant in seine Nase. Jedes Mal, wenn die Eingangstür des Ladens aufging, schwenkte der Gestank nach Hefe herein. So stark, dass Kilian glaubte, eine Handvoll von der Sonne aufgewärmte Hefe ins Gesicht gedrückt zu bekommen. Als die Vision ihrem Ende zuging, schien der Wind sich zu wenden und brachte einen intensiven Geruch nach etwas Süßem mit sich.
    Schokolade.
    Kilian riss die Augen auf. Unter der Couch zog er seinen alten Laptop hervor. Nach einiger Zeit hatte er das Gebiet eingegrenzt. Der Supermarkt musste zwischen Hamburg-Wandsbek und Hamburg-Marienthal liegen. Daran grenzten eine Hefe- und eine Schokoladenfabrik. Leider gab es dort mehr als eine Filiale, die es aufzusuchen galt.
     
    Bei der Fahrt klapperte sein Transporter, als würde er jeden Moment auseinanderfallen. Vorsichtig manövrierte Kilian den Wagen durch den Verkehr. Er hatte
sich über den Lenker gebeugt und die Augen zusammengekniffen. Trotz der Brille sah er verschwommen, als hätte jemand eine Schicht Vaseline auf die Scheibe geschmiert. Auch die Farben verblassten mehr und mehr. Für das gute Gehör und den perfekten Riecher seines Seelentiers hatte er bereits über dreißig Prozent seines eigenen Sehvermögens eingebüßt, und es wurde mit jedem Tag schlimmer. Die Prognosen brachten wenig Hoffnung, schließlich besaßen Hunde nur vierzig Prozent der menschlichen Sehkraft. Unter diesen Umständen sollte er kein Auto mehr fahren, und er ließ es auch bleiben, wann immer es ging. Wenigstens musste er den Führerschein nicht fälschen, im Gegensatz zu seinem Kriminalkommissarausweis. Die Fahrprüfung hatte er absolviert, als er noch keine Verbindung mit dem Seelentier eingegangen war und noch alle Farben des Lebens hatte genießen können.
    Nach einer Stunde Fahrt erreichte er sein Ziel. Kilian parkte das Auto in einer Gasse, von der er glaubte, dass sie von keinen ungebetenen Besuchern heimgesucht werden würde, die sich über einen fast leblosen Körper wundern könnten oder die ein offen stehendes Auto zu sehr versuchen würde. Von der Straße aus fiel der Transporter hinter den Müllcontainern kaum auf. Kilian stieg aus und ging nach hinten. Im Laderaum tippelte ihm das Kätzchen entgegen. Er tätschelte den Kopf des Tiers. »Nein, du wartest brav hier. Zum Arzt bringe ich dich, wenn wir hier fertig sind. Abgemacht?«

    Akash hatte sich in einer Ecke verkrochen und war kaum zu sehen, nur seine Augen glänzten. Kilian kletterte in den Laderaum und hockte sich vor ihm hin. »Komm, die Arbeit ruft.«
    Der Hund knurrte seine Unlust heraus, als ahne er, was ihn erwartete: nämlich keine Jagd, bei der er seine eigenen Triebe ausleben und Instinkte schärfen könnte. Er stellte bloß seinen Körper zur Verfügung, musste seine Seele von einer anderen bezwingen lassen.
    »Ich weiß, ich mag es genauso wenig wie du.« Und mit jedem Mal weniger, fügte Kilian in Gedanken hinzu. Was nun kommen würde, setzte ihnen beiden in gleichem Maß zu.
    Aus der Jeanstasche holte er einen Hundekeks und wartete, bis sein Freund den Leckerbissen verschlungen hatte. Gerade als Akash sich das Maul ableckte und bei seinem Herrchen um eine Zugabe bettelte, packte Kilian das Tier an den Ohren und zog es zu sich hoch.
    Akash jaulte auf und wand sich im Griff. Er knurrte und bellte, seine Krallen zerkratzten die Leinendecken, die den Boden bedeckten. Kilian ließ nicht locker. Seine Muskeln spannten sich an, während er den Hundekopf fixierte und in die goldbraunen Augen schaute. Er durfte auf keinen Fall das sich wehrende Tier loslassen und musste es dennoch schaffen, das innere Gleichgewicht zu finden. Ein Anflug von Panik überkam ihn. Was, wenn er nicht in sein Seelentier
hineinfahren könnte? Wenn etwas schiefginge und er bis in alle Ewigkeiten körperlos durch die Welt geistern musste?
    Kilian summte, keine bekannte Melodie, sondern Töne, die ihm gerade einfielen. Akashs Muskeln spannten sich an, bis sie zu vibrieren begannen. Kilian holte tief Luft, und mit dem Ausatmen löste sich sein Geist vom Körper. Er fühlte seine Gliedmaßen nicht länger, spürte keine Schwerkraft. Sein lebloser Körper sackte zur Seite, während Akash wie paralysiert dasaß.
    Auf einmal wurde er von einem überirdischen Kraftstrom erfasst und in den Körper des

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