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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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Sela um. Als sich sein Faden manifestierte, hielt sie ihn fest, zog gar daran. Verwirrt starrte er sie ein paar Sekunden an, dann lächelte er. »Ja, wen haben wir denn hier?«, fragte er, und Perrines Faden wurde schwarzrot. Sela konnte die Feindseligkeit der Frau körperlich spüren, doch sie lächelte tapfer weiter.
    »Sir«, sagte sie höflich.
    »Perrine«, rief der Mann, »Ihr wisst, Ihr seid die Königin meines Herzens, aber ich würde wirklich gern Eure neue Freundin hier kennen lernen.«
    »Natürlich, Zunftmeister Heron«, zischte Perrine.
    Heron nahm einen Silberkhoum aus der Tasche und drückte ihn Perrine in die Hand. »Ihr seid ein Schatz, meine Liebe.«
    Sela lächelte und ergriff Herons Hand. Mit Blick auf Obin fragte sie: »Wohin soll ich den Herrn bringen?«
    »Nach oben, zweite Tür links«, sagte Obin. »Es ist alles im Zimmer, was du brauchst.«
    Schweigend gingen sie in den ersten Stock. Sela fand das Zimmer, das Obin beschrieben hatte und betrat es. Darin standen ein Bett und ein kleiner Tisch, auf dem sich eine Schale, eine Kerze, ein Paket Kräuter und eine verkorkte Glasflasche befanden.
    »Ich hoffe auf eine angemessen starke Zubereitung«, sagte Heron, während er sein Cape ablegte. »Ich schätze einen möglichst intensiven Grad der Verbindung.«
    »Ihr werdet nicht enttäuscht werden, Schätzchen.« Sela entkorkte die Flasche, goss deren Inhalt in die Schüssel und gab die Kräuter dazu. Kurz wallte die Mixtur auf. Es war ein Innensicht-Trunk, ähnlich einem Icthula, nur für einen anderen Zweck.
    Heron zog sich aus, während Sela den Trank zubereitete. Als er aufs Bett kletterte, ächzten unter ihm die Federn.
    »Ich bin so weit, bin bereit«, rief er. Sein Faden, blutrot mit braunen Flecken, peitschte hin und her.
    »Bin fast fertig, mein Lieber«, sagte Sela.
    Sie kniete sich aufs Bett, führte die Schale an seine Lippen. Er trank und legte sich zurück, ungeduldig. Sie hob die Schale an ihren Mund und tat so, als tränke sie ebenfalls.
    »Und jetzt komm und gib uns einen Kuss«, sagte Heron.
    Sela stellte die Schale auf dem Tisch ab und beugte sich über den Mann. Sie fuhr ihm mit den Händen durchs Haar, strich mit ihren Fingernägeln über seine Wangen. Er seufzte selig, die Wirkung des Tranks setzte bereits ein.
    Heron schloss die Augen. Lautlos zog Sela ein kleines Messer aus ihrem Mieder hervor und schnitt ihm die Kehle durch. Er riss die Augen auf, versuchte zu sprechen, doch er brachte nur ein feuchtes Gurgeln zustande. Er griff nach ihr, verkrallte sich in ihrem Haar, zerrte daran.
    »Du bist nicht echt«, sagte Sela.
    Als sie sicher war, dass er nicht mehr lebte, erhob sie sich und verließ das Zimmer.

18. KAPITEL
    Ungewöhnliche Probleme erfordern ungewöhnliche Lösungen.
    - Fae-Sprichwort
    Silberdun erlangte das Bewusstsein wieder, als seine Häscher ihn brutal die Stufen hinunter und ins Freie zerrten. Er spürte die Sonne auf seinem Gesicht, aber seine Sicht war verschwommen; alles, was er sah, war ein blauer Himmel und hin und her huschende Silhouetten. Er wurde auf einen geschlossenen Wagen gehievt, dann setzte sich das Gefährt in Bewegung.
    Jedes Mal, wenn der Wagen über das raue Kopfsteinpflaster holperte, schoss der Schmerz aus seinem Handgelenk durch den Arm. Eine der Wachen hatte seinen Armstumpf mit Stoff umwickelt, doch der Verband war mittlerweile wieder blutgetränkt. Dieses dunkle, dunkelrote Blut. Das Licht in Annwn ... Stammte es von einer roten Sonne? Silberdun erschauderte. Sein Körper wollte sterben, doch Silberdun ließ es nicht zu. Etwas Derartiges hatte er nie zuvor durchlebt.
    Der Wagen bog um eine Ecke; die Räder rollten nun über ebenmäßigeren Grund. Silberdun roch Heu und Hundekot. Er versuchte sich aufzusetzen, schaffte es, sich auf die Ellbogen aufzustützen. Neben ihm lag Eisenfuß. Seine Augen waren geöffnet; er starrte Silberdun schweigend an.
    Sie wurden vom Wagen gezerrt und an einen kühlen Ort geschleift, in dem es durchdringend nach Urin stank. Rufe wurden laut. Silberdun wurde auf eine Strohunterlage verfrachtet, die auf einem schmutzigen Steinboden lag. Neben ihm ächzte Eisenfuß auf. Das Geräusch von Metall auf Metall war zu hören. Silberdun
    hob den Kopf. Er und Eisenfuß lagen in einer kleinen Gefängniszelle. Er schloss die Augen und schlief ein, trotz des Schmerzes. Wenig später wachte er wieder auf und verspürte etwas Kühles, Linderndes an seinem Arm. Er drehte den Kopf und sah eine alte Frau, die seinen Stumpf mit

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