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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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Schreibtisch seines Vaters ein und wird am nächsten Morgen sanft von seiner Mutter geweckt.
    »Komm, Perrin«, sagt sie. »Es gibt da etwas, das ich mit dir besprechen muss.«
    Sie verlassen das Haus durch den südlichen Ausgang, betreten den Rasen, auf denen Perrin als Junge gespielt hat. Langsam gehen sie auf den Pfirsichhain zu. Die Bäume stehen in voller Blüte; sie riechen süß und herrlich.
    Sie verlassen den Garten durch das kleine Tor in der Mauer und schlendern auf dem Pfad die kleine Anhöhe hinauf, von der man den Fluss und die Felder überblickt. Die Steinbrücke, nach der das Anwesen benannt ist, steht nach all den Jahren des täglichen Gebrauchs noch immer stolz und fest da.
    »Dies sind nun deine Ländereien«, sagt Mutter.
    »Ja«, erwidert Perrin, obwohl er sich nur schwer an den Gedanken gewöhnen kann.
    »Dein Vater hat sie stets gut verwaltet«, sagt sie. »Er war immer gerecht zu seinen Pächtern, und sie haben ihn respektiert.«
    »Offensichtlich hat jedermann ihn respektiert.«
    »Und das zu Recht. Doch ich schätze, Perrin, du hast kein Interesse daran, dich um unseren Landbesitz zu kümmern, oder?«
    Perrin bleibt stehen, schaut sie an. »Doch natürlich. Sie obliegen nun meiner Verantwortung.«
    »Verantwortung, ja, aber ist es auch dein Wunsch?«
    »Worauf willst du hinaus, Mutter?«
    »Ich möchte, dass du dieses Land Aba stiftest.«
    »Den Arkadiern, meinst du?«
    »Nein, ich meine Aba.«
    Perrin grinst. »Gehört denn Aba nicht ohnehin schon alles?«
    »Du bist zu alt für diese Kindereien, Perrin«, sagt Mutter. »Damit beleidigst du uns beide. Ich habe lange und gewissenhaft über diese Angelegenheit nachgedacht.«
    »Mutter«, sagte Perrin. »Du kannst unmöglich erwarten, dass ich meinen ganzen Besitz verschenke. Das ist doch Wahnsinn.«
    »Du besitzt ein enormes Vermögen, das dir für den Rest deines Lebens ein gutes Auskommen sichern wird, Perrin. Du brauchst das Land nicht.«
    »Darum geht es nicht. Das Land ist mir im Grunde egal.«
    »Die Kirche wird sich mit größtmöglicher Liebe und Sorgfalt um die Ländereien kümmern. Sie wird die Leute, die darauf leben und arbeiten, mit Respekt behandeln, selbst solche, die nicht an Aba glauben.«
    »Da bin ich mir sicher. Und ich bin mir auch sicher, dass sie die Erlöse nur zu gern einstreichen wird. Sei doch bitte nicht so naiv, Mutter.«
    »Ich mag ja manches sein«, sagt sie mit bebender Stimme, »aber ganz gewiss nicht naiv.«
    »Mutter«, sagt Perrin. »Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht wehtun. Ehrlich.«
    »Ich weiß.«
    »Und natürlich hast du Recht. Ich habe kein Interesse daran, den Großgrundbesitzer zu spielen. Oder einen Sitz im Oberhaus zu bekleiden. Aber Bresun und Marin werden -«
    »Bresun ist nur an Geld und Status interessiert, und Marin ist ein elender Schwachkopf!«, erwidert Mutter aufgebracht. Jetzt atmet sie schwer.
    »Nun, sobald ich volljährig und in der Verantwortung bin, werde ich dafür sorgen, dass sie nicht aus der Reihe tanzen.«
    »Am Tage deiner Volljährigkeit wird Bresun dir das alles schon längst weggenommen haben.«
    »Das kann er nicht, Mutter. Das wäre gesetzwidrig.«
    Mutter lacht, aber es ist nicht ihr vertrautes warmherziges Lachen. »Ach, mein Sohn. Es gibt nur ein Gesetz, das nicht mittels Geld oder Einfluss gebrochen werden kann, und das ist Abas Gesetz. Es wird Bresun zur Rechenschaft ziehen, doch nicht mehr in diesem Leben. Bresun hätte es nie gewagt, sich mit deinem Vater anzulegen, doch er wird keine Skrupel haben, dich um dein Erbe zu bringen.«
    Perrin bleibt wieder stehen. So zynisch hatte er seine Mutter bisher noch nicht gekannt.
    »Schau her«, sagt sie und zeigt auf die Felder. »Siehst du die Bauern dort. In zwei Jahren werden sie unter Bresuns Knute stehen. Und wenn du mir nicht glaubst, besuche sein bescheidenes Anwesen und schau dir an, wie glücklich seine Pächter sind. Wir nannten sie einst Edelleute, erinnerst du dich? Nachfahren der Faekönige, jeder Einzelne von ihnen. Verdienen sie da nicht ein besseres Schicksal?«
    Perrin weiß nicht, was er darauf antworten soll.
    »Ich sagte dir an jenem Tage auch, dass du dich entscheiden musst, was für ein Mann du werden willst. Nun, vielleicht ist dieser Moment gekommen. Triff die richtige Entscheidung. Wenn schon nicht für Aba, dann wenigstens für mich.«
    Sie lässt ihn stehen auf dem Flusspfad. Einer der Bauern entdeckt ihn und winkt ihm freundlich zu.
    Am nächsten Tag teilt Perrin seinem Onkel Bresun mit,

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