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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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darauf klopfte Everess' Sekretärin. »Mylord«, sagte sie. »Ich entschuldige mich für die Störung, aber draußen steht ein Abt, der unverzüglich mit Euch zu sprechen wünscht und -«
    »Aba ist allgegenwärtig, Mädchen«, sagte Estiane und drängte an der Angestellten vorbei in Everess' Büro. »Und ich bin sein Vertreter in den Faelanden. Ich gehe, wohin er geht.«
    »Schon gut«, sagte Everess. »Kommt herein, Abt.«
    Paet erhob sich. »Ich überlasse Euch dann mal Eurem nächsten lieben Besuch«, sagte er.
    Estiane verbeugte sich vor dem Anführer; er sprach nicht, doch sein Gesicht war rot vor Wut. Paet grinste und verließ den Raum, wobei er hinter sich die Tür schloss.
    »Ich bin außer mir«, verkündete Estiane, bevor Everess das Wort ergreifen konnte. »Und es fällt mir wirklich schwer, mein Entsetzen in Worte zu fassen!«
    Everess versuchte sich seine Verachtung nicht anmerken zu lassen. War Scheinheiligkeit eigentlich eine Voraussetzung für ein hohes religiöses Amt? Oder eher ein weitverbreiteter Nebeneffekt?
    »Ich nehme an, Ihr missbilligt meine Methoden?«
    »Eure Methoden?«, ereiferte sich Estiane. »Ihr habt einen Mann umbringen lassen. Und ja, ich missbillige Euer Morden.«
    Everess erhob sich und ging zum Fenster seines Büros, aus dem man die Promenade überblickte. »Aber kamt Ihr nicht zu mir? Wolltet Ihr nicht Eure arkadischen Geheimdienstformationen gegen ein wenig mehr Einfluss einhandeln?«
    »Das ist richtig«, sagte Estiane. »Einfluss, jedoch nicht um den Preis eines Meuchelmordes.«
    »›Everess‹, sagtet Ihr. ›Die Staatssekretärin macht den Arkadiern das Leben schwer. Sie kümmert sich einen Dreck darum, dass unsere Anhänger in den Welten verfolgt werden, die unter Seelie-Einfluss stehen.‹ Habt Ihr das zu mir gesagt, oder nicht, Abt?«
    »Ich habe die heilige Pflicht, diejenigen zu beschützen, die unter meiner Obhut stehen«, sagte Estiane. »Mir ist klar, dass man dabei manchmal Kompromisse machen muss, und ich akzeptiere durchaus, dass bisweilen moralisch fragwürdige Dinge damit einhergehen. Ich werde mich vor Aba dafür zu verantworten haben. Doch ich werde mich keinesfalls mit Mördern gemeinmachen!«
    Everess fuhr herum. »Wie nobel von Euch«, sagte er. »Was Ihr doch alles für das Seelenheil Eurer Leute im Diesseits zu erdulden habt. Damit werdet Ihr gewiss zum Märtyrer. Aber sobald Taten gefordert sind, wollt Ihr plötzlich nichts mehr damit zu tun haben. Ihr wünscht in den Genuss der Auswirkungen zu kommen, aber Euch die Finger dabei schmutzig machen, das wollt Ihr nicht.«
    »Ich verlange, dass Ihr dieses Verbrechen gesteht. Wenn Ihr gesteht, wird Aba Euch vergeben.«
    »Ihr seid wohl kaum in der Position, irgendetwas von mir zu verlangen«, sagte Everess. »Würde ich heute von meinem Amt als Außenminister zurücktreten, wird sich nicht ein Nachfolger finden, der Eure Kirche ernst nimmt. Euer Einfluss im Senat würde im Handumdrehen auf null sinken. Und dann wäre all das umsonst gewesen.«
    »Nicht so«, sagte Estiane. »Nicht um diesen Preis.«
    »Natürlich nicht. Ihr wollt Eure Ernte einfahren, aber die Arbeit auf Euch zu nehmen, den Acker zu bestellen, das wollt Ihr nicht. Glaubt mir, so funktioniert das nicht.«
    Everess goss sich etwas zu Trinken ein und nahm einen kräftigen Schluck, bevor er weitersprach. »Und jetzt hört mir gut zu, Abt. Als wahrscheinlichster Nachfolger der Staatssekretärin gilt Lord Palial. Ihr kennt doch Lord Palial? Was für eine Frage, ist er doch einer Eurer glühendsten Anhänger. Nicht dass er's je öffentlich zugeben würde, aber das kennt man ja.«
    Estiane dachte einen Moment lang nach. »Damit ist die Sache keineswegs erledigt, Lord Everess. Noch lange nicht. Und lasst mich eins ganz klar sagen: Sollte mir je zu Ohren kommen, dass Ihr noch einmal einem meiner Schutzbefohlenen so etwas antut, dann werde ich mich höchstpersönlich zu dieser Tat bekennen, egal wie schrecklich die Konsequenzen auch sein mögen.«
    Everess lachte. »Und schrecklich werden sie sein, die Konsequenzen, Abt. Das ist nun mal der Preis, den ein Mann der Tat zu zahlen hat.«
    Nach einigen weiteren Verwünschungen und leeren Drohungen stürmte Estiane aus dem Büro. Doch insgeheim hatte er sich mit der Sache abgefunden, genau wie Everess es vorausgesehen hatte. Welche Hinterlist. Der Staudamm zeigte erste Risse. In weniger als fünf Jahren würde der gute Abt jedem Gegner persönlich ein Messer in die Brust rammen.
    Everess nahm die fette

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