Schattenspäher
Ihr das geschafft habt, aber das war einfach ... unglaublich!«
»Ich würde mich nicht zu früh freuen, mein Freund.« Silberdun zeigte nach vorn.
Drei feindliche Flieger waren ihnen auf den Fersen.
»Wahrscheinlich haben sie Silberduns Budenzauber gesehen«, meinte Eisenfuß.
»Geht's nicht ein bisschen schneller?«, drängte Sela.
»Nicht, falls du nicht weißt, wie man den Wind stärker macht«, erwiderte Eisenfuß.
Timha ergriff eine Kurbel und befestigte daran eines der Seile, die das Segel hielten. Die Luftbarke gewann ein wenig an Fahrt.
»Die haben den Wind im Rücken«, sagte Timha. »Die werden uns bald eingeholt haben. Wir sollten uns ergeben!«
»Halt's Maul!«, brüllte Silberdun. Eisenfuß drehte das Steuerrad, und die Luftbarke kippte nach links.
»Gebt auf und legt euer Gefährt in Eisen«, ertönte die magieverstärkte Stimme von einem der herannahenden Stadtwachen-Flieger.
»Eisen?«, fragte Sela verwirrt.
»Das bedeutet, den Bug in den Wind zu drehen«, erklärte Eisenfuß. »Er will, dass wir stoppen.«
Silberdun nahm einen Bolzen aus dem kleinen Köcher an der Armbrust, legte ihn ein und spannte die Waffe.
»Keine Blendlichter mehr?«, fragte Eisenfuß.
»Ich hab keinen Tropfen re mehr in mir. Wie sieht's bei dir aus?«
»Wenn sie an Bord kämen und sich höflich zu uns setzen würden, könnte ich sie vielleicht mit ein bisschen Führerschaft bei Laune halten ...«
»Na schön«, meint Silberdun. »Dann machen wir uns besser mal aus dem Staub.«
Allen wurde jedoch schnell klar, dass es nicht so einfach werden würde. Das Schiff der Stadtwache war schneller, und im Gegensatz zur Luftbarke hatte es Maschinen, die mittels Bewegung angetrieben wurden, was die Windkraft zusätzlich verstärkte.
»Anhalten und zum Entern bereit machen!«, schallte die magieverstärkte Stimme zu ihnen herüber.
»Was jetzt?«, fragte Sela in die Runde. Silberdun umklammerte seine Armbrust so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
Die Flieger der Stadtwache waren nun fast gleichauf. »Anhalten! Sofort! Oder wir nehmen Euer Schiff unter Beschuss!«
»Verdammt!«, brüllte Eisenfuß, er riss das Ruder hart nach rechts und steuerte die Luftbarke genau auf das gegnerische Schiff zu.
»Was macht Ihr denn da?«, rief Timha.
»Mal sehen, wie viel dieser Vogel aushält«, erwiderte Eisenfuß.
Das feindliche Schiff wollte aufsteigen, um ihnen auszuweichen, doch es war zu spät. Der Bug der Luftbarke kollidierte mit dem Hauptmast des feindlichen Fliegers. Ein grässliches Schaben ertönte, dann das Splittern von Holz. Von unten wurden Armbrustbolzen auf sie abgefeuert - die Wachen in den beiden anderen Schiffen nahmen sie unter Beschuss.
Silberdun lehnte sich über den Bug ihres eigenen Fliegers und schoss zurück. Ein lautes Krachen war zu hören, dann kam der verkeilte Flieger unter ihnen wieder los und driftete nach achtern.
Sela vernahm ein lautes Schnappen. Sie drehte sich um und sah etwas Helles auf die Luftbarke zufliegen. Es sah aus wie eine Miniatursonne, vollführte im Flug einen hohen Bogen und verpasste das kleinere Segel ihres Fluggerätes nur um Haaresbreite. Als es vorbeiflog, konnte Sela die von ihm ausgehende Hitze körperlich spüren.
Ein weiteres Schnappen, eine weitere Feuersonne, die auf sie zuschoss. Diese krachte auf das Hauptsegel und knallte direkt vor Eisenfuß auf das Hauptdeck. Der ließ das Ruder los, machte einen Satz zurück und fiel über Timha.
Das Deck fing Feuer. Timha krabbelte unter Eisenfuß hervor und zeichnete mit den Händen ein Siegel in die Luft. Der winzige Feuerball stieg gerade in die Luft auf, vollführte dann einen Rechtsruck und fiel auf das Heck des Fliegers, von dem er ursprünglich abgefeuert worden war. Timha malte weitere Siegel in die Luft, doch was immer er auch versuchte, es schien nicht zu funktionieren. Silberdun kämpfte damit, seine Armbrust wieder zu laden, doch das verrückte Schaukeln und Ruckeln des Schiffs machte dies fast unmöglich.
Die Luftbarke sackte ab, geriet dann ins Schlingern. Ein Windstoß verfing sich im losen Hauptsegel, und dann begann die Welt sich um Sela herum zu drehen. Flammen leckten am Segel, und dann fing es ebenfalls Feuer, Rauch stieg spiralförmig vom Mast auf.
Plötzlich hörte sie ein trommelndes Geräusch, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Das Deck schwankte. Sela verlor das Gleichgewicht und knallte auf die Bohlen. Und dann war das Deck plötzlich über ihr, und sie fiel, und
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