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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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drehte sich, und fiel, und fiel.
    Sie drehte sich in der Luft, und dann sah sie, was unter ihr war. Endlose Weizenfelder, die sich im Wind wiegten wie Wellen im Ozean und im Mondlicht grau wirkten. Im Zentrum der Felder jedoch gab es ein großes, unregelmäßiges schwarzes Oval, ein Flecken schwärzester Schwärze. Seltsamerweise hatte sie gar nicht das Gefühl zu fallen. Ob Silberdun oder Eisenfuß irgendetwas gemacht hatten, um ihren Sturz anzuhalten? Um sie herum war Rauch und Feuer. Sie konnte nichts sehen, als den Boden unter sich.
    Eine Windbö erfasste sie, blies ihr den Rock nach oben und das Haar in die Höhe. Der Stoff wurde wie verrückt gegen ihren Körper geschlagen.
    Erst jetzt bemerkte sie, dass sie fiel, denn sie war aus so großer Höhe gestürzt, dass sie den Fall zunächst gar nicht als solchen empfunden hatte. Das schwarze Oval unter ihr war wie ein Schlund, der sie zu verschlucken drohte. Je weiter sie fiel, umso größer wurde er, und dann begriff sie, dass sie direkt auf das Zentrum der Umbra zustürzte, dem Schatten von Preyia. Wo schon allein das Betreten Unglück brachte.
    Der Boden raste auf sie zu, die Schwärze breitete sich nun zu allen Seiten hin aus. Die Umbra war reine, samtene Finsternis; kein einziger Strahl Mondlicht erhellte ihre Tiefen.
    Sie fiel und fiel, und ihr war, als hätte sie aufgehört zu atmen. Die Schwärze griff sich Raum, bis sie einfach überall war - Finsternis unter ihr, und dicke Rauchschwaden über ihr. Als sie sich schließlich trafen, da keuchte Sela auf, und dann vereinigten sie sich - die Schwärze und die Flammen -, mit Sela in ihrer Mitte. Das Dunkel und das Licht. Sie hörte ein ohrenbetäubendes Rauschen. Und dann war da nur noch Stille.

27. KAPITEL
    Die einzigen Landbewohner auf dem Unseelie-Territorium sind die Arami, dieses fremde Volk, das seit der Zeit vor Uvenchaud in der Tradition der wilden Faeclans lebt. Dabei sind sie bis auf den heutigen Tag ängstlich darauf bedacht, jeglichen Kontakt zu ihren in der Luft lebenden Nachbarn oder sonst jemandem zu meiden. Insofern ist nur sehr wenig über die Arami bekannt.
    Man vermutet (aufgrund der wenigen Gelegenheiten, in denen die Arami einem Gespräch zustimmten), dass es sich bei der merkwürdigen, gutturalen Sprache, die uns linguistisch so kompliziert scheint, tatsächlich um einen Dialekt der originalen Elfensprache handelt. Wenn das stimmt, sind die Arami die letzten direkten Nachkommen des alten Faevolkes.
    Die Unseelie kümmern sich nicht um die Arami. Sie verlassen ihre fliegenden Städte nur, um Wasser aus den Brunnen zu schöpfen, die sich während der kurzen Regenzeiten über den nördlichen Landesteil ziehen. Die Arami halten sich fern, sobald die Unseelie auch nur die Erde betreten.
    - Stil-Eret, »Die Arami - die unbekannten Fae des Nordens«,
    aus Reisen daheim und unterwegs
    Muster. Eisenfuß war gefangen in Mustern. Zwei davon, um genau zu sein, wobei eines das andere überlagerte. Sie waren einander sehr ähnlich, und doch nicht gleich. Auf den ersten Blick wirkten sie fast identisch. Doch im Grunde ihres Seins gab es eine Abweichung, einen Fehler, wie bei einer eleganten Gleichung, in deren Kern eine undefinierte Term lauerte. Oberflächlich betrachtet sah alles richtig aus; erst wenn man sich die Fäden des Netzes genauer ansah, offenbarte sich einem die Unmöglichkeit.
    Doch wo lag der Fehler? Was verursachte ihn? Im Geiste versuchte er das Muster nachzuzeichnen, doch es war zu groß und komplex, um es zu behalten. Sobald er sich einen Teil davon vergegenwärtigt hatte, war der andere seinen Gedanken schon wieder entschlüpft; es schien unmöglich, alles miteinander zu verbinden. Er brauchte Papier, er brauchte seine Karte.
    Er wollte einen Bogen Schreibpapier zur Hand nehmen, doch sein Arm ließ sich nicht bewegen. Er versuchte sich aufzusetzen, doch etwas Schweres lastete auf ihm. Er wurde panisch. Er riss die Augen auf. Es war dunkel, schwarz in der Schwärze. Aus seiner Kehle quoll ein ersticktes Geräusch, ein Laut, der irgendwo zwischen einem Wimmern und einem Schrei lag. Wo war er?
    »Hierher!«, hörte er eine Stimme. »Ich hab was gehört!«
    Eisenfuß griff in seinen Körper hinein und versuchte sich zu beruhigen, so wie Paet es ihn vor einigen Wochen in der Ausbildung gelehrt hatte. Er hatte nie ganz verstanden, worauf Paet damit hinauswollte; doch im Moment war Eisenfuß ganz auf Muster fixiert, und plötzlich vermochte er die Muster in seinem eigenen Körper zu

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