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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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erfassen, die Energien, die ihn durchflossen, und die Gebilde, die durch diese Energien miteinander verbunden waren. Da war sein Herz, wild hämmernd. Er zwang es, langsamer zu schlagen, und es schlug langsamer. Und da war noch ein anderes, winziges Ding, das Panik in sein Blut spuckte. Er zwang es, damit aufzuhören, und es hörte auf.
    Er zwang die Kraft in seine Arme und stemmte sie nach oben. Er und Silberdun hatten erst kürzlich das entwickelt, was sie die Kraft der Schatten genannt hatten, eine Kraft, die weit über das hinausging, was sie vormals besessen hatten. Das Ding auf ihm bewegte sich, doch nicht sehr viel. Doch damit einher ging eine Erkenntnis: Mehr Kraft der Schatten war im Moment aus diesem Körper nicht herauszuholen. Er hatte sich zu sehr verausgabt, denn jetzt fielen seine Arme schlaff und schwach herab in diesem schwarzen Gefängnis.
    Es hatte nicht ganz gereicht, war nicht gut genug gewesen. Andererseits war nichts im Leben jemals gut genug.
    Als Eisenfuß noch ein junger Bursche gewesen war, hatte ihn sein Vater beständig angetrieben: »Willst du so enden wie ich, Junge?«, hatte er gesagt, als sie die Schafe scherten. Seit drei Jahren schon war der Preis für Wolle stetig gefallen, und Vater hatte bereits drei seiner besten Mutterschafe verkaufen müssen. »Du bist doch ein kluger Kopf«, hatte er gesagt. »Du musst was aus dir machen.«
    Als sich Eisenfuß zur Armee gemeldet hatte, war er fest entschlossen gewesen, es dort zu etwas zu bringen. Er wusste, dass er intelligent war und verschiedene Gaben besaß, doch an einer Akademie wie Königinnenbrück war kein Platz für den Sohn eines Schäfers. Die meisten Studenten waren Söhne und Töchter von Lords oder wohlhabenden Zunftmeistern und schon im Kindesalter auf teure Lehranstalten geschickt worden. Eisenfuß hatte bis zum Alter von zehn Jahren nur die Dorfschule besucht und danach wieder seinem Vater geholfen. Doch er ging, anders als sein Vater, nach dem Tagwerk noch lange nicht zu Bett, vielmehr las er viel und studierte die Grundlagen der Thaumaturgie. Und er brachte sich bei, Hexenlicht zu erschaffen, in dessen Schein er Nacht für Nacht seine Studien vorantrieb.
    Als Soldat auf Zeit hatte er rasch die Ränge erklommen, doch als Bürgerlicher erreichte man beim Militär irgendwann den Punkt, wo man nicht mehr befördert werden konnte.
    Und dann kam der Gnomkrieg. Eisenfuß diente zu dieser Zeit als Feldwebel des Drachenregiments und war verantwortlich für den Sturmtrupp. Er hatte sich bei der Armee den Ruf eines Perfektionisten erworben, erwartete von sich und seinen Männern nur das Beste. Einige hassten ihn dafür, die meisten beklagten sich darüber, doch ein jeder respektierte ihn. Und als der Feldzug gegen die Gnome begann und Eisenfuß' Kompanie niemals einen einzigen Mann verlor, da wurde auch dem letzten Zweifler klar, dass Eisenfuß ein vorzüglicher Kommandant war.
    Sein eigener Vorgesetzter indes, Oberst Samel-La, war weit weniger fähig. Tatsächlich war Samel-La ein Schwachkopf und für das Kriegshandwerk völlig ungeeignet. Er hatte nicht den blassesten Schimmer von Gefechtsformationen oder Taktik und glaubte, indem man einfach jede Menge Kampfmagier und Soldaten in die Schlacht warf, wäre das Problem gelöst. Als Oberst war er führungsschwach und ließ es zu, dass seine Soldaten sich bei ihm einschmeichelten, wobei er auf jene hörte, die mit ihm einer Meinung waren, und die ignorierte, die es nicht waren. Selbst als Eisenfuß sich unter seinem Kommando vier Orden verdient hatte, verzichtete Samel-La auf den Rat seines besten Mannes. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis Samel-La und Eisenfuß immer öfter aneinandergerieten.
    Als sie ins Gnokka-Flusstal vorrückten, das gleich südlich von Cmir lag, ging mit einem Mal alles schief. Die Gnome warteten schon auf sie, hatten sich bei der Böschung auf der anderen Seite aufgestellt. Eisenfuß roch die Falle sofort und riet Samel-La zum Rückzug, doch der meinte, ein Seelie kneife niemals den Schwanz ein, schon gar nicht angesichts eines Gegners wie den Gnomen. Eisenfuß' Einwand, dass der Rückzug zu den fundamentalen Taktiken eines Gefechts gehöre, stieß bei Samel-La auf taube Ohren.
    Die Schlacht wurde sehr schnell sehr hässlich. Sie verloren Männer im Dutzend. Mehr und mehr Gnomkrieger erschienen auf der Hügelkuppe des Tals, und Samel-La weigerte sich noch immer, den Rückzug anzuordnen.
    Erst als man sie von fast allen Seiten eingekesselt hatte und ein

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