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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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Rückzug nicht mehr kampflos möglich war, kam Samel-La zu dem Schluss, dass er nun genug hatte. Mit einer einzigen Kompanie wollte er die gnomische Flanke in ihrem Rücken durchbrechen und dann fliehen. Ein dummer Plan, der - natürlich - nicht aufging. Er und seine Männer wurden niedergemetzelt, noch bevor sie sich ganz vom Seelie-Truppenverband gelöst hatten.
    Für einige quälende Minuten herrschte Verwirrung, in denen die Seelie nicht wussten, was nun zu tun war. Die Reihen drohten einzubrechen; fast schien es, als wären sie dem Untergang geweiht.
    Das war der Moment, wo Eisenfuß sich im Sattel erhob und das Kommando über das Bataillon übernahm. Er rief den Männern Befehle zu, ließ die Reihen sich wieder schließen und zog die Truppen zu einer konzentrierten Macht zusammen. Derart vereint und koordiniert schlugen sie nicht nur die Gnome zurück, sondern nahmen auch das Tal ein und zwangen den Gegner in die Flucht.
    Als es vorbei war, wurde Eisenfuß von Regimentskommandant General Jeric mitgeteilt, dass man ihm leider keinen fünften Orden für seine Verdienste um diese Schlacht verleihen könne. Samel-La war der Sohn eines einflussreichen Lords gewesen, der dem Militär viel finanzielle Unterstützung hatte zukommen lassen. Und so ließ man offiziell verlauten, Samel-La sei seinen Verletzungen erlegen, nachdem er das Dritte Bataillon im Gnokka-Tal zum Sieg geführt habe.
    General Jeric jedoch wusste ganz genau, was Eisenfuß vollbracht und worum man ihn betrogen hatte. Daher fragte er seinen tüchtigen Feldwebel, ob er irgendetwas für ihn tun könne.
    »Ich möchte an die Königinnenbrück-Akademie«, sagte Eisenfuß ohne zu zögern.
    Drei Tage später wurde Eisenfuß in allen Ehren aus der Seelie-Armee entlassen - kurz zuvor hatte man ihn allerdings noch zum Leutnant befördert. Als Offizier der Seelie-Armee hatte er nun das Recht, an der Königinnenbrück-Akademie zu studieren, und nachdem ihm der Kommandant des Dritten Regiments ein persönliches Empfehlungsschreiben voll des Lobes ausgestellt hatte, wurde er dort mit offenen Armen empfangen.
    An der Akademie wurde Eisenfuß perfektionistischer denn je. Er ruhte nicht eher, bis er in jedem Fach die Höchstnoten errungen hatte, da er auch hier zu den Besten der Besten gehören wollte. Bei jeder thaumaturgischen Herausforderung holte er das Letzte aus sich heraus. Er gab niemals auf. Er arbeitete härter und schuftete länger als alle anderen zusammen, und er hatte Erfolg damit.
    Ja, damals konnte ihn nichts und niemand aufhalten.
    Und hier war er nun und sah sich seiner größten Herausforderung gegenüber. Es ging hierbei nicht nur darum, Erfolg zu haben. Es ging um einfach alles. Und außer Perfektion zählte hier nichts.
    Rein gar nichts.
    Über ihm war ein knirschendes Geräusch zu vernehmen. »Genau hier«, sagte die Stimme wieder. Es war Silberdun. »Du liebe Güte, jetzt steht doch nicht einfach nur so da. Packt mal mit an!«
    Die Welt über Eisenfuß geriet in Bewegung, dann hob sich etwas in seinem Gesichtskreis ein Stück in die Höhe. Ein missmutiges Grummeln drang an sein Ohr. Das Objekt, das ihm die Sicht nahm, hob sich noch ein bisschen höher und wurde dann beiseitegeschoben.
    Ein in Hexenlicht getauchter Schatten schob sich in Eisenfuß' Blickfeld. »Schätze, er lebt noch.«
    »Silberdun!«, keuchte Eisenfuß.
    »Ich weiß, du demonstrierst gern deine Männlichkeit«, sagte Silberdun, »aber dich unter eine Luftbarke nageln zu lassen, geht dann doch ein bisschen zu weit.«
    Mit weichen Knien rappelte sich Eisenfuß auf; sofort geriet er ins Wanken und fiel hin. Unter ihm war kein fester Grund, sondern etwas Nachgiebiges und Instabiles, das an eine extrem weiche Matratze erinnerte. Silberdun zog ihn schließlich auf ... etwas hinauf, das Eisenfuß nicht zu identifizieren vermochte, doch es verschaffte ihm einen sicheren Stand.
    Im Dunkeln war es fast unmöglich auszumachen, was genau das Auge erblickte. Außer dem Hexenlicht, das Silberduns erleichterte Miene zeigte, schien es hier fast keine Leuchtquelle zu geben. In der Nähe standen einige in Roben gewandete Personen. Daneben lag der halbe Bug der Barke. Es sah so aus, als hätte Eisenfuß das Ding ganz allein in die Höhe gestemmt. Von allen Seiten waren sie umringt von fremden Gestalten, zudem roch es hier irgendwie nach Müll.
    Als Eisenfuß einen Schritt auf Silberdun zumachte, schlug ihm etwas gegen die Hüfte. Es war Timhas Ranzen. Irgendwie hatte er es geschafft, ihn nicht

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