Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
Vom Netzwerk:
unerfreulichen Besuch vom chthonischen Ältestenkonzil erhalten wird. Vorausgesetzt, unser Volk überlebt die nächste Woche.«
    »Vorsicht, Silberdun!«, schnappte Eisenfuß.
    »Na großartig«, sagte Paet. »Und woher stammt dieses Artefakt?«
    »Eisenfuß hat im chthonischen Tempel einen Priester zusammengeschlagen und es dann vom Altar gestohlen«, sagte Silberdun.
    »Aha. Darf man fragen, warum?«
    »Erinnerst du dich noch an unseren ersten Bericht aus Annwn?«, fragte Eisenfuß. »Als wir mit Prae Benesiles Sohn sprachen und der uns sagte, dass Hy Pezho seinem Vater etwas gestohlen habe. Eine Kiste. Der Sohn wusste zwar nicht, was drin war, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es eine dieser chthonischen Kynosuren war.«
    »Aber aus welchem Grund?«, fragte Paet.
    »Wenn dieses Relikt das tut, was ich vermute, könnte es uns das Geheimnis der Einszorn enthüllen«, sagte Eisenfuß. »Unter anderen Umständen wäre dies wohl der Beginn einer wunderbaren Forscherlaufbahn.«
    »Gut, dann bleibt dran«, sagte Paet. »Und Eisenfuß, ich brauche keine These, sondern einen Weg, dieses verdammte Ding aufzuhalten.«
    »Ich werde das Verfassen der Monografie verschieben«, sagte Eisenfuß.
    Paet ging in sein Büro und schloss die Tür.
    Silberdun war fertig mit seinem Schnitt, und Eisenfuß entfernte die keramische Hülle der Kynosure. Zum Vorschein kam einer der komplexesten thaumaturgischen Mechanismen, die er jemals gesehen hatte. Hauchdünne Plättchen aus purem Gold und Silber lagen übereinander, graviert mit winzigkleinen Runen und Kraftlinien. In die Linien waren Diamanten eingelassen. Vermutlich dienten sie als irgendwelche reitische Kondensatoren.
    »Das ist unglaublich«, sagte Eisenfuß. »So was hab ich noch nie gesehen.«
    »Was ist das?«, fragte Silberdun.
    »Also ganz sicher bin ich nicht«, sagte Eisenfuß. Er deutete auf eines der Goldplättchen. »Schau mal hier. Das ist eine Antriebsbindung. Und das hier ... nein, das kann nicht sein.«
    »Was kann nicht sein?« Silberdun ging näher heran.
    »Dieses Stück hier. Wonach sieht das für dich aus?«
    Silberdun zuckte die Achseln. »Die Schrift sieht aus wie altes Hochfae, aber ich war nie sonderlich gut in Entzifferungen.«
    »Das ist die Bindung für eine Faltung«, erklärte Eisenfuß. »Dieses Ding kanalisiert ... eine Raumfaltung.«
    »Das ist doch lächerlich«, sagte Silberdun. »Nur Portalmeister beherrschen das Falten, und man braucht Jahre, um es zu erlernen. Kein Priester könnte irgendwas Nützliches in so was Kleines kanalisieren.«
    »Worüber redet ihr eigentlich?«, meldete sich Sela vom Nebentisch.
    »Über die Gabe des Raumfaltens«, sagte Silberdun. »Damit werden die Portale betrieben, mit denen man zwischen den Welten reisen kann. Mit ihr können Objekte und Energien durch den gefalteten Raum gelangen.«
    »Aber diese Gabe ist außergewöhnlich selten«, fügte Eisenfuß hinzu. »Fast niemand besitzt sie, und diejenigen, die es doch tun, werden sofort von den Portalmeistern unter Vertrag genommen.«
    »Und schau mal hier.« Wieder deutete Eisenfuß auf etwas im Innern der Kynosure. »Diese Ziffern beschreiben das Ziel einer Übersetzung.« Er machte eine Pause. »Glaube ich wenigstens.«
    Eisenfuß entfernte noch weitere der dünnen Plättchen aus dem Gerät. Im Innern wurde ein winziges Silbergeflecht sichtbar, dessen Fäden so eng beieinander waren, dass man sie kaum ausmachen konnte.
    »Und was ist das?«, fragte Silberdun.
    Eisenfuß kanalisierte Innensicht in das Geflecht und konnte nicht glauben, was er dort entdeckte. Es war das gleiche Gefühl, das ihn übermannt hatte, als Lin Vo auf Timhas Angriff reagierte. Dieselbe unmögliche, unkanalisierte Essenz. Die Musik ohne Ton. Die Division durch Null.
    »Und?«, fragte Silberdun.
    »Eine undifferenzierte Essenz«, sagte Eisenfuß.
    »Die Dreizehnte Gabe«, flüsterte Silberdun.
    »Das ist keine Gabe«, sagte Eisenfuß. »Das hier ist jenseits aller Gaben. Es macht alle Gaben obsolet.«
    »Ja und?«, fragte Sela. »Was bedeutet es nun?«
    »Ich hab keine Ahnung«, sagte Eisenfuß. Nie ihm Leben hatte eine derartige Erregung von ihm Besitz ergriffen. Was Lin Vo ihm im Arami-Lager gesagt hatte, ergab nun einen Sinn. Ihr alle werdet lernen müssen, die Dinge anders zu betrachten.
    »Gebt mir ein bisschen Zeit«, sagte er. »Ich glaube, ich verstehe jetzt. Alles.«
    Das »bisschen Zeit« dauerte einen vollen Tag. Eisenfuß arbeitete ohne Pause, machte sich Notizen, schrieb

Weitere Kostenlose Bücher