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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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überaus interessiert an den Ergebnissen.«
    »Ich weiß.« Eisenfuß drehte sich vom Fluss weg und sah hinüber zum Krater. »Ich bin mir nicht sicher, wie ich zu der Idee stehen soll, die Pläne für etwas, das eine solche Zerstörungskraft hat, an wen auch immer auszuhändigen.«
    »Tja, sollte die Waffe jemals wieder zum Einsatz kommen, so ziehe ich es jedenfalls vor, dass sie gegen die Unseelie eingesetzt wird und nicht gegen uns.«
    »Ja«, sagte Eisenfuß. »Ich schätze, mir geht's genauso.«
    »Also gut. Wenn Ihr zurück in Smaragdstadt seid, werde ich Euch eine Botenfee schicken.«
    Schweigend standen sie eine Weile da, schauten hinab auf das, was einst das altehrwürdige Selafae gewesen war, und nahmen dann den Pfad zurück ins Lager.
    Vier Tage später war es vorbei. Eisenfuß sammelte die letzten Messergebnisse ein, die er in seinem behaglichen Zimmer in der Akademie in die Karte eintragen würde. Die Zelte waren abgebaut, die Wachsoldaten abgezogen worden. Die arkadischen Priester und Hinterbliebenen, die sich so viele Monate vom zerstörten Selafae hatten fernhalten müssen, strömten wieder hinein in die Ruinen der Stadt - die Priester, um ihre Segen zu sprechen; die Angehörigen, um nach Andenken, Knochenresten oder irgendwelchen Kleinigkeiten zu suchen, die sie an diejenigen erinnerten, die sie verloren hatten. Es war ein sehr bewegender Moment, und Eisenfuß verspürte nicht den Wunsch, sich noch mehr auf das Thema einzulassen, als er es ohnehin schon hatte tun müssen.
    Die Rückkehr auf das Universitätsgelände der Königinnenbrück-Akademie war wie nach Hause zu kommen. Nie war ihm aufgefallen, wie frisch die Luft von Smaragdstadt roch, wie sehr die Farben leuchteten. Woche um Woche hatte er seine Tage an einem grauen, staubigen und stinkenden Ort der Verdammnis zugebracht und sich die Nächte, über die verdammte Karte gebeugt, um die Ohren geschlagen. Trotz seines dringenden Wunsches, das Projekt zu beenden, war Eisenfuß doch dankbar dafür, dass die kleinen Verpflichtungen, die sich in seiner Abwesenheit ergeben hatten, ihn von Zeit zu Zeit davon abhielten. Kurz: Er brauchte einfach ein bisschen Abstand von allem.
    Auf dem Fensterbrett seines Arbeitszimmers lümmelten schon seit einer Weile einige Botenfeen herum und langweilten sich zu Tode. Jede von ihnen wollte die Erste sein, die ihre Nachricht ablieferte, um endlich wieder von hier zu verschwinden. Er nahm sie sich reihum vor und machte sich dabei Notizen: eine Einladung zum Abendessen von einer verliebten weiblichen Kollegin; die Bitte des Dekans um ein Treffen - das konnte definitiv warten. Und eine kurze Nachricht von Lord Everess.
    »Der Lord sagt, er will rüberkommen ins Büro und reden und so weiter und so fort«, richtete ihm Everess' Botenfee aus.
    Eisenfuß setzte sich das kleine Wesen auf die Handfläche. »Vielleicht erzählst du ihm einfach, dass ich beschäftigt bin.«
    Die Botenfee wirkte einigermaßen pikiert. »Na, das wird ihn aber nicht gerade freuen, das kann ich Euch sagen. Er ist 'n Lord, wisst Ihr. Ziemlich nobel und so. Trägt 'nen Hut, raucht Pfeife. Bei Euch seh ich weder Hut noch Pfeife, also schätze ich, er hat gewonnen. Ha!«
    Eisenfuß hatte eine Schwäche für die kleinen Wesen, wenn er auch nicht genau wusste, wieso.
    »Meinst du?«, fragte er. »Du glaubst also, ich hätte hier nicht Nirgendwo einen Hut und eine Pfeife rumliegen?«
    Die Botenfee schnaufte auf. »Das glaub ich nicht nur, das weiß ich ganz genau! Gestern war mir nämlich langweilig und da hab ich mir all Eure Sachen angesehen.«
    »Was für ein schlaues Geschöpf du doch bist.«
    »Denkt Ihr das wirklich? Ich meine, so richtig wirklich? Das denkt nämlich niemand über mich, das kann ich Euch versichern. Habt Ihr zufällig Roastbeef?«
    »Bitte was?«
    »Ich liebe Roastbeef! Ich mag seinen Duft, und ich mag Leute, die Roastbeef mögen. Aber ich darf's nicht essen, weil wir Botenfeen ja Pflanzenfresser sind, und das ist wirklich die schlimmste Tragödie meines Lebens! Ich meine, die schlimmste seit dem Tod meiner Familie damals.«
    »Tut mir leid«, meinte Eisenfuß. »Kein Roastbeef.«
    »Mist«, sagte die Botenfee.
    »Also gut, weiter geht's«, sagte Eisenfuß. »Bring dem Lord meine Antwort. Ich glaube, ich hab hier noch irgendwo ein bisschen Petersilie. Die kannst du haben.«
    »Ja, klar! Guter Witz, das mit der Petersilie«, rief die Botenfee und flatterte auf das geöffnete Fenster zu. »Hab ich Euch nicht eben erst gesagt, dass

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