Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
Vom Netzwerk:
verrückt. »Sagt, wollt Ihr mein Liebster sein? Mir ist schon klar, dass es da diesen erheblichen Größenunterschied gibt, der ein paar interessante körperliche Herausforderungen mit sich bringen könnte, aber ich bin gewillt, mich dieser Aufgabe zu stellen, wenn Ihr es auch seid.«
    Eisenfuß seufzte. Vielleicht war es das, was er an den Botenfeen so mochte: ihr Wahnwitz und ihre Unerschütterlichkeit. Nichts konnte sie jemals wirklich aus der Fassung bringen, weil sie - unter anderem - nun mal keine wirklichen Gefühle hatten.
    Das zarte Geschöpf flatterte zu ihm und schlang seine Arme um einen von Eisenfuß' Fingern. »Ich will riesengroße fette Elfenbabys von Euch!«, rief es theatralisch aus.
    »Sag Everess, ich werde ihn morgen aufsuchen«, ächzte Eisenfuß.
    »Okay! Mann, das ist echt mein Glückstag heute!«, rief die Botenfee und schoss durchs offene Fenster hinaus.

5. KAPITEL
    Die Stadt ist alt. Älter als irgendjemand es für möglich halten oder gar mit Sicherheit sagen kann, mit Ausnahme ihrer Herrscherin. Es gibt unzählige Geschichten über die Gründung des Seelie-Königreichs und die Geburt von Smaragdstadt. Manche sind religiöser Natur; manche historischer, zusammengetragen von Gelehrten, aus Steinen und Dokumenten so alt, dass sie zerfielen, setzte man sie dem Licht aus. Wieder andere stammen aus den Schriften der Rückbesinner, wiewohl diese wohl zugeben müssen, dass es sich hierbei eher um eine Kunst, denn um eine Wissenschaft handelt.
    Und dann gibt es noch die offizielle Geschichte, diejenige, welche man den Schulkindern erzählt. Die Geschichte, in der Regina Titania der Erde befahl, sich zu ebnen, und den Steinen, sich zu erheben, um die Große Seelie-Feste erstehen zu lassen. Dies alles geschah während des Rauane Envedun-e, dem Zeitalter Reinsten Silbers. Wie viele Legenden aus dem Rauane, wird auch diese oft mit einem Augenzwinkern erzählt, und die offiziellen Biografen der Königin plapperten sie pflichtbewusst nach.
    Der ursprüngliche Name der Stadt lautete Car-na-una, was in der Thule-Fae-Sprache »das erste Wahre« oder vielleicht auch »die Grundlage alles Wahren« bedeutet. Doch was immer man mit diesem Namen ursprünglich auch zum Ausdruck bringen wollte, er verbildlicht das Gefühl, das viele Besucher beim Anblick der Stadt überkommt: ein Eindruck von Gewichtigkeit, Festigkeit und Ewigkeit, das seinen Nachhall findet in jeder Mauer, jedem Stein und in der Art, wie alles errichtet wurde.
    Der Poet Wa'on hielt in seinen Tagebüchern fest, »dass es nicht die Stadt selbst ist, welche dieses Gefühl, diese unwillkürliche Ehrfurcht hervorruft, sondern etwas, das tief darunter liegt. Smaragdstadt ist eine alte Stadt, ja, aber das, was unter ihr liegt, ist noch viel, viel älter. Älter als das Volk der Fae, älter als alle Worte und Erinnerungen. Ein schlafender Riese, über dessen gigantischen Buckel die Stadtbewohner hinwegkrabbeln wie Fliegen auf einem Hundefell, und doch gegenseitig nicht um die Existenz des anderen wissen. Als ich durch die Tore schritt, überfiel mich die plötzliche Furcht, der Leviathan könne erwachen und sich strecken und mich dabei zerschmettern. Am nächsten Morgen jedoch war diese Angst verschwunden, und ich hätte mich nicht mehr an sie erinnert, hätte ich meinen Eindruck nicht auf dem Seitenrand eines Buches festgehalten.«
    Smaragdstadt gilt als die schönste Stadt des Seelie-Königreichs und vielleicht der gesamten Fae-Welt. Doch selbst ihre glühendsten Verehrer verspüren in ihren Mauern ab und an einen leisen Frosthauch, erahnen die Präsenz von etwas, das außerhalb jeder Wahrnehmung liegt; etwas, das zu groß ist, um wahr zu sein; etwas, das sie alle schon längst gänzlich verschluckt hat.
    - Stil-Eret, »Unliebsame Gedanken zur Hauptstadt«,
    aus Reisen daheim und unterwegs
    Der Klub Immergrün war der exklusivste in ganz Smaragdstadt. Als Seelie-Lord stand Silberdun die lebenslange Mitgliedschaft zu, und er hatte während seiner allzu kurzen Karriere als sorgloser junger Adliger hier so manche Stunde totgeschlagen.
    Ein schweigsamer Diener nahm ihn am Einlass in Empfang und geleitete ihn durch einen Gang mit einer Wandverkleidung aus poliertem Mahagoni, die im perfekt eingestellten Schein der Hexenlichtlampen und silbernen Wandleuchter schimmerte. Sie durchquerten den großen Speisesaal, ein Meer aus weißen Tischdecken, teuren Abendroben und aristokratisch-gelangweilten lächelnden Gesichtern. Als er vorbeiging, ruckten Köpfe

Weitere Kostenlose Bücher