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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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»was gibt's denn Neues von Jem-Aleth zu berichten? Hat er zwischenzeitlich wieder so etwas wie ein gesellschaftliches Leben?«
    »Nein«, erwiderte Heron steif. »Unser geliebter Mab-Botschafter ist am Unseelie-Hof auch weiterhin nur geduldet; zumeist jedoch wird er ignoriert und niemals zu offiziellen Anlässen eingeladen. Nicht mal zum Tee. Oder zu Kammermusikkonzerten.«
    »Er erzählte mir, ein Stadtprätor habe ihn kürzlich zu einer Mestina eingeladen«, sagte Everess. »Aber es soll eine dieser unzüchtigen Veranstaltungen gewesen sein, sodass er nach zehn Minuten wieder gegangen ist.«
    »Ja.« Heron verdrehte die Augen. »Aber was Euch Jem-Aleth nicht erzählt hat, ist die Tatsache, dass Prätor Ma-Pikyra ihn eingeladen hatte, weil er ihn mit jemand anderem verwechselte.«
    Silberdun verfolgte das Geplänkel nur mäßig interessiert. Vielmehr beschäftigte ihn die Frage, warum er eigentlich hier saß. »Ich kenne Jem-Aleth noch aus der Schule«, sagte er schließlich, um die anderen wieder an seine Anwesenheit zu erinnern. »Dort hat ihn auch keiner leiden können. Der Grund, warum ihm die Unseelie die kalte Schulter zeigen, könnte sowohl politische als auch persönliche Gründe haben.«
    »Ganz und gar nicht«, sagte Everess. Er war offenbar nicht gewillt, Silberdun erhellende Informationen zuzugestehen, sofern sie nicht von ihm stammten. »Vor der Schlacht von Sylvan im letzten Jahr waren unsere Beziehungen zu unseren Unseelie-Nachbarn noch stabil und Jem-Aleth in der Stadt Mab wohlgelitten. Ob das nun ein Kompliment für Jem-Aleth oder eine Beleidigung für die Unseelie darstellt, vermag ich nicht zu sagen.« Er kicherte, schaute sich Beifall heischend um, doch niemand lachte mit ihm, sodass er fortfuhr: »Dennoch erhielten wir von ihm ein ganzes Jahr lang nicht die geringste nützliche Botschaft. Er schickt wöchentlich Berichte mit Informationsschnipseln, die er herausgekitzelt hat aus Gastwirten, Zimmermädchen, Möchtegernhöflingen und anderen Speichelleckern. Und selbst wenn in diesen Berichten etwas Verwertbares vergraben sein sollte, hätten wir keine Möglichkeit, auf sie in ... angemessener Weise zu reagieren.«
    Everess warf Silberdun einen Blick zu und lächelte ihn an, als wäre er sein Musterschüler. »Und nie hat die Zeit mehr gedrängt als heute, so fürchte ich. Hab ich nicht Recht, Silberdun?«
    Alle Augen richteten sich auf Silberdun. Der wusste nichts darauf zu sagen, und so setzte er sein gewinnendstes Lächeln auf, das bei Everess jedoch nicht gut anzukommen schien. Was wollte der Außenminister bloß von ihm?
    »Ich war eine Weile indisponiert, Lord Everess«, sagte er, nachdem er einen großen Schluck Wein genommen hatte. »Vielleicht wärt Ihr so gütig, mich kurz ins Bild zu setzen.«
    Everess seufzte. »Ihr habt sicherlich mitbekommen, dass das Seelie-Königreich im letzten Jahr fast in einen ausgedehnten Krieg mit Mab verwickelt worden wäre.«
    »Ich erinnere mich, ja.«
    »Und des Weiteren werdet Ihr euch sicher entsinnen, dass im Zuge dieser Auseinandersetzung die Unseelie eine Waffe zum Einsatz gebracht haben, die so mächtig war, dass sie die gesamte Stadt Selafae auf einen Schlag ausgelöscht hat?«
    Silberduns Grinsen verblasste. »Ja, auch daran erinnere ich mich. Einszorn, so nennen die Unseelie sie, richtig?«
    »Ja«, erwiderte Heron ungehalten. »Man benannte sie nach Ein, dem chthonischen Kriegsgott. Einfach unerhört.«
    Everess ignorierte sie. »Dann wisst Ihr sicherlich auch, Silberdun, dass sich die Dinge geändert haben.«
    »Wer sagt's denn«, meinte Heron noch ungehaltener. »Außenminister Everess kommt in seinem Vortrag endlich zum Punkt.«
    Nun war es an Silberdun, sie zu ignorieren. »Welche Dinge genau haben sich geändert?«
    Everess biss die Zähne zusammen und sah Silberdun an, als hätte er ein begriffsstutziges Kind vor sich. »Alles, Mann! Das gesamte militärische Kräfteverhältnis, die Beziehungen unseres Königreichs zu den anderen Nationen auf dieser und auch auf anderen Welten. Das Wesen der Kriegsführung an sich!«
    Everess übertrieb nicht, das wusste Silberdun. Die Auswirkungen einer Waffe, die stark genug war, eine ganze Stadt dem Erdboden gleichzumachen, waren sicherlich enorm. Obwohl ihm bisher noch niemand gesagt hatte, welcher Art diese Auswirkungen genau waren. Etwas, das Everess ihm bestimmt gleich lang und breit darlegen würde.
    »Sprecht weiter«, sagte Silberdun.
    Everess griff nach seinem Glas mit Branntwein, nahm einen

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