Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
Vom Netzwerk:
tüchtigen Schluck und setzte das, was Heron seinen »Vortrag« genannt hatte, fort. »Gewiss seht auch Ihr, dass wir am Ende einer Ära angelangt sind, Silberdun. Ein Grundpfeiler unserer Zivilisation wurde vor unseren Augen eingerissen. Euer Pflichtdienst bei der Armee fand zwar lange Jahre nach dem meinen statt, doch die Truppen in Eurem Regiment waren sicherlich ebenso diszipliniert wie zu meiner Zeit: Kavallerie, Kampfmagie, Infanterie fein säuberlich aufgestellt in Reih und Glied und bereit, den Gegner in Stellungskriegen oder im freien Feld aufs Gebührlichste zu bekämpfen. Mann gegen Mann, Einheit gegen Einheit. All die hübschen Taktiken und Kriegslisten, all die brillanten Schlachtpläne, effektiv und jederzeit umsetzbar. Wir griffen auf sie zurück gegen die rebellierenden Emporkömmlinge aus dem Westtal; gegen die Gnome vor über zehn Jahren und auch gegen die Puktu-Barbaren in Mag Mell tausend Jahre vor meiner Geburt. Doch nun hat dies alles ein Ende gefunden.«
    »Ich verstehe, worauf Ihr hinauswollt, Everess«, sagte Silberdun. »Doch was heißt das genau?«
    »Wenn Mab eins von diesen Dingern in die Hände bekommen hat, dann kann sie sich mit Sicherheit mehr davon beschaffen. Wir können nur annehmen, dass sie nicht eine ganze fliegende Stadt zum Arsenal umfunktioniert hat, das voll von diesen Bomben ist, denn sonst würden wir heute wohl nicht so nett beisammensitzen. In diesem Falle würden wir jetzt in einem Unseelie-Arbeitslager schuften oder unsere sterblichen Überreste wären längst in alle Winde verweht.«
    »Dafür liefert uns dieser Vorfall nicht den geringsten Anhaltspunkt«, wandte Heron ein. »Wofür er uns allerdings einen Anhaltspunkt liefert, ist, dass Mab eben keine weiteren Waffen dieser Art besitzt.«
    »Uns wurde mit diesem Angriff vor Augen geführt«, fuhr Everess ungerührt fort, »dass die Art der Kriegsführung, für die wir ausgebildet wurden, mit einem Schlag obsolet geworden ist. Mabs neue Waffe bedeutet nämlich, dass man überhaupt keine Armee mehr braucht! Alles, was man benötigt, ist eine Blide und genügend Rückenwind, und man kann alles in Schutt und Asche legen, was einem beliebt - und das aus sicherer Entfernung.«
    »Einen Krieg kann nichts und niemand aufhalten«, sagte Heron. »Und ein Krieg mit Mab wird schon bald wieder unausweichlich sein, wie schon zwei Mal zuvor und wie es vor einem Jahr beinahe der Fall gewesen ist.«
    »Da bin ich völlig anderer Ansicht«, sagte Everess. »Wir stehen am Rande eines neuen Zeitalters der Kriegsführung. Was jetzt zählt, ist nicht nur die Frage, wo wir unsere Truppen stationieren. Worauf es jetzt ankommt, sind Faktoren wie Informationsbeschaffung und Einfluss. Wir müssen wissen, welches Spiel Mab spielt. Wir müssen wissen, was Mabs Verbündete planen und wo unsere eigenen Verbündeten stehen. Wir müssen wissen, wie viele von diesen verdammten Bomben Mab in der Hinterhand hat, wie viele sie zu bauen plant und wie lange es dauern wird, bis sie gen Süden fliegt, um das Seelie-Königreich zu vernichten.«
    Er wandte sich nun direkt an Staatssekretärin Heron. »Mit den richtigen Mitteln können wir diesen Krieg durchaus verhindern.«
    Everess lächelte Silberdun zu. »Und daher glaube ich, dass Ihr genau der richtige Mann für diese Aufgabe seid.«
    »Ich soll spionieren?«
    »Mehr noch«, meinte Heron trocken. »Er will, dass Ihr ein Schatten werdet.« Sie verzog melodramatisch das Gesicht.
    »Ihr meint, einer von diesen legendären Spionen aus dem Zweiten Unseelie-Krieg?«, fragte Silberdun. »Ich dachte, die gibt's in Wirklichkeit gar nicht.«
    »O doch, es gab sie«, sagte Everess, »und es wird sie wieder geben.«
    »Das ist doch nichts als romantische Fantasterei«, sagte Staatssekretärin Heron. »Der einzige Weg, um Mab aufzuhalten, ist Diplomatie, und wenn es sich gar nicht mehr vermeiden lässt, Krieg. Eure ganzen Spionagespielchen werden nicht das Geringste daran ändern, Everess.«
    Glennet hatte das Gespräch kommentarlos verfolgt. Jetzt mischte er sich ein. »Ich verstehe Eure Einwände, verehrte Staatssekretärin«, sagte er, »doch ich fürchte, dass das Senatskomitee für äußere Angelegenheiten geneigt ist, Lord Everess in dieser Frage sein Vertrauen zu schenken.« Er machte eine Pause und schenkte Heron einen versöhnlichen Blick. »Bis auf Weiteres.«
    Dann sah er Silberdun an. »Und wenn man mich fragt, so bin ich ebenfalls der Meinung, dass Lord Silberdun eine exzellente Wahl ist.«
    »Also

Weitere Kostenlose Bücher