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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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Bursche und auch alles andere als ein Stümper in Sachen Gaben.
    Und was dieses Ding betrifft, wie Ihr sie galanterweise genannt habt, so habe ich Euch nicht nur mehr als einmal wissen lassen, wie wertvoll sie für uns ist, sondern auch, wie wertvoll sie einst für uns werden könnte. Vorausgesetzt, sie erhält die entsprechende Ausbildung. Von Euch.«
    Sela begriff, dass gerade von ihr die Rede war. Sie war dieses Ding. Spätestens seit sie von Lord Tanen ins Haus Katzengold gebracht worden war, wusste sie, dass sie irgendwie anders war. Vielleicht sogar etwas Besonderes. Und ihr war auch klar geworden, dass sie wertvoll war. Sie besaß spezielle Gaben: Sie konnte andere Personen ergründen; sie konnte töten. Dinge, die Tanen zum Vorschein gebracht hatte und die sie in Haus Katzengold mit aller Macht zu vergessen suchte. Dinge, die nun ihren Wert bestimmten.
    Und dabei hatte sie heute Abend gar nichts Besonderes sein wollen, hatte sein wollen, wie jeder andere auch. Ein hübsches blondes Mädchen, in das sich Silberdun vielleicht verlieben konnte.
    Alles, nur kein Ding.
    »Aber«, fuhr Everess fort, »da ist noch etwas, das Ihr vielleicht nicht wisst. Eine Information, die ich mir bis zu diesem Moment aufgespart habe.«
    »Und was?«, fragte Paet mit unterdrückter Wut. Sela brauchte keinen Faden auszulesen, um zu wissen, was der Anführer dachte. Das war Everess' Lieblingsspiel: eine wichtige Information zurückhaltend wie eine Keule, um sie dem Gegenüber im rechten Moment über den Schädel zu ziehen.
    »Tatsächlich war nicht ich derjenige, der Silberdun, Eisenfuß oder Sela ausgesucht hat.«
    »Nein? Und wer dann? Abas leitende Hand? Regina Titania persönlich?«
    Everess lächelte. »Die Letztgenannte, in der Tat.«
    Paets Augen weiteten sich. »Ihr wollt mir tatsächlich weismachen, dass sich die Seelie-Königin Eures Personalproblems angenommen und persönlich diese drei Personen für die Schatten ausgewählt haben soll?«
    »Ich kann Euch nur sagen, was sie mir sagte. Ich sprach mit ihr über die Wiederbelebung der Schattenliga. Wir redeten nur kurz miteinander, vielleicht fünf Minuten. Zum Ende der Audienz schrieb sie dann drei Namen auf ein Stück Papier und reichte es mir.«
    »Und das sagt Ihr mir erst jetzt?«, entfuhr es Paet. »Warum?«
    »Es galt zu verhindern, dass Ihr den anderen davon erzählt.«
    Paet kochte.
    »Zum Abschluss noch dieses«, sagte Everess und schüttete sich ein weiteres Glas Rotwein ein. »Ihr habt mich beschuldigt, die Rekruten angelogen zu haben. Doch habt Ihr nicht heute Abend erst zugegeben, genau das Gleiche getan zu haben? Es fällt mir schwer, einen Unterschied zwischen Eurem und meinem Verhalten in Bezug auf das angeblich begangene Unrecht zu erkennen.«
    »Was ich tat«, sagte Paet, »und immer tun werde, ist, eine vertrauliche Information auch vertraulich zu behandeln. Das ist nicht ganz dasselbe wie lügen, es sei denn, wir wollen uns für den Rest des Abends in Semantik ergehen. Was Ihr getan habt, nennt man schlicht und einfach vorsätzliche Irreführung.
    Natürlich vermögt Ihr den Unterschied nicht zu erkennen. Dazu seid Ihr viel zu sehr an Dinge wie Täuschung, Lug und Trug gewöhnt.«
    Everess' Gesicht hatte sich während Paets kleinem Vortrag rot gefärbt. »Überspannt den Bogen nicht, Anführer Paet. Ich gestatte es Euch, dem Gemeinen, freimütig zu mir, dem Edelmann, zu sprechen. Aber ich gestatte es Euch nicht, mir gegenüber ausfallend zu werden.«
    »Dann lasst mich nur noch eines hinzufügen, Lord Everess«, sagte Paet. »Solltet Ihr mich je wieder über so etwas Wichtiges wie die Rekrutierung meiner Offiziere im Dunkeln lassen, werdet Ihr teuer dafür bezahlen.«
    »Ich denke darüber nach«, erwiderte Everess. »Sind wir dann fertig?«
    Paet erhob sich. »Ja, bis auf Weiteres. Bis Ihr mir das nächste Mal ein Dorn im Auge sein werdet. Und bevor Ihr Euch erneut über mich ereifert, seid versichert, dass ich zu Euch spreche, wie es mir verdammt noch mal passt!«
    Mit diesen Worten verschwand Paet aus Selas Blickfeld. Ihr schlug das Herz bis zum Hals. Sie schlich zurück in ihr Zimmer und musste sich erst einmal beruhigen.
    Sie hatte gewusst, dass Paet und Everess nicht die dicksten Freunde waren, doch nun schien es, als hassten sie einander. Sie hatte Everess nie über den Weg getraut. Doch konnte sie deshalb Paet vertrauen? Er war schwierig zu ergründen, erschien ihr fast verschlossen.
    Das erinnerte sie an Silberduns Trick während der Besprechung.

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