Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
Vom Netzwerk:
Wie hatte er es nur geschafft, sie so leicht auszuschließen? Niemand hatte dergleichen bisher mit ihr gemacht. Und was hatte er sich dabei gedacht?
    So viele Fragen, so viele Rätsel. Immer wenn sie glaubte, die Seele der Fae begriffen zu haben, musste sie feststellen, dass sie rein gar nichts darüber wusste.
    Es dauerte lange, bis sie endlich einschlief in dieser Nacht.
    Silberduns Körper wollte schlafen, doch sein Geist gestattete es ihm nicht. Er lag im Bett, warf sich von einer Seite auf die andere, spielte in Gedanken das Treffen mit Paet wieder und wieder durch.
    Worauf hatte er sich da bloß eingelassen? Konnte man Everess und Paet trauen? Würden sie ihn wirklich wieder nach Crere Sulace verfrachten, wenn er versuchte, sich aus der Affäre zu ziehen? Als Mauritane seine Gruppe zusammengestellt hatte, die sich auf Geheiß der Königin in geheimer Mission quer durch die Faelande schlagen sollte, hatte man ihm mehr oder weniger dasselbe zu verstehen gegeben: Folge mir oder stirb. Wie viele seiner großen Lebensentscheidungen waren angesichts eines gezückten Messers zustande gekommen?
    Und Sela. Sie war wunderschön. Und verlockend. Etwas fast Mystisches umgab dieses Mädchen, etwas Geheimnisvolles, Ursprüngliches. Doch etwas an ihr war auch entsetzlich falsch. Von ihr ging etwas Dunkles aus, etwas, das davon zeugte, dass sie Dinge gesehen hatte, die niemand sehen sollte. Und dann dieser Ausdruck in ihren Augen. Leidenschaftlich und verloren zugleich. Als käme sie aus einer gänzlich anderen Welt.
    Irgendwie hatte sie es in seinen Kopf hineingeschafft. Mittels der Gabe der Empathie. Silberdun hatte Erfahrung mit Empathie. Die Mentoren an der Nyelcu verfügten mehr oder weniger alle über diese Gabe. Aber das, was Sela getan hatte, war anders. Nicht nur hatte sie seine Gedanken gelesen; sie war ... eins mit ihnen geworden. Als sie in ihn hineingegriffen hatte, war noch etwas anderes von ihr mit dabei gewesen, und das war irgendwie mit ihm verschmolzen. Und was er in diesem Moment gespürt hatte, war tief und dunkel gewesen. Wie das Inlandmeer bei Nacht. Ein bodenloser Abgrund. Ihr Wasser war klar und rein, doch das, was unter seiner Oberfläche dahintrieb, das machte ihm Angst.
    Eines der Dinge, die Mauritane ihn während ihrer langen Reise durch das Königreich gelehrt hatte, war, wie man sich vor Empathie schützte. Eine typische Mauritane-Fertigkeit, wie Silberdun jetzt erkannte.
    Und doch, Sela war wunderschön. Er wurde von ihr angezogen. Er wollte sie.
    Er dämmerte hinüber in den Schlaf, stellte sich vor, sie zu küssen, doch je mehr er in den Traum versank, umso mehr wurde Selas Gesicht zu dem von Faella. Und es war ihr Name, den er flüsterte, bevor er das Bewusstsein verlor.

15. KAPITEL
    Das Problem mit idiotischen Unternehmungen ist, dass sie zumeist von Idioten in Angriff genommen werden.
    - Meister Jedron
    Der erste Morgen im Monat des Falken war sonnig und klar. Doch trotz des heiteren Wetters wirkte Haus Schwarzenstein nicht minder bedrückend als bei ihrem ersten Besuch. Das Innere des Gebäudes erschien sogar noch kahler als früher; das erste Sonnenlicht, das durch die schweren geschlossenen Läden fiel, legte sich wie ein Leichentuch über die leeren Räume. Silberdun stieg die Treppe hinauf und trat in den Schrank im hinteren Schlafzimmer. Als er seinen Schlüssel ins Schloss schob, zögerte er einen Moment, bevor er ihn drehte. Nie würde er sich an die damit verbundene Desorientierung gewöhnen können.
    Als Silberdun wieder aus dem Schrank trat, schien das Haus auf einen Schlag zum Leben zu erwachen. Von überall drangen Geräusche an sein Ohr. Kopisten und Stenografen, mit Schriftrollen und gebundenen Papierstapeln beladen, hasteten durch die Büros. In einer Ecke stritten sich zwei Botenfeen wegen eines pinkfarbenen Seidenfetzens. Im Hauptbüro war jeder Schreibtisch besetzt; die Nachrichtenoffiziere bereiteten Einsatzbesprechungen vor, übersetzten abgefangene Nachrichten oder was auch immer. Ein paar Köpfe drehten sich nach ihm um, als Silberdun eintrat, ihre Besitzer wandten sich dann aber sogleich wieder ihren jeweiligen Tätigkeiten zu. Seltsam beschwingt ging Silberdun nach unten.
    Eisenfuß und Paet warteten schon in Paets Büro. Schweigend schlürften sie ihren Tee. Paet warf einen vorwurfsvollen Blick Richtung Uhr auf seinem Schreibtisch. Silberdun war zehn Minuten zu spät, doch es kümmerte ihn nicht.
    »Ist Sela heute Morgen nicht hier?«, fragte er stattdessen so

Weitere Kostenlose Bücher