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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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heute noch. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie gut es mal war. Aber er war ein Schwarzkünstler, auch wenn Ihr mir nicht glaubt.«
    »Wann war das?«, fragte Eisenfuß. »Ich meine, wie lange ist das her?«
    »Das war vorher, wie ich schon sagte. Vor ... all dem ...« Er warf die Hände in die Luft. Silberdun nahm an, das mit »all dem« die Invasion der Unseelie gemeint war.
    »Wie lange vorher?«
    »Damals hab ich noch in der Mühle gearbeitet«, sagte Tye Benesile. »Daran erinnere ich mich. Natürlich. Das war drei Monate vor ... vor dem Tag.«
    »Und hat der Schwarzkünstler Euren Vater auch weiterhin aufgesucht?«
    »Nein, sie hatten einen Streit. Es ging um etwas, das Vater hatte und das dieser Mann wollte. Der Kerl hat versucht, es ihm abzukaufen, aber Vater wollte nicht. Irgend so ein komisches Ding mit Lichtern in einem Kasten. Also schlug er Vater und nahm es sich einfach.«
    »Ihr habt nicht zufällig noch ein paar Bücher aus dem Nachlass Eures Vaters?«, fragte Silberdun.
    »Na ja, ich hab sie ja nicht verkauft bekommen. Also hab ich ein paar weggeworfen und ein paar verbrannt. Einige hab ich aber behalten. Die richtig teuer aussehenden vor allem. Dachte, vielleicht ist ein Buchhändler in Mag Mell an ihnen interessiert, falls ich mal die Zeit finde, mich auf die Reise zu machen.«
    Tye führte die beiden in ein ebenfalls winziges Schlafzimmer. Auf dem Boden lag eine durchgelegene Matratze, daneben diente eine Holzkiste als Nachttisch. An einer Wand stand ein alter Kleiderschrank. Jemand hatte einen Nagel ins Holz geschlagen und eine Wäscheleine zwischen Schrank und gegenüberliegender Wand gespannt. Tye nickte in Richtung Kleiderschrank, dann riss er die Augen auf.
    »Wie blöd! Wie blöd von mir! Jetzt nehmt Ihr sie mir weg, oder nicht? Hätt ich doch bloß nichts gesagt!«
    »Keine Sorge«, sagte Eisenfuß und legte die Gabe der Führerschaft in seine Stimme. »Wir nehmen Euch nichts weg.«
    Das schien Tye zu beruhigen. Schwer setzte er sich aufs Bett und sah zu, wie Silberdun den Schrank öffnete.
    Er war von oben bis unten voller Bücher. Silberdun nahm eines zur Hand und las den Titel: Philosophische und Theologische Forschungen. Er entdeckte auch ein Werk von Prae Benesile selbst: Thaumaturgische Geschichte der chthonischen Religion. Ein anderes Buch war in Hochfae verfasst, und Silberdun hatte Schwierigkeiten, den Titel zu entziffern, sinngemäß lautete er wohl: »Eine Lehrmeinung zu den Göttern der Erde und ihren Ursprüngen«. Die nächsten Bücher waren in Sprachen verfasst worden, die er nicht beherrschte. Eines schien in der Menschensprache geschrieben zu sein, ein anderes in Thule Fae. So wie die Inschriften auf den Tuminee-Grabhügeln, die nördlich des Flusses bei Friedbrück lagen, wo Silberdun groß geworden war. Eisenfuß, der Gelehrte, schien weniger Probleme bei der Entzifferung der Titel zu haben, doch auch er wirkte einigermaßen ratlos.
    »Ich schätze, Ihr seid des Thule Fae nicht mächtig?«, fragte Silberdun seinen Kollegen.
    Eisenfuß sah von dem Buch auf, durch das er gerade blätterte. »Doch, bin ich«, sagte er. »Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was ein Schwarzkünstler von jemandem wollen könnte, der sich dem Studium solcher Dinge gewidmet hat.«
    Silberdun überflog ein paar Zeilen aus dem Buch Tage und Werke des Dichters Prinzha-La. In der Geschichte ging es um eine der Töchter des Gottes Senek, die sich in einen sterblichen Fae verliebt hatte. Senek hatte den Angebeteten in einen Widder verwandelt. Ja, dachte Silberdun, man sollte sich hüten, mit der Tochter eines mächtigen Mannes anzubandeln. Das galt damals wie heute.
    »Schätze«, ließ Tye vom Bett vernehmen, »Ihr wollt wohl nicht ein paar dieser Bücher kaufen ? Ich würde Euch einen guten Preis machen. Immerhin sind die Herren ja Regierungsangestellte.« Was war aus dem zornigen Mann geworden, der sie an der Haustür angefunkelt hatte? Hatte Eisenfuß' Gabe der Führerschaft diese erstaunliche Verwandlung herbeigeführt?
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte Silberdun. Er durchwühlte seine Taschen nach ein paar Münzen und legte sie Tye in die Hand. »Für Eure Mühen.«
    Tye sah zu Eisenfuß hinüber, wie um sich zu versichern, dass der Handel auch in Ordnung ging. Das war er.
    »Ich glaube nicht, dass wir hier noch irgendwas Brauchbares erfahren«, flüsterte Eisenfuß Silberdun zu.
    Sie dankten Tye für seine Zeit, und der Mann verbeugte sich vor Eisenfuß tiefer als

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