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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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überkamen ihn in den merkwürdigsten Augenblicken. Wenn immer ihr Gesicht vor seinem geistigen Auge erschien, versetzte ihm das einen kleinen Stich, und er verspürte sonderbarerweise auch so etwas wie Verlust.
    Aranquet schniefte. »Ich schätze, es ist nicht gut, Euch nach Eurer Mission in Annwn zu fragen? Wenn Ihr mir dennoch einen kleinen Hinweis geben könntet, wäre ich womöglich in der Lage, Euch ... irgendwie zu helfen.« Er sah Silberdun eindringlich an.
    »Tut mir leid«, sagte Eisenfuß, »aber dies ist allein eine Angelegenheit Ihrer Majestät.« Silberdun zuckte die Achseln. Informationen schienen hier genauso begehrt zu sein wie zu Hause.
    »Nun denn«, sagte Aranquet. »Wenn sonst nichts mehr ist, werde ich mich jetzt von Euch verabschieden. Ich erwarte heute Abend Baron Glennet in meinem Haus, und meine Frau wünscht, dass ich unseren Köchen gehörig einheize.«
    Falls Annwn jemals ein schöner Ort gewesen war, musste das lange vor Mabs Invasion gewesen sein. Jenseits des Zentrums des Kollws Kapytlyn waren die Straßen in Blut von Arawn von faulendem Abfall und Pferdemist übersät. Bettler säumten die Gassen. Einige spielten auf kleinen Harfen und sangen dazu in einer näselnden, wehklagenden Weise. Andere saßen einfach nur da und schüttelten ihre Sammelbüchsen. Die meisten Wohnhäuser hier waren in einem beklagenswerten Zustand.
    »Ich war ja schon an einigen unerträglichen Orten«, bemerkte Silberdun zu Eisenfuß, als sie auf der Hauptstraße des Kollws Vymynal entlangliefen, »aber dieser Gestank hier raubt einem wirklich die Sinne. Als hätte man Verzweiflung gemischt mit ... verfaultem Fisch.«
    »In den Dörfern an der Grenze zu den Gnomlanden riecht's noch viel schlimmer«, sagte Eisenfuß. »Nach Schweißfüßen. Und keiner weiß, warum.«
    »War nie dort«, sagte Silberdun. »Hab auch noch nie einen Gnom zu Gesicht bekommen. Obwohl mir eine junge Dame an der Universität mal sagte, dass das in Wahrheit ziemlich noble Zeitgenossen sind, die einfach nur entsetzlich missverstanden wurden.«
    »Schätze, dann war sie noch nie länger als zehn Minuten mit einem von denen in einem Zimmer. In diesem Fall würde sie nämlich anders darüber denken.«
    Die Straße, auf der sie gingen, stieg stetig an, da auch dieses Viertel auf einem Hügel erbaut worden war. Während sie liefen, ging eine leichte Brise und vertrieb ein wenig von dem Gestank, und hinter einer Wolke kam die Sonne zum Vorschein. Silberdun sah sich über die Schulter. Von ihrem Punkt aus konnte man fast die ganze Stadt überblicken. Hier und da wehte die Flagge der Unseelie, außerhalb der Mauern war eine Zeltstadt zu sehen, die vom Staub der Ebenen eingehüllt war. Am Ende einer Sackgasse fanden sie das Haus, nach dem sie suchten: ein einfaches vierstöckiges Gebäude, das schon bessere Tage gesehen hatte. Sie sahen sich um, konnten nichts Verdächtiges entdecken und betraten das Wohnhaus. Während sie im Treppenhaus nach oben stiegen, holte Silberdun ein kleines ledergebundenes Notizbuch aus seiner Jackentasche.
    Sie erreichten die dritte Etage und klopften. Die Tür wurde von einer zierlichen Frau in einem verschossenen Leinenkleid geöffnet. »Ja?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    »Wir würden gern mit Prae Benesile sprechen, bitte«, sagte Silberdun in seinem besten Unseelie-Akzent, wobei er so wichtigtuerisch wie möglich tat. Er und Eisenfuß hatten beschlossen, als Beamte der Unseelie-Steuerbehörde aufzutreten. Damit würden sie sich nicht gerade beliebt machen, aber die Annwni würden es auch nicht wagen, ihnen die Auskunft zu verweigern.
    »Prae Benesile? Der ist schon seit Jahren tot«, sagte die Frau.
    »Ah«, erwiderte Silberdun. »Nun, es gibt da eine Steuerangelegenheit, die wir mit einem seiner nächsten Angehörigen besprechen müssten. Wisst Ihr zufällig, wer das sein könnte?«
    Ein Mann kam an die Tür. Er war klein, aber muskulös und trug nur ein Paar Kniehosen. Sein Bart war kurz gehalten, aber dennoch struppig. »Worum geht's denn?«, wollte er wissen.
    »Die sind wegen deines Vaters hier«, sagte die Frau. »Eine Steuerangelegenheit.«
    »Tote können keine Steuern zahlen«, schimpfte der Mann. »Oder wollt Ihr Unseelie-Bastarde ihn wieder ausbuddeln und seine Taschen durchsuchen?«
    »Tye!«, zischte die Frau und riss die Augen auf. »Bitte.«
    Tye Benesile starrte Eisenfuß und Silberdun eine Weile an. »Kommt herein«, sagte er schließlich. Als Silberdun die Wohnung betrat, konnte er den Schnaps

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