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Schattenspieler (German Edition)

Schattenspieler (German Edition)

Titel: Schattenspieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Michael Römling
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stimmten diese Gerüchte aber auch gar nicht und
man hatte Bambergers Arbeiter einfach auf Befehl von oben
in kriegswichtige Betriebe versetzt. Und wenn schon: Um den
Klaviernachschub musste man sich wahrlich keine Sorgen
machen, wenn man halb Europa besetzt hatte. In den Wohnungen
der Juden hatten so viele Klaviere gestanden, dass es
nun wirklich keinen Bamberger brauchte, um noch mehr
davon zu bauen. Waggons voller Pianos waren nach Deutschland
abgegangen, von Paris, Prag, Warschau und Thessaloniki
aus. Sommerbier wusste das. Er hatte die Transportlisten abgezeichnet.
    Ein Rasseln und Dröhnen schälte sich aus der von Charlottenburg
herübergewehten Geräuschkulisse der Häuserkämpfe
und riss ihn aus seinen Erinnerungen. Im nächsten Augenblick
erschien das Rohr eines Panzers hinter der nächsten Straßenecke.
Die Russen waren da. Und das war auch gut so, denn es
wurde langsam warm in der schweren Fliegermontur.
    Er schlüpfte zurück durch das Tor, überquerte den Hof
und stieg hinunter in den Luftschutzstollen. Dort steckte er
sich eine Zigarette an und wartete. Das Dröhnen und Rasseln
wurde lauter.
    Er hatte noch nicht zu Ende geraucht, da hörte er auch
schon ein fürchterliches Knirschen, als der erste Panzer das Tor
niederwalzte. Dann vibrierte die Erde. Durch die offene Tür
zum Stollen wehte das Dröhnen der Motoren herein.
Stimmen
schrien durcheinander. Stiefel rannten über den Kies. Es
ist so weit, dachte Sommerbier. Befreit mich, Genossen.
    Er setzte ein erleichtertes Gesicht auf und ging langsam mit
erhobenen Händen die Treppe hinauf. Zwei der Russen, die
sich dicht hinter den Panzern hielten und das Gelände mit
angelegten Gewehren sicherten, entdeckten ihn gleichzeitig.
Sofort erhob sich aufgeregtes Geschrei. Einige andere rissen
ihre Waffen herum und zielten auf ihn. Dann kamen sie langsam
näher.
    Sommerbier lachte sie an. »I'm English!«, rief er fröhlich und
drehte sich nach rechts und links, damit alle sehen konnten,
dass er keine Waffe trug. Sie bedeuteten ihm, die Hände oben
zu lassen, und kamen heran, ohne die Gewehre zu senken. Als
Erster war ein schmächtiger Kerl bei ihm, der ein braunes und
ein grünes Auge hatte. Er wirkte unsicher. Sommerbier lachte
ihn erneut an und deutete auf seine linke Brusttasche, ohne die
Hände herunterzunehmen. Der Russe verstand, langte hinein
und fand sofort den Ausweis. Er warf einen kurzen Blick auf
das Foto und entspannte sich. Die anderen ließen ihre Waffen
langsam sinken. Die Überraschung über die Begegnung war
ihnen deutlich anzumerken.
    Sommerbier sprach fließend Russisch, beschloss aber, das
für sich zu behalten. Einer der Soldaten zeigte auf den Eingang
zum Luftschutzstollen und schaute ihn fragend an.
    »No Germans«, sagte Sommerbier und schob hinterher:
»No fascists.« Das verstanden sie vielleicht besser.
    Einer der Russen hatte das zerstörte Flugzeug entdeckt und
machte die anderen darauf aufmerksam. Das letzte Misstrauen
wich aus den Gesichtern. Nach wenigen Augenblicken war er
von neugierigen Soldaten umringt, weitere kletterten aus den
Luken der Panzer. Zigarettenschachteln kreisten. Sie klopften
ihm auf die Schulter und beglückwünschten ihn. Er lächelte
schief, schüttelte schmutzige Hände und spielte weiter den
Ahnungslosen. Aus ihrem Gespräch entnahm er, dass es in
ihrer Kompanie einen Leutnant Golubew gab, der angeblich
Englisch sprach. Und während die anderen weiter auf Sommerbier
einredeten, machte sich einer auf den Weg, um diesen
Golubew zu holen.
    Es dauerte keine drei Minuten, dann preschte ein Jeep auf
den Hof und ein junger, athletisch gebauter Offizier sprang
heraus. Er warf einen taxierenden Blick über das Gelände,
dann schnippte er mit den Fingern und schickte zwei Soldaten
mit einem Wink in den Luftschutzstollen. Aha. Einer von
den Schneidigen. Der Offizier salutierte förmlich und reichte
Sommerbier dann die Hand.
    »Leutnant Golubew.«
    »Flight Lieutenant Gardiner.« Sommerbier dosierte sein
Lächeln so, dass es eher dankbar als selbstsicher wirkte. Sollte
Golubew sich weiter als Platzhirsch fühlen.
    Der wies jetzt mit dem Kopf zum Stolleneingang, in dem
gerade die Soldaten verschwanden. »Wie lange waren Sie da
unten?«, fragte er in fließendem Englisch.
    »So etwa eine Woche.«
    Golubew zog die Augenbrauen hoch. »Aber nicht ohne
Essen?«
    »Ich hatte noch ein paar Vorräte dabei.«
    Golubew lächelte jetzt auch ein wenig. »Sie haben verdammtes
Glück gehabt. Abgeschossene Piloten werden

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