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Schattenspur

Schattenspur

Titel: Schattenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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aufräumen. Viel aufzuräumen gab es allerdings nicht, da bei dem ungleichen Kampf, den ihre Großmutter mit Louis ausgefochten hatte, nicht viel umgestoßen worden war. Deshalb beschäftigte sie sich damit, den Laden aufzuräumen und die Dosen und Gläser mit Tee und Gewürzen wieder an ihren Platz im Regal zu stellen, wozu Großmutter gestern nicht gekommen war. Dabei überlegte sie unablässig, was sie tun könnte, um Louis das Handwerk zu legen. Sie zweifelte keine Sekunde daran, dass er seine Drohungen wahr machen und sich noch mehr Seelen holen würde. Bis Ne u mond waren es noch neun Tage. Sie konnte nur hoffen, dass sie bis dahin eine Möglichkeit fand, ihn auszuschalten. Idealerweise für immer. Am besten wäre es, wenn sie ihm dasselbe antun könnte, was er ihrer Großmutter ang e tan hatte. Sie war jedoch nicht sicher, ob ihre Macht dazu ausreichte. Ihre Großmutter hatte das zwar immer behauptet, aber sie hatte es nie auspr o biert. Nachdem sie festgestellt hatte, dass seine Macht ausreichte, ihrer Großmutter nicht nur die Seele zu stehlen, sondern ihren Geist obendrein in sich selbst einzusperren, fühlte sie sich verzagt und mutlos. Doch Aufgeben kam nicht infrage. Sie war eine Kämpferin.
    „Wie geht es dir?“, riss Pete sie aus ihren Gedanken. Er blickte sie besorgt an.
    „Danke, Pete, ich komme klar.“
    „Ist eine verdammte Sache, das mit deiner Großmutter.“ Er schüttelte den Kopf. „Verdammt, was für ein Schwein vergreift sich an einer harmlosen alten Frau?“
    Unter normalen Umständen war Großmutter alles andere als harmlos. Kia hütete sich, das Pete auf die Nase zu binden. „Solche Typen hat es schon immer gegeben und wird es immer geben.“ Sie sah ihn an. „Haben sie dich als Polizeischutz für den Laden eingeteilt?“
    Er schüttelte den Kopf, ehe er sich straffte und mit hörbarem Stolz ve r kündete: „Ich bin seit einer Stunde Verbindungsoffizier zum FBI.“
    „FBI?“ Kia fühlte einen kalten Schauder. „Seit wann untersucht das FBI einen gewöhnlichen Raubüberfall?“
    Pete warf einen Blick zur Tür und vergewisserte sich, dass nicht gerade in diesem Moment jemand kam. Er beugte sich vor. „Die gehören zu einer Sondereinheit. Deine Großmutter ist nicht das einzige Opfer. Handelt sich offenbar um einen Serientäter. Alles andere ist so geheim, dass sich sogar der Chief verschlossen gibt wie eine Auster in einer Konservenbüchse.“
    Ein dunkler Wagen hielt vor dem Haus. Zwei Weiße in dunklen Anzügen stiegen aus.
    „Da sind sie schon. Aber keine Angst, Joy. Ich passe schon auf, dass die dich nicht beißen.“ Er zwinkerte ihr zu.
    Kia lächelte pflichtschuldig über den Scherz. Dabei wäre sie am liebsten davongelaufen. Wenn das FBI bereits wusste, dass Louis ein Serientäter war und sie hierherkamen, könnten sie noch mehr wissen, unter Umständen e t was, das Kia in Schwierigkeiten bringen könnte. Aber vielleicht wussten sie nichts von Louis und erst recht nicht ihre Verstrickung in die Sache; dass sie ungewollt die Ursache für die Vorfälle war. Oder …
    Sie fühlte ihren Herzschlag stocken und konnte nicht einmal sagen, warum, als die beiden Agents den Laden betraten. Sie schienen nichts Besonderes an sich zu haben; und doch musste es etwas geben, sonst hätte sie nicht das Gefühl, von etwas berührt zu werden, das nicht zu gewöhnlichen Menschen passte. Beide waren schlank und durchtrainiert; das mussten sie als Field Agents im Außendienst auch sein. Der etwas Größere der beiden hatte mi t telbraunes Haar mit einem goldenen Schimmer, das er seitlich gescheitelt trug, und braune Augen, deren Farbe an Bernstein erinnerte. Der etwas Kle i nere war dunkelhaarig. Seine Augen waren auffallend blau. Der Dunkelhaar i ge blieb stehen, schloss die Augen und sog die Luft ein. Ein verzücktes L ä cheln erschien auf seinem Gesicht.
    „Hm, das duftet hier wie im Paradies.“ Er schnüffelte vernehmlich. „Zimt, Kardamom, Salbei, Kaffee, Schokolade, Sandelholz, Rose, Kokos und“, er schnüffelte noch einmal, „Lavendel.“ Er blickte Kia an. „Sagen Sie bloß, Sie haben Lavendeltee.“
    Sie konnte nur nicken. Dieser Mann war von etwas umgeben, das ihr nie zuvor begegnet war. Etwas, das in ihr gleichzeitig den Impuls auslöste, vor ihm zu fliehen und ihn wie einen lange vermissten Freund mit einer Uma r mung zu begrüßen. Seine Stimme klang warm und vertraut und lud dazu ein, ihr intensiv zuzuhören; sich von ihrem Klang davontragen zu lassen. Sie konnte kaum

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