Schattenspur
den Schlüssel zu der Glasbox, kniete vor dem Kasten nieder und schloss ihn auf. Klappte den Deckel hoch und griff nach dem ersten Gefäß.
Kia sprang. Die Box war groß genug, dass sie mit beiden Füßen hineinspr i ngen konnte. Das würde die Gefäße zerbrechen und alle Seelen gleichze i tig befreien.
Louis war schneller. Er knallte ihr die Faust gegen den Schädel. Kia fiel in die Dunkelheit.
*
Waynes Laune war auf dem Nullpunkt, als er ins Field Office des FBI stür m te und die Tür zu Collins’ Büro aufriss.
„Ich will, dass Sie sich das ansehen, Collins. Sie und Ihre Leute, die bei der Überwachung dabei waren. Und darüber gibt es keine Diskussion“, betonte er, als Collins den Mund zu einem Protest öffnete. „Im Konferenzraum. In fünf Minuten.“
Wieder ließ er Collins keine Zeit, zu antworten. Er ging in den Konferen z raum und baute seinen Laptop auf, den er an den großen Bildschirm a n schloss, der an der Wand hing. Wayne hatte, bevor er herkam, Travis im Krankenhaus besucht. Seinem Freund ging es erwartungsgemäß unverändert. Wie die anderen Opfer saß er im Bett und starrte blicklos ins Leere. Ihn so zu sehen, steigerte Waynes Wut über den Fehlschlag der Operation.
Immerhin hatte die Sache insofern ein Gutes gehabt, dass man Spuren e i nes gelblichen Staubes auf Travis’ Gesicht gefunden hatte. Dr. Erica Singer hatte sie sichergestellt und Wayne übergeben, der sie sofort zum DOC-Jet gebracht und den Piloten mit der kostbaren Fracht zum Hauptquartier nach New York geschickt hatte, damit es analysiert wurde. Er war sich ziemlich sicher, dass das Ergebnis beweisen würde, dass es sich um dieselbe Substanz handelte, die sich im Blut von Alma Renard gefunden hatte. Ob sich dadurch allerdings ein Gegenmittel entwickeln ließ, blieb abzuwarten. In j e dem Fall würde das dauern. Und während dieser Zeit würde Travis in diesem entsetzl i chen Zustand bleiben müssen.
Wayne hatte seine Gabe bei ihm eingesetzt und genau wie bei den anderen nichts anderes wahrgenommen als einen Eindruck von Kälte und in ein schwarzes Loch einzutauchen. Verdammt, wenn er Durant in die Finger b e kam, würde er … Nein, er würde ihn nicht umbringen; es sei denn dass sich das nicht vermeiden ließ. Er würde ihn verhaften und dafür sorgen, dass er vor Gericht gestellt wurde. Aber alles zu seiner Zeit. Jetzt waren erst mal Collins und seine Leute dran, die sich inzwischen vollzählig im Konferen z raum versammelt hatten.
„Ich will Ihnen etwas zeigen, Ladys und Gentlemen. Sehen Sie gut hin.“
Wayne spielte die erste Sequenz auf seinem Laptop ab, die die Überw a chungskamera des Vans auf der Utah Street aufgenommen hatte. Sie wurde auf den großen Bildschirm für alle sichtbar übertragen. Es zeigte, wie Kia mit dem uralten Buick, den einer der Agents als Oldtimer bewundert hatte, in die Auffahrt eines der hinteren Häuser fuhr und ausstieg. Wayne zoomte das Bild heran. Es war deutlich zu erkennen, dass sie sich auffällig umsah und a n schließend am Haus vorbei zu der dünnen Hecke ging, die das Grundstück von dem der Lakers trennte, und hindurchschlüpfte. Besonders, da die K a mera mit Nachtsichtfunktion ausgerüstet war.
Wayne schaltete auf Standbild und deutete auf das Bild. „Im Zoom ist ganz klar erkennbar, was die Frau da tut – wenn man denn gezoomt hätte.“
„Sie haben uns gesagt, der Verdächtige ist ein Mann“, wagte jemand einz u wenden.
Wayne funkelte ihn kalt an. „Aber in Ihrer Ausbildung hat man Ihnen be i gebracht, immer damit zu rechnen, dass eine Annahme falsch sein könnte, dass ein Verdächtiger einen Komplizen haben könnte und dass alle mögl i chen unvorhergesehenen Dinge passieren könnten.“ Er ließ seine Stimme so frostig klingen wie nur möglich.
Der Sprecher errötete und blickte zu Boden.
Wayne schaltete die nächste Aufnahme ein, ebenfalls im Zoom. Sie zeigte Durant, der das Grundstück der Lakers über das Nachbargrundstück betrat, schwarz gekleidet, geduckt, jede Deckung ausnutzend, aber dennoch erken n bar. Er schlich zu einem Schuppen neben der Garage, in dem Gartengeräte aufbewahrt wurden. Deutlich war zu sehen, wie er sich an der Tür des Schuppens zu schaffen machte. Offensichtlich öffnete er es mit einem Die t rich oder einem ähnlichen Werkzeug, denn gleich darauf verschwand er im Schuppen. Der, wie Wayne persönlich bei der Ortsbegehung überprüft hatte, eine Verbindungstür zur Garage besaß, in der wiederum eine Tür zur Küche
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