Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenspur

Schattenspur

Titel: Schattenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
Vom Netzwerk:
verfallenen Hütte, vor der er stand.
    Kia musste nicht hineingehen, um zu wissen, dass Louis darin war. Sie spürte die faulige Ausstrahlung der Petro, die ihn umgab, bis nach draußen. Er erwartete sie, denn sie fühlte unter der Finsternis der Petro seine Vorfre u de, seinen Triumph, dass Kia endlich gekommen war.
    Er hätte sich kein besseres Versteck aussuchen können. Jenseits der Fort Jackson Road befand sich eine Siloanlage, die Kemira endete an einem gr o ßen Fabrikkomplex, und die Fort Jackson Road führte zum alten Fort Jac k son, das direkt am Savannah River lag. Obwohl das Fort ein Museum behe r bergte und eine Touristenattraktion darstellte, verirrte sich garantiert niemand zu dieser Hütte, die bei den meisten Einwohnern von Savannah längst in Vergessenheit geraten war; falls sie überhaupt von ihr gewusst hatten. Auße r dem sah sie so verfallen aus, dass man in ihr eher Ratten vermut e te, aber keinen menschlichen Bewohner, und deshalb einen Bogen um sie machte.
    Genau genommen beherbergte sie tatsächlich eine Ratte: Louis. Der in di e sem Moment aus der Hütte trat, ein selbstgefälliges, triumphierendes Lächeln auf dem Gesicht, und Kia gebieterisch zu sich winkte. Damit war Plan A g e storben. Wenn sie ausstieg und den Schlangenstab mitnahm, würde er s o fort wissen, was sie plante. Louis war jedoch nicht nur ein Papaloa, ein Hoheprie s ter, er war auch ein Krieger, der seine kämpferischen, seine tödlichen Fähigke i ten beim Militär erworben hatte. Zwar hatte er Kia auch darin ausg e bildet, aber er war ihr allein aufgrund seiner größeren Körperkraft überlegen. Sie hatte bei ihrem Kampf gegen Wayne festgestellt, dass sie gegen einen trainierten Na h kämpfer kaum bestehen konnte. Sobald Louis den Schlange n stab in ihrer Hand sah, hatte sie keine Chance mehr, den gegen ihn einzuse t zen.
    Also Plan B.
    Kia deckte den Stab mit ihrer Jacke zu, stieg aus und ging auf Louis zu. Sein Lächeln wandelte sich zu einem zähnefletschenden Grinsen. Seine Augen glühten im Licht der aufgehenden Sonne blutrot, aber keineswegs nur desw e gen. Sie konnte die Präsenz der Petro in ihm fühlen. Sie trat vor ihn hin und sah ihm in die Augen; wozu sie den Kopf in den Nacken legen musste, da sie ihm gerade bis zur Brust reichte. Er blickte ein paar Sekunden auf sie herab. Dann schlug er zu. Sein Handrücken klatschte schmerzhaft in ihr Gesicht und warf sie zu Boden.
    Kia unterdrückte einen Schmerzenslaut. Ebenso die aufsteigenden Tränen. Louis hatte ihr schon als Kind auf drastische Weise beigebracht, dass jede Demonstration von Schwäche wie Tränen oder Jammern noch härtere Schl ä ge nach sich zog, bis ihre Angst vor den Schmerzen größer war als der Schmerz und ihr die Kraft gab, die Schwäche zu unterdrücken.
    Sie stand auf und verzichtete darauf, die Hand gegen die geschlagene Wa n ge zu pressen. „Ich bin hier“, sagte sie stattdessen. „Jetzt lass die Seelen frei.“
    Die Art, in der Louis sie angrinste, sagte ihr zweifelsfrei, dass er das nicht tun würde. Damit hatte sie gerechnet.
    „Alles zu seiner Zeit.“ Seine Stimme hörte sich an wie eine Mischung aus Zischen und Knurren und schien ein flüsterndes Echo zu haben, als spr ä chen zwei Menschen gleichzeitig. „Zuvor gibt es noch etwas Wichtiges zu tun.“
    Er ging zu Kias Auto, riss die Beifahrertür auf und zog den Schlangenstab unter der Jacke hervor, die sie darüber gedeckt hatte. Mit einem tückischen Grinsen brach er den Stab über dem Knie entzwei, warf ihn zu Boden und zermalmte den Schlangenschädel mit sichtbarem Genuss unter seinem Fuß.
    Kia sog scharf die Luft ein und unterdrückte einen erschrockenen Ausruf. Offenbar hatte Louis bei dem flüchtigen Kontakt, den sie vorhin zu seinem Geist gehabt hatte, ihren Plan erkannt und von dem Schlangenstab erfahren. Verdammt! Nachdem er den zerstört hatte, besaß sie keine Möglichkeit mehr, seine Macht zu brechen und seine Verbindung zu den Petro zu durchtrennen. Ihr Vorhaben war gescheitert. Sie hätte heulen können.
    Sie tat es nicht. Schon deshalb nicht, um ihm nicht den Triumph zu gö n nen, sie getroffen zu haben. Schließlich war sie noch nicht vollständig am Ende. Doch das Einzige, was sie nun noch tun konnte, war, nach einem a n deren Weg zu suchen, um Louis aufzuhalten. Und bis dahin dafür zu sorgen, dass er die Seelen nicht vernichtete, die er in seiner Gewalt hatte.
    Er kam zurück und baute sich vor ihr auf. Kia war sich sicher, dass er sie erneut schlagen

Weitere Kostenlose Bücher