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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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doch mal versuchen. Ha!
    Die Flöte und die Harfe bewegten sich nach innen, eine Melodie klimperte, es klackte ein paarmal, dann hob sich der Deckel in die Höhe. Auf schwarzem Samt lag der Schlüssel. Ein feines Stück, gewoben aus kristallenen Spinnweben und eisklirrenden Träumen. Es schien, als wollte er im nächsten Augenblick zerbrechen, allein von meinem warmen Atem. Aber dem war nicht so, die Drachenträne, aus der der Schlüssel gefertigt war, gab nur Magie und Diamantschneidern nach, und auch das bloß dann, wenn beides gleichzeitig und geschickt eingesetzt wurde.
    Ich streckte die Hand nach dem Schlüssel aus, und Kli-Klis Medaillon verbrannte meine Haut mit Kälte. Um den Schlüssel herum loderte es kurz gelb auf, dann erlosch die Flamme wieder. Bunte Kreise tanzten mir vor den Augen. Dem Medaillon des Kobolds sei Dank, ich weiß nicht, was mir ohne es zugestoßen wäre.
    Ich nahm den Schlüssel und schloss meine Faust um ihn.
    Unsere Bande sind stark , flüsterte mir der Schlüssel ein letztes Mal zu, bevor er verstummte.
    Und jetzt nichts wie weg aus diesem gastfreundlichen Haus!
    Hinter mir knurrte es drohend. Ich achtete darauf, mich sehr langsam zur Tür umzudrehen.
    Da stand ein Hund. Ein großer Hund. Ein sehr großer. Ein ausgewachsener Imperiumshund mit kräftigen Pfoten, einem riesigen Kopf, einem abgeschnittenen Schwanz, spitzen Ohren und glattem kurzem Fell. Und mit beeindruckenden Zähnen. Der Hund hatte eine rötlich-fahle Farbe, Schnauze und Pfoten waren schwarz. Das Tier war angespannt wie eine Armbrust, das Fell im Nacken gesträubt.
    Wir starrten einander an. Nach wie vor achtete ich darauf, jede abrupte Bewegung zu vermeiden. Ich wich zum Fenster zurück, auch wenn mir dort der weitere Weg wegen des Gitters versperrt war. Aus diesem Zimmer kam ich nur durch die Tür wieder heraus. Ich musste den Hund töten, andernfalls würde ich hier festsitzen. Ich griff nach der Armbrust. Sofort fletschte der Köter die Zähne und funkelte mich wütend an. Im Bruchteil einer Sekunde hatte diese Bestie die paar Yards zwischen uns überwunden und blieb einen Zoll vor mir stehen. Der Hund bleckte die Oberlippe, um seine enormen Zähne zur Schau zu stellen. Ja, auf die kannst du stolz sein, du Vieh!
    »Ganz ruhig!«, säuselte ich und zeigte ihm meine bloßen Hände. »Ich tu dir doch nichts! Was hast du denn gedacht?! Ich wollte mich bloß mal am Rücken kratzen!«
    Klar! , sagten die Augen des Hundes.
    Der Köter stieß ein weiteres bedrohliches Knurren aus, schlug die Zähne aufeinander und ging einen Yard zurück.
    »Und jetzt?«
    Das musst du mir sagen!
    Ich schwöre bei Sagoth: Genau das dachte er!
    »Hör mal, ich bin nur versehentlich hier. Kannst du mich nicht einfach durchlassen?« Es kam mir reichlich beschränkt vor, mit einem Hund zu reden.
    Der Köter legte den Kopf auf die Seite, musterte mich eindringlich und streckte seine rosafarbene Zunge heraus.
    »Du bist so ein … dummer Hund!«, brummte ich, kam dann jedoch auf die Idee, die Sache anders anzugehen. »Nein, du bist ein guter Hund! Einfach großartig! Und so brav!«
    Das Tier zog die Zunge wieder ein, kniff die Augen zusammen und sah mich argwöhnisch an, als wittere es einen Doppelsinn in meinen Worten. Schließlich streckte er sich auf dem Boden aus und bettete den Kopf auf seine Vorderpfoten, dazu bereit, sich anzuhören, was dieser Zweibeiner noch zu sagen hatte.
    »Ach, was für ein Hund!«, fuhr ich fort, ihm um die Barthaare zu gehen. In den Augen des Köters spiegelte sich eine unendliche Langeweile. »Lässt du mich durch, ja?«
    Der Hund schnaubte. Obwohl es für ihn ein Kinderspiel gewesen wäre, riss er mich nicht in Stücke. Das Mistvieh wartete schlicht und ergreifend, bis sein Herr ins Zimmer kam und sich meiner annahm.
    Was konnte ich noch tun? An meine Armbrust ließ mich der verfluchte Köter nicht heran. Hätte ich nach meinem Messer gegriffen, so hätte mich dieses Biest wahrscheinlich zerfleischt. Was blieb? In meiner Tasche hatte ich einige Fläschchen mit Kampfzaubern, die ich mir für den Notfall aufgespart hatte. Vielleicht war es ja an der Zeit, einen einzusetzen.
    Doch selbst meinen Versuch, in die Tasche zu greifen, unterband der Köter durch ein bedrohliches Knurren.
    »Ich mach doch gar nichts!« Hastig riss ich meine Hand von der Tasche weg. »Hör mal, Hund! Warum lässt du mich nicht einfach raus? Ich geb dir auch einen schönen Knochen dafür!«
    Das Tier gähnte nur. Mir kam noch ein Einfall.

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