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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Weibsbild macht mich halt nervös …«
    Lautlos nahm ich die Glashaube von der Laterne neben der Tür und drückte den Docht aus. Dieser Teil des Ganges versank im Halbdunkel. Nun konnten mich die beiden aus dem Zimmer heraus nicht mehr sehen.
    Ich spähte durch den Türspalt. Der zarte Geruch des Schönen Krauts stieg mir in die Nase. Bleichling und ein anderer Kerl saßen am Tisch und würfelten. Vor jedem lag ein Haufen verschiedener Münzen. Rolio saß mit dem Rücken zu mir. Am liebsten hätte ich einen Bolzen zwischen seinen Schulterblättern versenkt und dieses Problem damit ein für alle Mal aus der Welt geschafft.
    »Verzeih mir, Rolio, aber statt wegen dieser Dame so unruhig zu sein, solltest du lieber deinen Auftrag erfüllen. Der Kerl lebt doch immer noch, obwohl schon mehr als ein Monat vergangen ist.«
    »Kümmer du dich um deine Angelegenheit, ich kümmer mich um meine!«, blaffte Bleichling.
    Schritte waren zu vernehmen, jemand stapfte so laut daher, dass ich ihn hörte, lange bevor er im Gang auftauchte. Ich sprang von der Tür weg und sah mich verzweifelt nach einem Versteck um.
    »Was ist?«, hörte ich die Stimme des Rauchers.
    »Da ist jemand.«
    »Wo?!«
    »Vor der Tür.«
    Ein Stuhl scharrte über den Boden. Sieben Yard von mir entfernt gab es eine Nische, in der eine riesige, mannshohe Vase mit Blumen stand. Ich stürzte dorthin, in der Hoffnung, mich hinter der Vase verbergen zu können. Zwischen ihr und der Wand gab es zwar kaum Platz, ich schaffte es aber trotzdem, mich in die Lücke zu zwängen.
    Der Stapfer schwankte an mir vorbei durch den Gang. Der Mann war sturzbesoffen. Er wäre beinahe in Bleichling hineingelaufen, als dieser mit einem Wurfstern in der Hand in den Gang gesprungen kam.
    »Dummkopf!«, brüllte Bleichling und machte ein verächtliches Gesicht, als er den Mann von sich wegstieß.
    Der andere fiel zu den Boden. »Danke, hicks.«
    »Siehst du, Rolio, alles in Ordnung«, sagte Bleichlings Würfelpartner.
    »Ich wollte euch nichts, hicks. Wirklich nicht. Ehren-, hicks, -wort! Hab mich, hicks, verlaufen!«
    »Schnauze!«
    Bleichling suchte mit einem raschen Blick den Gang ab und ließ den Stern in der Hand kreisen. Schließlich befestigte er die Waffe wieder am Gürtel.
    »Hast recht, Wanze, alles in Ordnung. Und du geh schlafen!«
    »Danke, hicks.«
    Bleichling stieß verärgert die Tür zu, der Besoffene blieb auf dem Teppich liegen.
    Ich schlich mich aus meinem Versteck, der Betrunkene versuchte aufzustehen und kümmerte sich nicht im Geringsten um mich. Vermutlich bekäme er nicht einmal mit, wenn ich einen Schamanentanz vor ihm aufführte.
    Am Ende des Ganges lag die Galerie. Der große Saal wirkte jetzt, ohne Musik, herumwimmelnde Bedienstete und in Seide gewandete Adlige, leer und kalt. Selbst die Wachtposten am Eingang fehlten. Es gab keine Kerzen, keine Fackeln und auch keine Laternen, nur Dunkelheit und Stille. Durch die hohen, spitzbogigen Fenster blickte der Mond herein, der hinter den Wolken hervorgekommen war.
    Abermals spürte ich das Kitzeln im Bauch und den Ruf des Schlüssels.
    Im Gang mit den Porträts brannten nur wenige Lampen. Die Schatten huschten über die Wände und spielten miteinander Fangen. Ob der Graf kein Licht mochte? Die Vorfahren von Balistan Pargaide sahen mich von den Gemälden herab an, in ihren Augen nahm ich kaum noch den freundlichen Spott wahr. So seltsam es auch klingen mag, aber die Menschen, die auf den Bildern dargestellt waren, blickten den Eindringling mit finsteren Mienen an.
    Kurz durchfuhr mich eine abergläubische Angst. For hatte mir einmal ein Märchen erzählt, in dem die Menschen in Bildern lebendig wurden und einen Dieb töteten. Alles Unsinn! Abergläubischer Kokolores, mehr nicht! Ich warf noch einen kurzen Blick auf Suowik Pargaide. Bei Sagoth! Wer auch immer der Maler gewesen sein mochte, er hatte unglaubliches Talent gehabt, dieser Hundesohn! Es hätte mich tatsächlich nicht gewundert, wenn Suowik jetzt aus dem Bild heraus auf den Boden gesprungen wäre.
    Ich bin hier! , sang der Schlüssel. Hier! Die Bande rufen dich!
    Vor dem Schlafgemach des Grafen stand niemand Wache. Auch das war merkwürdig. Für gewöhnlich stellen die hochwohlgeborenen Herrschaften gern ein paar Posten vor ihrer Tür auf, damit ihre ruhelosen Träume nicht gestört werden. Den Schlafzauber hätte ich also gar nicht mitzuschleppen brauchen.
    Ich holte die Nachschlüssel heraus, steckte einen ins Schloss und drehte ihn herum. Es war gar

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