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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Ohrabschneider.«
    »Garrett, Kli-Kli, bleibt hinter mir, falls was geschieht, kümmere ich mich um die Kerle«, sagte Hallas.
    »Unser Beschützer!«, kicherte Kli-Kli, folgte aber dem Rat des Gnoms und zügelte Fieder.
    Die beiden Späher ritten langsam vor uns her. Die Straße war ruhig und still. Hier lagen die gepflegten Häuser reicherer Leute. Die bunt bemalten Fensterläden und Türen wirkten jetzt wie eine grausame Drohung. Die Straße wurde immer breiter, die gelb und blau gestrichenen Häuser und Zäune immer größer. Bei allen Häusern waren die Türen ausgehängt und auf den Boden gelegt worden. Hier hatte jemand mit dem Beil ganze Arbeit geleistet. Auf einer Vortreppe lag die Leiche eines Menschen – mit Pfeilen gespickt. Wie bei allen Toten im Dorf fehlte ihm der Kopf. Ich wandte mich ab. Für heute hatte ich genug Tote gesehen.
    Linker Hand wichen die Häuser nun Gärten. Dichte Büsche entlang einer Straße bedeuten immer eine Gefahr, denn in ihnen kann sich eine ganze Orkarmee verstecken. Genau wie in den dichten Apfelbäumen ein Bogenschütze lauern könnte. Die Soldaten spähten alles aufmerksam aus, doch in den Büschen regte sich nichts, nur einmal stieg eine Bachstelze daraus auf und brachte sich wild schreiend hinter den Bäumen in Sicherheit.
    Das Ende von Wegscheide kam in Sicht. Rechts lagen nur noch drei Häuser und ein kleines Feld, dann folgte Tannenwald, links erstreckte sich ein Kohlfeld. Kli-Kli schlug vor, ein paar Köpfe fürs Abendessen mitzunehmen, schließlich würden die hiesigen Bauern sie ja nicht mehr brauchen. Und natürlich verlangte der Kobold von mir, ich solle sie besorgen. Nach allem, was ich in diesem Dorf gesehen hatte, war mir jedoch der Appetit vergangen, was ich dem Narren auch sogleich mitteilte.
    Die Katastrophe ereignete sich, als niemand mehr damit rechnete. Die Türen der beiden letzten Häuser krachten gleichzeitig zu Boden, und durch den Staub, der nach dem Aufprall aufstieg, flogen Pfeile.
    Verletzte schrien, die Waffen klirrten, die Pferde wieherten.
    »Orks!«
    »Die Ersten!«
    »Zu den Waffen!«
    »Blast das Horn!«
    Das Kriegshorn erklang – und verstummte sofort wieder. Der Hornist bekam einen Pfeil in die Kehle, ließ das Instrument fallen und fiel vom Pferd. Nun erklang auch das Horn der anderen. Von weiter her war Waffengeklirr zu hören. Auf Hilfe brauchten wir also nicht zu hoffen, die zweite Einheit saß genauso in der Falle wie wir.
    »Nein!«, schrie der Narr und sah mich mit wahnsinnigen, angstgeweiteten Augen an.
    An alles, was dann geschah, erinnere ich mich nicht gut – und gleichzeitig doch viel zu gut. Ich war zwar weiter ich, aber ich sah mich auch von außen. Der Kampf prägte sich mir auf ewig ins Gedächtnis ein, es war ein Albtraum, ein frosterstarrter Traum, der mit einem Beil in einzelne Eissplitter zerschlagen worden war.
    Noch einmal flirrten die Bögen, dann stürzten sich die Orks mit gezückten Yataganen auf uns. Sie taten das völlig wortlos, und dies war vielleicht das Schrecklichste, was ich bisher erlebt hatte. Wie heißt es doch: Die Angst hat große Augen. In diesen Sekunden kam es mir so vor, als seien die Orks – was die Anzahl betraf – unglaublich viel mehr als wir.
    Da wir uns ganz am Ende befanden, fingen den ersten und fürchterlichsten Schlag die Soldaten aus dem Grenzkönigreich ab. Und Ell. Ich sah, wie ein Pfeil im Sehschlitz seines Helms zitterte, wie der Elf daraufhin nach hinten torkelte, auf den Rücken fiel …
    Die wenigen Armbrüste der Soldaten klackten, einige Orks fielen, die Übrigen stürmten weiter schweigend auf uns zu. Die Grenzreicher empfingen die Orks mit ihren Schwertern und Lanzen, zum Angriff bereit. Ein unbeschreibliches Gemetzel brach los, Flüche und Schreie, Waffengeklirr und Röcheln. Die Orks ließen sich nicht dadurch beirren, dass sie berittenen Gegnern gegenüberstanden. Ein Ork hielt auf mich zu, ich gab einen Schuss ab, traf aber nicht und schoss also ein zweites Mal. Der Feuerbolzen bohrte sich in den Schild des Ersten, explodierte und verwandelte den Feind in ein lohendes Holzscheit.
    »Met!«, brüllte ich. »Gib mir Deckung!« Ich musste die Armbrust so schnell wie möglich nachladen.
    Die Orks waren immer noch mit den Männern aus den ersten Reihen beschäftigt, sodass wir am Ende des Zuges zwanzig kostbare Sekunden zur Verfügung hatten, um den Ersten mit einem Regen des Todes zu antworten. Wahrscheinlich hatte ich nie zuvor meine Armbrust derart schnell geladen.

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